Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet PAULA

(getauft am 22.04.2013)

 

Am 22.04. befand sich in der mittleren Troposphäre in 5,5 km eine kräftige Höhenströmung,  die von der Nordostküste der USA bis nach Großbritannien reichte. Über dem Nordatlantik und dem zentralen Mittelmeerraum hatten sich zwei Höhentiefs gebildet, sogenannte Kaltlufttropfen, die südlich der Strömung lagen und damit von den kalten Luftmassen abgeschnitten waren. Zwischen diesen beiden Kaltlufttropfen entstand ein kleines Höhenhoch, ca. 500 km nordöstlich der Azoren, welches für die Bildung eines neuen Hochdruckgebietes am Boden verantwortlich war. Dieses Hochdruckgebiet wurde in der Prognose für den Folgetag auf den Namen PAULA getauft. Die Lage der Zentren von Boden- und Höhenhoch war fast identisch. Da Hochdruckgebiet PAULA nordöstlich der Azoren lag, herrschte auf der Inselgruppe eine Ost- bis Südostströmung vor. Mit ihr wurde ein langgestrecktes Wolkenband von der Nordwestküste Nordafrikas herangeführt, sodass sich die Sonne an diesem Tag nur selten zeigen konnte. Das verdeutlicht die geringe Temperaturspanne zwischen der Höchsttemperatur von 16°C und dem Tiefstwert in der folgenden Nacht von 15°C.

Am 23.04. erschien Hochdruckgebiet PAULA erstmals namentlich auf der Bodenwetterkarte, wobei das Zentrum mit einem Kerndruck von etwa 1026 hPa weiterhin nordöstlich der Azoren analysiert wurde. Das Wolkengebiet hatte sich südwestlich der Inselgruppe auf den Atlantik zurückgezogen, sodass wieder die Sonne scheinen und die Tageshöchstwerte auf 20°C ansteigen konnten. Im Laufe des Tages verlagerte sich das Höhenhoch zum Golf von Biskaya. Das Zentrum von PAULA folgte dem Höhenhoch und verstärkte sich dabei leicht. Auf der Iberischen Halbinsel wurden bei verbreitet wolkenlosem Himmel die Höchstwerte in Sevilla und Lissabon mit je 25°C erreicht, in Porto stieg das Thermometer bis auf 24°C.

Am 24.04. lag das Zentrum von Hoch PAULA über der Po-Ebene. Mit einem Kerndruck von knapp über 1030 hPa erreichte es seinen höchsten Druck. Neben nur einzelnen Quellwolken blieb es über den Alpen und südlich davon bei sonnigem Wetter trocken. In Bozen, Florenz und Bukarest wurden mit 26°C die höchsten Werte registriert, aber auch in Budapest, Belgrad, Zagreb und Rom wurde mit 25°C ein Sommertag verzeichnet, bei dem die Höchsttemperatur mindestens 25°C beträgt. Durch das wolkenlose und vielfach windstille Wetter konnte sich die Luft in der folgenden Nacht ungehindert auskühlen. In Bozen und Bukarest wurde 8°C bzw. 7°C als Tiefstwerte gemessen, in Ljubljana ging die Temperatur nach einem Höchstwert von 23°C sogar bis auf 3°C zurück. In Deutschland wurde tagsüber nur im Oberrheingraben die 25°C-Marke knapp erreicht. In den übrigen Landesteilen gab es ein Südwest-Nordost-Gefälle von 23°C bis 17°C, nur auf den Nordseeinseln und auf Usedom war es mit 8°C bis 14°C kühler. Die Südhälfte Deutschlands verzeichnete mit 12 bis 13 Stunden die höchste Sonnenscheindauer, im Osten wurden 10 bis 11 Stunden und im Nordwesten nur 6 bis 9 Sonnenstunden registriert. Hierfür waren Ausläufer von Tief QUIRIN verantwortlich, die einige dichte Wolkenfelder heranbrachten.

Am 25.04. hielt sich Hoch PAULA weiterhin mit dem Zentrum über Norditalien. Hierbei konnte sich die subtropische Meeresluft weiter erwärmen und in subtropische Festlandsluft umwandeln. Das Temperaturniveau vom Vortag stieg allgemein um 2 bis 3°C an, wobei in Belgrad und Bozen mit 28°C die Höchstwerte gemessen wurden. In vielen anderen südosteuropäischen Regionen wurde die 25°C-Marke ebenfalls überschritten. In der Südhälfte Deutschlands schien die Sonne nochmals 11 bis 13 Stunden. In Teilen Baden-Württembergs und Hessens konnte ebenfalls ein Sommertag verzeichnet werden, z.B. in Freiburg mit 25,4°C, Mannheim mit 25,8°C und Frankfurt/Main mit 25,6°C.

Am 26.04. verlagerte sich Hoch PAULA zum Balkan. Damit gelangte es in den Bereich eines kräftigen Höhenhochs mit Zentrum über dem zentralen Mittelmeer. Hochdruckgebiet PAULA erreichte trotz eines leicht rückläufigen Kerndrucks von 1023 hPa die flächenmäßig größte Ausdehnung. Das Hoch erstreckte sich von Südfrankreich bis über den Osten der Türkei, sowie von Polen bis nach Libyen und Ägypten. Erneut stieg das Temperaturniveau in der trockenen Luft über dem Balkan um bis zu 3 Grad an. Dadurch wurde in Belgrad mit 30,7°C der erste heiße Tag des Jahres verzeichnet, wobei 19 Tage zuvor noch ein Maximum von 7,9°C gemessen wurde. Budapest und Bukarest verfehlten mit 29°C nur knapp die 30°C-Marke, die in Tripolis mit 32°C überschritten wurde.

Obwohl das kräftige Höhenhoch über dem Mittelmeer stabil blieb und sich nur leicht nach Osten verschob, verlagerte sich Hoch PAULA am 27.04. mit der Höhenströmung über das Schwarze Meer zum Kaukasus. In den Küstenstädten Odessa und Sotschi wurden trotz wolkenlosem Himmel nur 18°C bzw. 19°C als Höchsttemperatur erreicht. Das noch kalte Wasser des Schwarzen Meeres hatte somit einen merklichen Einfluss auf das Temperaturniveau. Hochdruckgebiet PAULA zog mit der Strömung weiter nach Osten und erschien daher an diesem Tag letztmalig auf der Berliner Wetterkarte.


 

Geschrieben am 15.06.2013 von Matthias Treinzen

Wetterkarte: 25.04.2013

Pate: Klaus Wierzbicki