Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet PAUL

(getauft am 02.05.2020)

 

Am 02.05.2020 um 00 Uhr UTC befand sich eine ausgeprägte Hochdruckbrücke über dem Nordatlantik. Eine Hochdruckbrücke ist eine Verbindung zwischen zwei benachbarten Hochdruckgebieten, die Tiefdruckgebiete voneinander trennen. Das erste Hoch befand sich über Grönland mit einem Kerndruck von 1020 hPa und das zweite mit einem Kerndruck von 1030 hPa über dem Nordwestatlantik. Im Tagesverlauf spaltete sich vom Hoch über Grönland ein Gebiet hohen Luftdrucks ab und verlagerte sich südöstlich in Richtung Mitteleuropa.

Auf der Bodenwetterkarte für 03.05.2020 um 12 Uhr UTC wurde das Hoch PAUL vorhergesagt. Das Hochdruckgebiet PAUL war kein gemeinsames Gebiet von hohem Luftdruck. Stattdessen gab es zwei Hochdruckzentren, die mit römischen Ziffern klassifiziert wurden. Das Hoch PAUL I mit Zentrum über Westisland hatte ein für ein Hoch relativ mäßigen Luftdruck von 1020 hPa. Das Einflussgebiet dessen bezog sich auf den Nordatlantik. In der isländischen Hauptstadt Reykjavík wehte mäßiger Wind, Windstärke 4, aus westlicher Richtung. An exponierten Orten Islands gab es auch Böen der Stärke 5 bis 7. Die Tageshöchsttemperatur betrug in Akureyri 7°C bei wechselnder Bewölkung. Das zweite Hoch, PAUL II, hatte sein Einflussgebiet vor allem über Frankreich mit 1015 hPa, welches nah am Normaldruck der Atmosphäre, 1013,25 hPa, war. Im Süden sowie Westen des Hochs befand sich ein Tiefdrucksystem bestehend aus Warm- und Kaltfront, welche die Ausbreitung begrenzten. Zudem führte dieses System zur Reduktion der Sonnenstunden in Teilen Frankreichs. In Dinard gab es nur 6h an Sonnenschein, welches vergleichend mit den 12,5h Sonnenschein in Montpellier wenig ist. Dabei muss beachtet werden, dass Montpellier auf der anderen Seite der Front des Tiefs lag. Im Verlauf des Tages wechselte die Bedeckung des Himmels von bewölkt auf bedeckt. Dabei wurde in Frankreich im Bereich des Hochs meist eine Höchsttemperatur von rund 20°C erreicht. In Richtung Osten hatte das Hoch PAUL II Einfluss auf Deutschland, Österreich, den Norden der Schweiz, den Westen Polen sowie Teile Tschechiens.

In der Nacht zum Montag, den 04.05.2020, verlagerte sich das Hoch PAUL I in Richtung Südosten und konnte auf der Bodenwetterkarte um 00 Uhr UTC mit einem Luftdruck von 1025 hPa analysiert werden. Dieses hatte nun eine Wirkung auf das Wettergeschehen in Island sowie auf den Norden der Britischen Inseln. In Eyrarbakki, Island, gab es an dem leicht bis mäßig bedeckten Tag eine Höchsttemperatur von 9,2°C bei Südwestwind. Im Süden Islands wurden Böen der Stärke 5 bis 7, vereinzelt auch Stärke 9, gemessen. Auf den Britischen Inseln wurden etwas wärmere Tageshöchsttemperaturen gemessen, wie in Altnaharra mit 12,2°C bei heiterer Bewölkung. Das zweite Hoch PAUL II war mit einem Kerndruck von 1020 hPa über den österreichischen Alpen zu verorten. PAUL II hatte Einfluss auf das Wetter in Süddeutschland, Polen, Tschechien, Ungarn sowie Italien. Je nach Region gab es sonnige Abschnitte. Im Norden des Einflussbereichs war es bewölkt und im Süden gab es sogar wolkenlose Tagesabschnitte. In der deutsch-österreichischen Grenzregion wurden einzelne Regenschauer an den Wetterstationen registriert. Am wärmsten war es am Montag in Italien, wie zum Beispiel in Ferrara mit 25,4°C. Da in Ferrara die Tageshöchsttemperatur über 25,0°C lag, konnte dieser Montag als Sommertag in die Geschichtsbücher verzeichnet werden. In den anderen Regionen lagen die Höchsttemperaturen zwischen 15°C und 20°C.    

Am 05.05. um 00 Uhr UTC konnte im ehemaligen Einflussbereich von Hoch PAUL II ein Frontensystem eines unbenannten Tiefs verortet werden, welches sich in den letzten Tagen intensivieren konnte mit einem Druck von 1015 hPa. Aus PAUL I vom Vortag wurde nun das Hoch PAUL mit einer Verlagerung in Richtung Südosten. Der Druck im Kern blieb konstant bei 1025 hPa. Das Hoch nahm nun vor allem Einfluss auf die Nordsee und die daran angrenzenden Ländern. Die Wirkung ist gut zu erkennen bei der Betrachtung der Luftdrücke der einzelnen Wetterstationen, ob an Land oder auf See. Die Temperaturen lagen im Schnitt bei 11,5°C. Im Norden lagen die Tageshöchstwerte zwischen 8°C bis 12°C und im Süden des Hochs verteilt zwischen 8°C bis vereinzelten 18°C. Es wehte frischer Wind. Dies bedeutet auf der Beaufort-Skala die Stärke 5. Gebietsweise wehte der Wind auch schwach bis mäßig, Stärke 3 bis 4 entsprechend. Im Gegensatz zum Norden Deutschlands wurde der Süden von der Warmfront des bereits erwähnten Tiefdruckgebietes bestimmt.

Im Vergleich zum Vortag verlagerte sich in der Nacht zum 06.05. das Einflussgebiet des Hochs, dennoch blieb der Luftdruck gleich. Es kam zur Reduzierung der Wirkung in Skandinavien. Skandinavien war zum Zeitpunkt um 00 Uhr UTC nur noch am Rande des Einflussgebietes. Das Zentrum konnte immer noch über der Nordsee bzw. dem Osten der Britischen Inseln verortet werden. Hoch PAUL gewann nun an Bedeutung über Mitteleuropa. Es wurde im Süden und Westen allerdings von einem Tiefdrucksystem begrenzt. Zu 18 Uhr UTC am 06.05.2020 gab es kaum Temperaturunterschiede zwischen den Britischen Inseln und der Bundesrepublik Deutschland. In Wattisham wurden als Tageshöchstwert 15,4°C registriert und in Grambeck 16,1°C, in der Feldberger Seenlandschaft 15,6°C sowie am Flugplatz bei Ingolstadt 15,5°C. In Dänemark wehte starker bis steifer Wind innerhalb von 6 Stunden, welche um 18 Uhr UTC ausgewertet wurden. Dies entspricht Windgeschwindigkeiten von 39 km/h bis 61 km/h. Vergleichend dazu wurden in Deutschland Windgeschwindigkeiten von 20 km/h bis 38 km/h gemessen, was mäßigem bis frischem Wind entspricht. In Deutschland war es meist wolkenlos oder heiter, nur entlang der Elbe gab es starke Bewölkung. Niederschlag gab es nicht.

Am 07.05. um 00 Uhr UTC hatte Hoch PAUL nun fast kompletten Einfluss auf die meteorologischen Messwerte in Mitteleuropa. Nur der Golf der Biskaya und angrenzende Regionen wurden kontrolliert von einer Warmfront eines unbenannten Tiefdrucksystems. Norwegen und Schweden wurden ebenfalls durch eine Warmfront eines Systems von tiefem Luftdruck mit Zentrum über Island abgeschnitten. Das Hoch PAUL hatte zwei Zentren. Zum einen das unveränderte über der Nordsee und zum anderen über dem Breisgau. Beide hatten einen Kerndruck von 1025 hPa. In den Morgenstunden wurde an einigen Wetterstationen Nebel gemeldet. Ab dem Vormittag wurde an den Wetterstationen die Veränderung des Bedeckungsgrad als Wettererscheinung gemeldet. Die Veränderungen können abnehmend, zunehmend oder als gleichbleibend gemeldet werden. Die Tageshöchsttemperaturen waren regional unterschiedlich. In Benson wurden 22,5°C, in Rostock-Warnemünde 13,3°C, in Colmar-Meyenheim 25,4°C und in Gourdon 26,1°C gemessen. Der Wind blieb relativ zum vorherigen Tag ähnlich. Im Tagesverlauf wurde es von Westen nach Osten immer mehr sonniger. So wurden in Quedlinburg über 11 Stunden Sonnenschein registriert. Da die Sonnenscheindauer meist in Wechselwirkung mit dem Bedeckungsgrad steht, ist es kein großes Mirakel, dass kein Niederschlag an den deutschen Wetterstationen registriert wurde.

Ein unbenanntes Tiefdrucksystem über den Britischen Inseln und Südskandinavien hatte zur Folge, dass sich das Hoch PAUL nach Süden verlagerte. Im Einflussgebiet des Hochs lagen Fronten aller Art des im Westen benachbarten Tiefs AKI. Das Hoch hat wieder zwei Zentren. Zum einen über dem Nationalpark Berchtesgaden, zum anderen über Palermo. Es gab im Vergleich zum Vortag eine Minderung des Luftdrucks von 5 hPa auf 1020 hPa. Das Tief AKI und dessen Fronten verlagerten warme Luft aus Spanien in den Süden Deutschlands, in das 3-Länder-Eck Frankreich, Schweiz, Deutschland sowie nach Norditalien und Westösterreich. Die Maximaltemperaturen waren so hoch, dass man in vielen Regionen von einem Sommertag sprechen konnte. In Riegel wurden 29,1°C, in Innsbruck 26,6°C, in Pratval 26,4°C und in Firenze 28,0°C gemessen. Aufgrund des zunehmenden Tiefdruckeinflusses im Norden Mitteleuropas nahm der Bedeckungsgrad im Verlauf des Tages zu. Da der tiefe Luftdruck nur im Norden herrschte, merkte man dies im Süden noch nicht. Dort war der Bedeckungsgrad noch immer heiter bis wolkig.

Aufgrund der Warmfront vom Tief AKI am 09.05. um 00 Uhr UTC, mit Zentrum über der Biskaya, hatte das Hochdruckgebiet wie zu Beginn wieder zwei eigenständig benannte Hochdruckzentren. Diese wurden wie zuvor mit römischen Ziffern gekennzeichnet. So ließ sich PAUL I im Süden Europas mit einem Druck von 1020 hPa verorten. Genauer gesagt war sein Einflussbereich über dem Tyrrhenischen Meer, dem Adriatischen Meer und dem Ionischen Meer sowie der angrenzenden griechischen Küste und zahlreichen Inseln. Über dem Mittelmeer zwischen dem Ionischen Meer und Libyen gab es zudem auch Hochdruckeinfluss. PAUL II beeinflusst das Wettergeschehen in Deutschland, Polen, Tschechien, Ungarn und dem Norden des Balkans. Die Wetterbeobachtungen begrenzten sich in beiden Zentren auf die Veränderung des Bedeckungsgrades.  Die warme spanische Mittelmeerluft im Süden des Hochs PAUL II war standhaft bei einem Luftdruck von 1017 hPa. Zudem erhöhten sich die Temperaturen auch im Rest der Bundesrepublik Deutschland, was auch der heiteren Bedeckung zu verdanken war. In Deutschland lagen die Temperaturen zwischen 22,5°C wie in Aachen-Orsbach und 26,9°C im bayrischen Rosenheim. In Österreich war es ähnlich sommerlich warm mit zum Beispiel 26,3°C in Innsbruck. In Südtirol stiegen die Temperaturen weiter auf knappe 27,0°C in Brixen. Im Gebiet des Hochs PAUL I wurden ähnliche Temperaturen gemessen. In Dubrovnik-Gorica wurden 21,6°C gemessen. In Banja Luka wurden 30,0°C erreicht. Somit ist der 09.05.2020 in Banja Luka nach meteorologischer Einstufung ein Heißer Tag gewesen. An der italienischen Adriaküste, in Bari, wurden sommerliche 26,1°C gemessen. Der Bedeckungsgrad des Himmels war an diesem Tag wolkenlos bis wolkig. Wolkig entspricht der halben Bedeckung des Himmels.

Der Einfluss des Hochs PAUL I verbreiterte sich auf am 10.05. in den Osten des Kartenausschnitts der Berliner Wetterkarte. Das Hoch PAUL II vom Vortag teilte sich nochmal in PAUL II über Polen, Weißrussland und Litauen und in PAUL III über Ungarn, Slowakei, Rumänien, Moldawien und der ukrainischen Schwarzmeerküste. Gesamt betrachtet wirkte der Komplex des Hochdruckgebietes PAUL im Osten und zum Teil im Süden Europas mit einem Druck von 1015 hPa. In Mittel- und Westeuropa bestimmten Tiefdruckgebiete das Wettergeschehen, unter anderem war dies die Tiefs AKI und BRITTA. In den Bereichen der Hochdruckgebiete PAUL I, PAUL II und PAUL III gab es keine extremen Wetterbeobachtungen. Auch zu dem Tag beschränkte sich die Wetterbeobachtung auf die Änderung der Bewölkung. Im Einflussgebiet von PAUL I wurden sommerlich warme bis heiße Temperaturen gemessen. So wurden am Athener Flughafen Tatoi 26,3°C, in Serrai 30,8°C und in Karlovar 30,0°C gemessen bei mäßiger bis starker Bewölkung. In den Regionen von PAUL II und PAUL III wurden Temperaturen zwischen 21,0°C und 24,0°C gemessen.

Im Verlauf des vergangenen Tages verbunden sich die drei Hochdruckzentren wieder zu einem, zum Hoch PAUL. Dieses hatte sich bis zum 11.05.2020 um 00 Uhr UTC mit einem Kerndruck von 1020 hPa über die Türkei, Georgien und die russische Schwarzmeerküste verlagert. Der Einfluss reichte bis nach Griechenland sowie an die angrenzenden Staaten des Schwarzen Meeres.

Am letzten Tag des Hochs PAUL auf der Berliner Wetterkarte, dem 12.05.2020 um 00 Uhr UTC, befand sich dieses zum genannten Zeitpunkt über der Stadt Tiflis mit einem Luftdruck von 1015 hPa. An diesem Tag gab es einmal mehr nur geringe Bewölkung bei maximal 24,7°C in Muhrani und 28,4°C in Kutaisi.