Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet PAUL
(getauft am 28.04.2006)
Über den Polargebieten befinden sich in der Regel Hochdruckgebiete mit kalten arktischen
Luftmassen. Ende April wanderte durch die starke Höhenströmung ein Teil dieser polaren
Luftmassen über der Ostseite des Europäischen Nordmeeres leicht nach Süden.
Durch seinen inzwischen großen, bis zum Schwarzen Meer reichenden,
Einflussbereich wurde dieses Hochdruckgebiet am 28.04.2006 auf den Namen PAUL
getauft.
Zu
dieser Zeit hatte PAUL auch seinen höchsten Kerndruck mit etwa 1041 hPa über der Halbinsel Kanin in der Barentssee erreicht.
Die Temperaturen kamen in seinem Kernbereich auch tagsüber immer noch nicht
über den Gefrierpunkt hinaus, was der dort noch vorhandenen hohen Schneedecke
geschuldet werden musste. In Workuta im äußersten
Nordosten des europäischen Russlands lagen zur der Zeit noch 40 cm Schnee.
Aufgrund seiner blockierenden Lage verhinderte PAUL das Abziehen von Tief
WENDELINE, die somit nahezu stationär über Mitteleuropa zu liegen kam und über
Tage hinweg für trübes und regnerisches Wetter sorgte.
In den
folgenden Tagen verlagerte sich PAUL nur sehr langsam und lag am 03.05. noch
immer nördlich von St. Petersburg. Auch sein Einflussbereich war bis dahin
weitgehend unverändert und bescherte weiten Teilen Ost- und Nordeuropas
weiterhin sonnenscheinreiches, aber vor allem nachts noch kaltes Wetter. Die
nun schon lang anhaltende Sonneneinstrahlung sorgt aber tagsüber für eine
rasche Erwärmung. So lag die Temperatur beispielsweise im Süden Finnlands um 3
Uhr UTC gebietsweise noch bei -5°C, innerhalb von nur 3 Stunden erfolgte ein
Anstieg von teilweise mehr als 10°C, und bereits um 9 Uhr UTC wurden 11 bis
13°C gemessen.
In den
nächsten Tagen zog PAUL langsam nach Südwesten weiter. Damit beeinflusste er
auch zunehmend das Wetter in Deutschland. Durch den südöstlichen Bodenwind
wurde nun trockene und warme Luft heran transportiert, die nur zu geringer
Wolkenbildung führte und einige Gebieten schon erste Sommertage mit
Höchstwerten über 25°C bescherte. Zum 05.05. verlagerte sich PAUL mit seinem
Zentrum vom Finnischen zum Bottnischen Meerbusen und verstärkte sich nun nach
einer Phase der Abschwächung wieder auf einen Kerndruck von knapp 1040 hPa.
Jetzt
hatte PAUL auch den größten Einfluss auf das Wetter in ganz Europa. So reichte
das von ihm hervor gerufene, meist sonnige Wetter vom Nordkap bis nach Ägypten
und von Frankreich bis ans Kaspische Meer. Auch den nächsten Tag blieb das
Hochdruckzentrum recht stabil. Dabei entstanden über Deutschland meist nur
harmlose Quellwolken und die Sonne konnte 10-14h jeden Tag scheinen, meist mit
Tageshöchstwerten zwischen 20 und 25°C. Der Kern von PAUL lag am 09.05.
schließlich vor der Atlantikküste Norwegens. Von nun an schwächte sich das
Hochdruckgebiet immer weiter ab und wanderte über die Nordsee. Am 11.05. bestimmte
das Hochdruckgebiet PAUL nun schon über 8 Tage durchgehend das Wetter in Nord-
und Mitteldeutschland.
Nachdem
PAUL am 11.05. eine Hochdruckbrücke mit dem Hoch QUIRIN bildete, erschien es am
12.05.2006 das letzte Mal auf der Berliner Wetterkarte und löste sich als
eigenständiges Hochdruckzentrum auf.
PAUL
war somit über 15 Tage hinweg auf der Wetterkarte präsent und brachte in den
ersten 10 Tagen des Monats Mai schon 51% der normalen Sonnenscheindauer und bis
zu diesem Zeitpunkt eine um 3,9K zu hohe Mitteltemperatur an der Station
Berlin-Dahlem.
Geschrieben am 23.06.2006 von Thomas ‚Ballack’
Schubert
Wetterkarte: 05.05.2006
Pate: Manfred Schaich