Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet PETER
(getauft am 02.05.2016)
Am Vormittag des 02.05.2016 wurde von den Meteorologen
der Berliner Wetterkarte ein Hochdruckgebiet in der Prognose für den Folgetag auf
den Namen PETER getauft, welches in den kommenden Tagen das Wettergeschehen in
Mitteleuropa beeinflussen sollte. Dieses Hoch bildete sich in den Abendstunden
des 02.05. als Ableger des Azorenhochs über dem nordöstlichen Atlantik und
verlagerte sich in der starken Westströmung zügig in Richtung Westeuropa. Bis
zum Morgen des 03.05. war das Hoch PETER über den Golf von Biskaya gezogen, der
Luftdruck im Zentrum war dabei auf über 1030 hPa angestiegen. Das Hoch PETER
zog nun weiter in Richtung des Ärmelkanals und sorgte dabei von Westen her für
Wolkenauflösung über dem Nordwesten Frankreichs, Irland und Großbritannien. In
diesen Regionen schien bis zum Abend längere Zeit die Sonne, meistens zwischen
8 und 10 Stunden, in einigen Regionen jedoch sogar bis zu 13 Stunden, wie
im englischen Leeming oder im französischen Nantes.
In Nantes wurde zudem eine Tageshöchsttemperatur von 17,5°C gemessen, in
Großbritannien war es in der polaren Luftmasse zunächst noch recht kühl,
Höchstwerte von über 15°C wurden nur vereinzelt, beispielsweise in der
englischen Hauptstadt London, gemessen. Das Zentrum des Hochdruckgebiets PETER
zog am Abend des 03.05. über die Bretagne hinweg über den Norden Frankreichs,
sein Einflussbereich reichte nun vom Westen Deutschlands und den Beneluxstaaten
bis nach England und nach Süden über ganz Frankreich.
Um 01 Uhr MEZ des 04.05. befand sich das Zentrum von
Hoch PETER mit einem nun leicht verminderten Luftdruck von ca. 1029 hPa etwas nördlich
von Paris. Während aufgrund des ansteigenden Luftdrucks über Deutschland die
Niederschläge, welche im Frontenbereich des Nordmeertiefs WALTRAUD auftraten, erst
nachließen und sich die Bewölkung auflöste, blieb es in weiten Teilen
Frankreichs und des südlichen Englands zum Teil klar. Auch im Stau der
französischen Alpen, an denen es tags zuvor noch längere Zeit geregnet hatte,
ließen die Niederschläge rasch nach. In einigen Flusstälern Nordfrankreichs und
Südenglands sowie in Tälern des französischen Zentralmassivs konnte sich in der
schwachen Windströmung nahe dem Zentrum des Hochs PETER in den Morgenstunden
des 04.05. auch Nebel bilden. Dort, wo es in der Nacht klar geblieben war,
sanken die Temperaturen sogar nochmals bis in den Frostbereich. Der tiefste
Wert wurde mit -2,0°C an der französischen Station Guéret-Saint-Laurent
gemessen, doch auch im südenglischen Bournemouth mit -0,8°C und am Flughafen
von Exeter mit ‑0,7°C wurden für diese Jahreszeit sehr kühle Temperaturen
registriert. Bis zum Morgen war das Hoch PETER mit seinem Zentrum bis über den
Nordwesten Deutschlands gezogen und hatte sich dabei mit einem auf über 1030
hPa gestiegenen Druck wieder leicht verstärkt. Während die Ausläufer eines
Tiefdruckgebiets über dem Nordatlantik ab den Vormittagsstunden in Irland und
Schottland sowie dem Norden Englands zunehmend wechselhafteres Wetter brachten,
schien im Einflussbereich von Hoch PETER erneut den ganzen Tag über die Sonne.
Vor allem in Südengland und über weiten Teilen Frankreichs wurde die für den
Mai maximale Sonnenscheindauer von 14 Stunden erreicht. Auf der Westseite
des Hochs PETER konnte nun zusätzlich auch wärmere, kontinentale Luft
subtropischen Ursprungs aus Spanien nordwärts in den Süden und die Mitte
Frankreichs strömen. Dort wurden in Carcassonne und
in Biarritz Tageshöchsttemperaturen von 26,3°C bzw.
24,6°C gemessen. Doch auch in Gravesend an der Themse
östlich von London mit 18,9°C und in Mannheim mit 17,3°C stieg die Temperatur
deutlich höher als noch an den vorangegangenen Tagen. Zum Abend hin zog das
Hoch PETER über den Nordwesten Deutschlands hinweg bis nach Dänemark, wobei
sich überall im Land immer mehr die Sonne durchsetzen konnte, nur entlang des
Erzgebirges und im äußersten Südosten Bayerns gab es noch dichtere Wolken mit
vereinzeltem Regen. Dieser ließ zur Nacht hin jedoch nach.
Um 01 Uhr MEZ des 05.05. befand sich das Zentrum von
Hoch PETER über dem deutsch-dänischen Grenzgebiet, der maximale Luftdruck war
mit knapp über 1030 hPa konstant geblieben. Der Einfluss reichte dabei von
Frankreich und dem Süden Englands über den Alpenraum, Deutschland und die
Beneluxstaaten sowie bis über den Norden Skandinaviens. In der sich nun weiter
über Deutschland ausbreitenden, teils sehr trockenen Luft blieb es vielerorts
die Nacht über klar, sodass die Temperaturen stark abfallen konnten und
verfrühte Eisheilige brachten. Auf dem Fassberg in Niedersachsen wurden
Tiefstwerte von -1,6°C gemessen, in Pelzerhaken an der Ostsee sank die
Temperatur auf -1,1°C. Doch auch sonst wurden im norddeutschen Tiefland und in
den Mittelgebirgen verbreitet Temperaturen um oder unter dem Gefrierpunkt
gemessen. In der darauffolgenden Zeit verlagerte sich das Hoch PETER jedoch nur
langsam weiter in Richtung Nordwesten, wodurch neben viel Sonnenschein sich
auch die wärmere Luft aus Frankreich kommend langsam weiter im
mitteleuropäischen Raum durchsetzen konnte. Infolgedessen gab es einen sehr
sonnigen und frühsommerlich warmen Tag vom Atlantik bis zum Baltikum. Bis zu 15
Sonnenstunden wurden dabei an den Küsten von Nord- und Ostsee registriert, die
Temperatur stieg dabei in Brandenburg und entlang des Rheins auf über 20°C an, wie
in Potsdam mit 20,7°C oder in Freiburg und Lahr mit jeweils 21,4°C. Auch in
London stieg die Temperatur auf knapp 21°C an und im Südwesten Frankreichs
wurden im Ort Cazaux sogar 30,3°C gemessen. Das
Hochdruckgebiet PETER zog nun langsam über die Ostsee hinweg und schwächte sich
dabei leicht ab.
Bis zum Tagesbeginn des 06.05. hatte sich das Zentrum
mit einem verringerten Druck von ca. 1027 hPa über den Süden Schwedens
verlagert. In einigen Tälern der Mittelgebirge, sowie in Sachsen und im
südwestlichen Polen konnte sich in dieser Nacht Nebel ausbilden. Sonst blieb es
überall leicht bewölkt oder klar, was erneut dazu führte, dass die Temperaturen
vor allem im Norden und der Mitte Deutschlands wieder unter den Gefrierpunkt
sinken konnten. Die tiefste Temperatur wurde dabei mit -1,5°C in Harzgerode
gemessen. Das Hoch PETER konnte seinen Einfluss weiter über das gesamte
Ostseeumfeld und bis über den Norden des Balkans ausweiten. In diesen Gebieten
startete der Tag mit viel Sonne, über dem Westen Frankreichs und über
Großbritannien verdrängten hingegen Tiefdruckausläufer das Hoch PETER und
sorgten für wechselhafteres Wetter. Die Temperaturen stiegen auch an diesem
Tag, zusätzlich bedingt durch die weiter aus Frankreich nordostwärts strömende
Warmluft, schnell an. Auch wurde wieder über weiten Teilen Mittel- und
Osteuropas die maximale Zeit an Sonnenstunden registriert. Die Höchsttemperatur
wurde dabei mit 24,4°C in Lingen in Niedersachsen erreicht. In den übrigen
Landesteilen konnten verbreitet zwischen 20 und 22°C gemessen werden. In den
Beneluxstaaten stieg die Temperatur ebenfalls auf 22 bis 23°C an. Etwas kühler
war es hingegen noch in Polen und im Süden Schwedens, hier wurden Höchstwerte
von nur 17 bis 18°C erreicht. Nochmals deutlich kühler war es trotz viel
Sonnenscheins bei auflandigem Wind an den Küsten, hier wurden vielerorts nicht
mal 15°C erreicht. Das Hoch PETER zog mit sehr langsamer
Verlagerungsgeschwindigkeit ostwärts weiter über die Ostsee. In der trockenen
Luft, welche im Bereich des Hochdruckgebiets auftrat, konnten sich auch zum
Abend hin keine Wolken bilden, weshalb es über den Beneluxstaaten, Deutschland,
dem Alpenraum, dem gesamten Ostseeumfeld und weiten Teilen Osteuropas nahezu
wolkenlos blieb.
Um 01 Uhr MEZ des 07.05. befand sich das Zentrum des
Hochs PETER über der Ostsee zwischen Südschweden und dem Baltikum. Der
Luftdruck war dabei auf knapp 1024 hPa weiter gesunken. Aufgrund der sich nun
deutlich erwärmten Luftmasse trat in dieser Nacht in
Deutschland kein Frost auf, die kälteste Temperatur wurde mit 0,9°C an der
Station Barth auf dem Darß gemessen. Sonst traten
verbreitet Tiefsttemperaturen zwischen 5 und 10°C auf. Die Ausläufer des vom
Atlantik nachfolgenden Tiefs XANDREA konnten sich weiter ostwärts ausweiten und
verdrängten den Einfluss des Hochs PETER über Westeuropa, weshalb hier wieder
viele Wolken und Regen auftraten. Über Deutschland begann der Tag hingegen noch
komplett sonnig, vom direkten Nordseeumfeld abgesehen, wo einige Wolkenfelder
durchzogen. Auch über Polen, Tschechien, dem Baltikum, Schweden und Finnland
konnte nahezu ungestört die Sonne scheinen. Das Hoch PETER verblieb nun quasi
unbewegt über der zentralen Ostsee und verstärkte sich dabei wieder leicht, der
Druck im Inneren stiegt wieder auf über 1025 hPa an. Das Zusammenspiel der
ungehinderten Sonneneinstrahlung mit der über Mitteleuropa befindlichen
erwärmten Kontinentalluft sorgte daraufhin am 07.05. zum einen verbreitet für
einen Sommertag, also einen Tag mit Höchsttemperaturen über 25°C, zum anderen
für den bis dahin wärmsten Tag des bisherigen Jahres. Spitzenreiter war hierbei
erneut die Stadt Lingen mit 26,8°C, doch auch in Mannheim mit 26,4°C und in
Frankfurt am Main sowie am Flughafen Köln/Bonn mit je 26,3°C wurden sommerliche
Höchstwerte gemessen. Noch wärmer war es sogar in den Niederlanden und in
Belgien, in Gent wurden bis 27,5°C gemessen. Über Osteuropa, dem Baltikum und
Skandinavien traten oftmals Höchsttemperaturen zwischen 20 und 25°C auf. Zudem
wurden erneut vor allem über Deutschland und Polen 14 bis 15 Sonnenstunden
registriert. In den darauffolgenden Stunden verkleinerte sich das
Einflussgebiet des Hochs PETER weiter, von Westen drangen die
Tiefdruckausläufer weiter ostwärts vor, im Süden und Osten Polens sorgte ein
Kaltlufttropfen in der Höhe für Wolken und Regenschauer. In den Regionen, in
denen Hoch PETER noch das Wettergeschehen beeinflusste, blieb es auch in der
kommenden Nacht meist klar.
Im Zentrum von Hoch PETER, welches sich nun über
Estland und Lettland befand, war der Luftdruck bis 01 Uhr MEZ des 08.05. auf
über 1026 hPa gestiegen. Signifikant niedrige Temperaturen traten jedoch im
Zusammenhang mit Hoch PETER nicht mehr auf, selbst über Osteuropa und dem Süden
Skandinaviens blieb es zumeist frostfrei. Auch an diesem Tag wurde in weiten
Teilen Deutschlands viel Sonne, erneut oftmals bis zu 14 bis 15 Stunden
registriert. Lediglich über dem Nordosten zogen am Nachmittag einzelne
Wolkenfelder hinweg, diese hatten sich genau wie die Schauer und Gewitter über
Westpolen aufgrund des alternden Kaltlufttropfens gebildet. Die maximalen
Temperaturen erreichten auch ähnliche Werte wie tags zuvor, am wärmsten war es
diesmal mit 26,6°C in der Ortschaft Lahr am Schwarzwald. Doch auch in weiten
Teilen Schwedens wurden Höchsttemperaturen von über 25°C gemessen, wie an der
Station Delsbo mit 25,5°C. In Finnland wurden
ebenfalls sehr warme 20 bis knapp 24°C erreicht, der höchste Wert am Flughafen
von Helsinki mit 23,9°C. Auch über Schweden und Finnland war es den gesamten
Tag über wolkenlos geblieben. Das Hoch PETER zog leicht nordwärts und schwächte
sich dabei ab, der Luftdruck sank wieder etwas auf ca. 1025 hPa.
Bis zum Beginn des 09.05. war das Hoch PETER mit
seinem Zentrum über den Norden Estlands gezogen. Ein kleines, sich nahe des
Zentrums gebildetes Bodentief sorgte jedoch nun zunehmend für eine Abschwächung
und teilweise Teilung den Hochs PETER. Im Bereich der Fronten konnten sich
Wolkenfelder über dem Norden Schwedens entwickeln. Auch Deutschland wurde von
Westen her von den ersten Ausläufern des Atlantiktiefs XANDREA erfasst, über
der gesamten Südwesthälfte war der Tag dementsprechend stark bewölkt. In den
übrigen Landesteilen blieb es jedoch noch sonnig, hier wurden auch wieder
Höchsttemperaturen von über 25°C gemessen, selbst in Norddeutschland wie an der
Station Lübeck-Blankensee mit 25,5°C. Nochmals wärmer war es im Osten
Schwedens, hier wurden mit über 27°C für diese Jahreszeit ungewöhnlich hohe
Temperaturen gemessen. Das kleine Bodentief, welches nun nach Norden zog, hatte
das Zentrum von Hoch PETER geteilt, ein Teil befand sich über dem
schwedisch-norwegischen Grenzgebiet, der andere Kern über dem Süden Finnlands.
Das Hoch PETER verlor auch zunehmend den Einfluss auf
das Wettergeschehen in Deutschland, bis zum Morgen des 10.05. waren die dichten
Wolkenfelder bis zur Mitte des Landes vorangekommen. Auch im Umfeld der
nördlichen Ostsee sorgte das Bodentief für Wolken und Regen. Lediglich vom
Süden Schwedens und Finnlands bis zum Baltikum und nach Polen sowie über dem
Norden und Nordosten Deutschlands konnte das Hoch PETER noch an diesem Tag für
viel Sonne sorgen. Hier stiegen auch die Temperaturen nochmals auf 25 bis 27°C
an. Das Hoch PETER schwächte sich jedoch immer weiter ab, bis zum Abend war der
Luftdruck im Zentrum, welches nun wieder nach Osten gezogen war, auf unter 1020
hPa gesunken.
Bis zum Tagesbeginn des 11.05. war das nun sehr schwache
Zentrum nach Weißrussland gezogen, der Druck war nochmals deutlich auf unter
1017 hPa gesunken. Bis zum Morgen löste sich das Hoch PETER schließlich auf.
Insgesamt hatte das Hoch PETER 8 Tage lang das
Wettergeschehen über weiten Teilen Europas maßgeblich mitbestimmt und dabei für
eine sehr sonnige und warme zweiten Wochenhälfte der ersten Maiwoche über
Mitteleuropa und später auch über Ost- und Nordeuropa gesorgt.
Geschrieben am 28.07.2016 von Maximilian Steinbach
Berliner Wetterkarte: 04.05.2016
Pate: Claus-Peter Boedtger