Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet PETRA

(getauft am 07.10.2015)

 

Am 6. Oktober 2015 befanden sich große Teile Mitteleuropas unter Tiefdruckeinfluss. Die Zyklonen QUIRIN und ROLF sorgten für wechselhaftes und relativ kühles Wetter. Circa 500 km südlich von Neufundland befand sich das immer noch als Hurrikan eingestufte Tiefdrucksystem JOAQUIN. Dort traten bei einem Kerndruck von ca. 988 hPa mittlere Windgeschwindigkeiten von 140 km/h auf. Auf dessen Vorfeld befand über dem Nordatlantik eine große Zone hohen Luftdruckes mit dem Zentrum über den Azoren. Das Gebiet mit Hochdruckeinfluss erreichte eine Nord-Süd-Ausdehnung von ca. 3000 km und eine West-Ost-Ausdehnung von ca. 1800 km.

Am 7. Oktober spaltete sich von diesem Azorenhoch eine Hochdruckzelle ab, die sich nach Nordosten verlagerte und auf den Namen PETRA getauft wurde. Das Zentrum konnte um 01 Uhr MEZ mit einem Druck von ca. 1021 hPa über dem Nordwesten Spaniens und dem Norden Portugals festgestellt werden. Zu diesem Zeitpunkt war die Antizyklone relativ schwach und nur in unteren Luftschichten ausgeprägt. Das Einflussgebiet beschränkte sich somit zunächst auf Spanien und Portugal.

Die Luft um eine Antizyklone dreht sich im Uhrzeigersinn. So wurde mit nördlichen Winden relativ kühle Atlantikluft herangeführt. In der klaren und windarmen Nacht konnten die Temperaturen verbreitet auf Werte von 14 bis 8°C sinken. Nur direkt an den Küsten blieb es wärmer mit beispielsweise 17°C in Barcelona, 16°C in Lissabon und 15°C in Valencia. In Madrid konnten Tiefstwerte von 12°C registriert werden. In der spanischen Hochebene konnten kältere 6 bis 2°C gemeldet werden. In León, ca. 270 km nordwestlich von Madrid und auf 900 m über dem Meeresniveau wurden 2,4°C erreicht. Tagsüber konnten sich in der gemäßigten Luftmasse mit einer leicht labilen Schichtung verbreitet Quellwolken ausbilden. Diese waren an der Nordküste wegen der Nähe zum Meer von größerer vertikaler Mächtigkeit. Dies spiegelte sich in den Sonnenstunden wieder. An der Nordküste Spaniens wurden nur 1 bis 6 Stunden verzeichnet. Im Landesinneren wurden bei nur kleinen Quellwolken 7 bis 11 Stunden Sonne gemessen. Die Höchstwerte erreichten von Nordwest nach Südost 18 bis 29°C. So gab es in Villa Real 18,3°C, in Madrid 21,4°C, in Valencia 25,5°C und bis zu 28,6°C in Murica im äußersten Südosten Spaniens.

Zum 8. Oktober bewegte sich das Zentrum von Hoch PETRA ca. 400 km nach Nordosten und befand sich über dem Golf von Biskaya. Das Einflussgebiet der Antizyklone vergrößerte sich und umfasste nun auch den Westen Frankreichs und Großbritannien. Der Luftdruck blieb mit ca. 1021 hPa so hoch wie am Vortag. Dabei bildete sich eine ca. 3000 km lange Hochdruckbrücke östlich und südlich von Ex-Tropensturm JOAQUIN aus. Die Tiefstwerte erreichten in Spanien und Portugal ähnliche Werte wie am Vortag. An den Küsten wurden etwas wärmere 17 bis 13°C und in den Hochebenen 8 bis 5°C registriert. In Madrid kühlte es erneut auf 12°C ab. Im Westen von Frankreich erreichten die Tiefstwerte 11 bis 8°C. In der feuchten Meeresluft konnte sich dort aber gebietsweise dichter Nebel ausbilden. In Großbritannien und Irland sanken die Temperaturen in der meist klaren Nacht auf 8 bis 2°C, London meldete 6°C. Das Wetter gestaltete sich im Einflussbereich freundlich mit Quellwolken und kleinen stratiformen Wolkenfeldern. In Spanien und Portugal wurden 8 bis 10 Sonnenstunden gemessen. Nur im Südosten blieb es aufgrund eines Mittelmeertiefs etwas wolkiger mit 3 bis 7 Stunden Sonne. In Frankreich gab es im Nordwesten, Westen und Süden 6 bis 10 Stunden Sonne. Paris meldete beispielsweise 3 Stunden, Toulouse 8 Stunden Sonnenschein. Sonst konnte sich in der noch feuchten Luft der Hochdruckeinfluss nicht durchsetzen und es blieb in Zentral- und Ostfrankreich größtenteils bedeckt. In Großbritannien gab es 3 bis 6 Stunden, in Schottland sowie im Südosten Englands 7 bis 10 Stunden Sonne. Dublin und London registrierten jeweils 6 Sonnenstunden. Die Höchstwerte erreichten in Spanien und Portugal mit Ostwind vom Mittelmeer Werte von 19 bis 26°C. Am wärmsten war es in Sevilla mit 26,6°C. In Großbritannien und im Westen Frankreichs wurden recht einheitlich 15 bis 20°C gemessen, nur an der Südostküste von Frankreich wurden 21 bis 24°C verzeichnet. In den Regionen ohne viel Sonnenschein blieb es mit 12 bis 15°C kühler.

Im weiteren Verlauf verlagerte sich das Hoch PETRA weiter nach Nordosten und positionierte sich am 9. Oktober um 01 Uhr MEZ über dem Ärmelkanal knapp südlich von London. Das Hochdruckgebiet verstärkte sich etwas und erreichte Werte von ca. 1023 hPa. Dennoch verkleinerte sich das Einflussgebiet mit freundlichem Wetter. Grund dafür war eine lang gezogene Okklusion eines Nordmeertiefs, die von Grönland über die Nordsee, Amsterdam, Konstanz bis Kroatien reichte. Eine Okklusion ist eine Mischfront. Sie entsteht, wenn die schneller ziehende Kaltfront sich unter die Warmfront schiebt. Trotz Hochdruckeinflusses blieb es entlang und östlich dieser Front meist bedeckt mit einigen Regenfällen. In der meist gering bewölkten Nacht konnten die Temperaturen in Spanien, Portugal, Frankreich und im Süden von Großbritannien deutlich absinken. 11 bis 2°C wurden gemessen. Am kältesten war es im Süden von Großbritannien, Zentralfrankreich und in der spanischen Hochebene. Dort gab es verbreitet unter 5°C sowie Frost in Bodennähe. In London-Gatwick konnten beispielsweise 2°C erreicht werden. Wärmer blieb es erneut an der französischen Südostküste sowie an der spanischen Süd- und Ostküste. 7 bis 11 Sonnenstunden wurden in einer Zone von Spanien/Portugal über Frankreich, Schweiz, Belgien bis Südengland erreicht. Entlang der Okklusion sowie östlich davon blieb es trotz relativ hohen Druckes bedeckt. Tagsüber verlagerte sich die Front nach Nordosten, in einem schmalen Streifen von Südniedersachsen bis Nordbayern fielen verbreitet 10 mm, örtlich bis 30 mm in 12 Stunden. Sonnenschein gab es in Deutschland vom Saarland, über dem südlichen Baden-Württemberg bis zum Alpenrand. 1 bis 5, direkt am Alpenrand auch bis 8 Stunden Sonne konnten gemessen werden. Auch der äußerste Nordwesten profitierte vom Hochdruckeinfluss. In Emden wurden 2, auf Helgoland 3 und auf Norderney 5 Stunden Sonne registriert. Der Norden von Großbritannien und Irland blieben ebenfalls ganztägig trüb. Dort zogen erste Ausläufer des Ex-Tropensturms JOAQUIN auf. Die Höchstwerte erreichten in Spanien und Südfrankreich Werte von 20 bis 24°C, in Teilen Portugals und Südspaniens auch 25 bis 27°C. In Südengland, der Schweiz, Südwestdeutschland sowie im restlichen Frankreich konnten 15 bis 19°C gemessen werden. Entlang der Okklusion blieb es im übrigen Deutschland mit 9 bis 14°C für die Jahreszeit zu kalt.

Bis zum 10. Oktober verlagerte sich Hoch PETRA ca. 600 km nach Norden. Das Zentrum befand sich über der Nordsee knapp südöstlich von Edinburgh mit einem Druck von ca. 1023 hPa. Über Skandinavien befand sich gleichzeitig das kräftige Hochdruckgebiet OLDENBURGIA mit einem Druck von ca. 1033 hPa im Zentrum. Mit weiterer Nordostverlagerung wurde bereits um 07 Uhr MEZ Hoch PETRA von Hoch OLDENBURGIA aufgenommen.

In der Folge nahm die Tiefdruckaktivität in Zentraleuropa erneut zu. Der Ex-Tropensturm JOAQUIN und das Tief STEFFAN übernahmen das Wettergeschehen. Letzterer sorgte am 13. Oktober für einen rekordverdächtigen Wintereinbruch in Mitteldeutschland. Das Hoch OLDENBURGIA verlagerte sich nach Osten und zog bis zum 20. Oktober in Richtung Kasachstan.

 


Geschrieben am 24.10.2015 von Dennis Schneider

Berliner Wetterkarte: 09.10.2015    

Pate: Petra Landl