Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet PIA
(getauft
am 28.05.2019)
Das Wetter in Europa wird maßgeblich vom Durchzug Gebieten tiefen und höheren
Drucks in der bodennahen Atmosphäre beeinflusst. Tiefdruckgebiete entstehen
durch aufsteigende Luft und das dadurch entstandene Luftdefizit am Boden, wobei
die aufsteigende Luft kondensiert und sich Wolken bilden. Über
Hochdruckgebieten sinkt die Luft ab und verursacht einen Überschuss am Boden,
was zu meist geringer Bewölkung führt. Diese Phänomene treten verstärkt über
dem Atlantik auf, weshalb über dem Nordatlantik sogenannte Islandtiefs und über
dem subtropischen Atlantik sogenannte Azorenhochs entstehen, welche Richtung
Osten ziehen und sich gegenseitig beeinflussen. Aus einem lang anhaltendem
stationären Azorenhoch entwickelte sich Ende Mai 2019 ein Hochdruckgebiet,
welches am 28.05. in Prognose für den 29.05.2019 14 Uhr MESZ auf den Namen PIA
getauft wurde.
Zu diesem Zeitpunkt lag das Druckgebilde
mit einem Luftdruck von 1020 hPa über Zentraleuropa. Im Norden wurde es vom Skandinavientief
CLAUDIUS begrenzt, im Osten und Süden blockierten es Ausläufer des Tiefs DIRK.
Im Westen wurde Hoch PIA von dem bis zu den Britischen Inseln reichenden
Fronten des von Westen aufziehenden Atlantiktiefs begrenzt, wobei der
Hochdruckeinfluss im südwestlichen Sektor bis weit über den Atlantik,
Nordafrika und Teile des Mittelmeerraums reichte. In Mitteleuropa waren dabei
gleich mehrere Luftmassen im Spiel. Während über der Ostsee, der Nordsee und
Skandinavien sehr kalte und feuchte Arktikluft anlag, wurde diese von aus Westen
heranströmender, etwas wärmerer Luft polarem Ursprungs verdrängt. Südwestlich
davon befand sich über Teilen Westfrankreichs und Spaniens ein Gebiet trockener,
gemäßigter Luft, welche von Westen her von maritimer, subtropischer Luft
abgelöst wurde. Zum Mittag war der Bereich hohen Drucks als weitgehend wolkenloses
Band von der Ostsee über Norddeutschland, Frankreich bis Spanien zu sehen,
wobei auch Nordafrika, Teile des Mittelmeers und der angrenzende Atlantik als
wolkenlos zu erkennen waren. Im dänischen Århus wurden am Morgen zuvor nur minimale
2°C erreicht, auch am Tag stiegen die Temperaturen bei abnehmender Bewölkung nur
auf 13°C. In Deutschland traten zu Tagesbeginn große Temperaturunterschiede auf,
da die Südhälfte noch unter Einfluss des abziehenden Tiefs CLAUDIUS mit herangeführten
Luftmassen aus Süden stand, der Norden jedoch schon von den kalten Luftmassen
des Hochdruckgebietes PIA beeinflusst wurde. In München, Stuttgart, Dresden und
Frankfurt traten so am Morgen Tiefsttemperaturen von bis zu 10°C auf,
wohingegen in Nordrhein-Westfalen minimale Temperaturen von 1°C aufgezeichnet
wurden. Im Tagesverlauf verlagerte sich das Hoch PIA gen Osten und der Norden
und Westen freute sich über 21°C bspw. in Mainz und Köln, wobei auch in Berlin
18°C erreicht wurden. Am Alpenrand und in Böhmen stiegen die Temperaturen teilweise
nicht über 14°C. Der vom abziehenden Tief CLAUDIUS verursachte Regen wurde am
Tag mitsamt der Bewölkung verdrängt und verbreitet schien in Deutschland dauerhaft
die Sonne. In Frankreich und Spanien traten Tiefsttemperaturen vom Gefrierpunkt
aufwärts im Inland und von 16°C an der Küste auf. Am Tag stiegen die
Temperaturen in Südfrankreich und entlang der spanischen Küste auf 27°C. Die Atlantikküste
Frankreichs dagegen wurde durch das heranziehende Atlantiktief ENNO abgekühlt
und bei steigendem Bewölkungsgrad traten teils nur maximale 14°C auf. Zum
Folgetag stieß Tief ENNO weiter nach Osten vor und teilte das Hochdruckgebiet mit
einem Druck von 1025 hPa in zwei Bereiche.
Hoch PIA II reichte am 30.05. um 2 Uhr
MESZ von Südschweden über Polen und Deutschland. Dort befand sich in einem
schmalen wolkenlosen Band Luft polaren Ursprungs, welche sich in minimalen 0°C in
Nürnberg auswirkte. Unter Tiefdruckeinfluss wurde wärmere Luft
herantransportiert und in Hamburg stiegen die Temperaturen von minimalen 10°C
auf 19°C, in Berlin sogar auf 24°C. Im Norden, in Kopenhagen, begann der Tag
ähnlich mit Tiefstwerten um 7°C, die am Tag durch den Tiefdruckeinfluss jedoch
nicht stark anstiegen und die Bewölkung zunahm. Hoch PIA I befand sich über
Spanien und großen Teilen des Atlantiks südlich des Tiefs ENNO. Die gemäßigten
bis subtropischen Luftmassen bescherten Lissabon bei verbreitet wolkenlosem
Himmel Höchsttemperaturen von 36°C. An der Mittelmeerküste war es mit maximalen
20°C in Barcelona und mit maximalen 18°C am nördlichsten Punkt Spaniens, dem
Punta Estaca de Bares, deutlich kälter.
Zum 31.05. verlagerte sich der
Hochdruckeinfluss am Boden weiter nach Nordosten bis an die russische Nordküste.
Der Schwerpunkt des Hochs PIA blieb bei gleichbleibendem Luftdruck jedoch über Mittel-
und Südwesteuropa, dem Mittelmeerraum und dem Atlantik. Einerseits waren über
der Adria noch Reste von Polarluft und über Frankreich von gemäßigter Luft
vorhanden, andererseits reichten Luftmassen subtropischen Ursprungs bis nach
Nordosteuropa. In Minsk wurden so Höchsttemperaturen von 24°C gemessen, auch in
Sankt Petersburg stiegen die Temperaturen auf 17°C. Am Südrand Deutschlands stiegen
die Temperaturen von minimalen 4°C auf maximal 20°C an, wobei es im restlichen
Land durch von Tiefdruckgebieten mitgeführten Luftmassen wärmer wurde. In Lyon
stiegen die Temperaturen bei wolkenlosem Himmel von nächtlichen 13°C auf
maximale 27°C, in Cordoba wurden nach 14°C in der Nacht Höchsttemperaturen von
37°C gemessen. Es blieb im gesamten südwesteuropäischen Raum trocken.
Durch die Verlagerung der
Tiefdruckkomplexe verlor das Hochdruckgebiet PIA am 01.06. im Norden an
Einfluss und erstreckte sich bei gleichbleibendem Luftdruck im Zentrum nun über
Mitteleuropa südlich von der Ost- und Nordseeküste bis nach Nordafrika. Bei
gemäßigten bis subtropischen Luftmassen bildeten sich im Tagesverlauf in weiten
Teilen hohe Bewölkung. Die Saarbrücker konnten sich über erstmals von
nächtlichen 15°C auf 29°C steigende Temperaturen freuen. In Paris stiegen die
Temperaturen auf 30°C, die höchsten Werte wurden mit 38°C nahe der spanisch-portugiesischen
Grenze gemessen. Im östlichen Mittelmeer war es örtlich deutlich kälter, da
dort gemäßigte Luft vorherrschte. So wurden in Palermo nur maximale 20°C
gemessen, in Tunis waren es ebenfalls nur 24°C.
Am 02.06. um 2 Uhr MESZ hat sich der
Einflussbereich des Hochs PIA mit 1020 hPa im Zentrum erneut in den Nordosten
Europas ausgeweitet, während von den Britischen Inseln ein weiteres Tief nahte.
Wieder stiegen die Temperaturen auf Höchstwerte von 32°C in Karlsruhe, 29°C in
Wien, 33°C in Grenoble und 38°C in Sevilla. Einzig in Süditalien blieb es mit maximalen
Werten um 21°C in Palermo wieder vergleichsweise kühl. Zum nächsten Tag verlagerte
sich das Tief FRANK ostwärts und verdrängte den Hochdruckeinfluss aus
Mitteleuropa.
Geschrieben am 18.05.2019 von Lia
Herrmannsdörfer
Wetterkarte: 30.05.2019
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