Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
PIT
(getauft
am 28.10.2020)
Hinter dem bereits okkludierenden Frontensystem des
ex-Hurrikans EPSILON, das die Westenküste Europas in der Nacht zum 28.10.2020
erreichte, stieg der Luftdruck im Südwesten des Kontinents wieder an. Es
entstand eine Zone hohen Luftdrucks, die vom Azorenhoch bis über den westlichen
Mittelmeerraum und den Nordwesten Afrikas reichte. In dieser Hochdruckzone
zeichnete sich im Tagesverlauf des 28.10. die Entstehung eines eigenständigen Hochdruckgebietes
ab, das in Prognose für den Folgetag von den Meteorologen der Berliner
Wetterkarte auf den Namen PIT getauft wurde.
Am 29.10. um 00 Uhr UTC, was 02 Uhr MESZ entspricht, lag das
Zentrum des Hochdruckgebiets PIT mit rund 1025 hPa über der Iberischen
Halbinsel. Hochdruckgebiete sind im Allgemeinen durch großräumiges Absinken der
Luft gekennzeichnet, wodurch sich diese erwärmt und an Feuchtigkeit verliert.
Das führt zu der typischen wolkenauflösenden Wirkung von Hochdruckgebieten. Da
innerhalb eines Hochdruckgebiets auch keine großen Luftdruckunterschiede
herrschen, haben sie einen wetterberuhigenden Charakter. Nachdem die Ausläufer
des Tiefs EPSILON am Vortag vor allem dem Nordwesten der Halbinsel teils
schauerartige Niederschläge brachten, lösten sich die Wolken unter dem Einfluss
von Hoch PIT im Tagesverlauf langsam auf. Die feuchten maritimen Luftmassen,
die nach dem Durchgang der Fronten des Tiefs EPSILON einströmen konnten,
begünstigten an der Nord- und Westküste und in den Tallagen die Bildung von
feuchtem Dunst und teils dichtem Nebel. In den Gebieten wo diese langanhaltend
waren, wurden den Tag über nur 2 bis 4 Sonnenstunden verzeichnet. Der
überwiegende Teil Portugals und Spaniens konnte bei 8 bis 10 Sonnenstunden
einen ausgesprochen sonnigen Tag genießen. Von Süden her gelangte die Iberische
Halbinsel außerdem zusätzlich in den Einfluss kontinentaler Subtropikluft, der
durch den Zusammenschluss des Hochs PIT mit einem unbenannten Hoch über dem
Norden Algeriens begünstigt wurde. Dies machte sich durch einen deutlichen
Temperaturanstieg, vor allem im Süden der Iberischen Halbinsel bemerkbar, wo
verbreitet über 25°C und somit ein Sommertag verzeichnet werden konnte. Wurden
in Sevilla und in Cordoba am Vortag noch Höchsttemperaturen von 23,4°C bzw.
23,0°C gemeldet, waren es am 29.10. 28,6°C bzw. 26,7°C. In der nördlichen Hälfte der Halbinsel blieb
es durch die Dunst- und Nebelfelder und die damit einhergehende fehlende
Sonneneinstrahlung mit Höchsttemperaturen von 16 bis 19°C deutlich kühler.
Bis zum 30.10. um 00 Uhr UTC dehnte sich das Hochdruckgebiet
PIT weiter über den gesamten westlichen Mittelmeerraum, den Süden Frankreichs
bis über den Alpenraum aus. Der zumeist wolkenfreie Nachthimmel im
Einflussgebiet des Hochs PIT sorgte dabei vor allem in den höheren Lagen
Spaniens in der Nacht für einen starken Temperaturfall auf Werte um den
Gefrierpunkt oder sogar darunter. So fiel die Temperatur beispielsweise in Salvacanete nordwestlich von Valencia auf bis zu -4,7°C. In
der Nacht zuvor waren es noch minimal 0,7°C. Auch im französischen St. Etienne,
wo in der vorherigen Nacht noch ein Tiefstwert von 10,4°C gemessen wurde, sank
die Temperatur auf 3,5°C. In den Morgenstunden bildete sich im Einflussbereich
von Hoch PIT an den Küsten und in den Tallagen wiederholt Nebel. Besonders an
der Nordküste Spaniens, im Bereich des Zentralmassivs sowie im Norden Italiens
blieb es den ganzen Tag über recht dunstig. Die von Süden einströmenden warmen
subtropischen Luftmassen breiteten sich im Tagesverlauf innerhalb des
Hochdruckgebiets immer weiter aus. Dadurch konnte die 25-Grad-Marke bei
verbreitet 10 Sonnenstunden auch nördlich der Sierra Morena und entlang der Mittelmeerküste
bis zur Costa Brava überschritten werden. Auch Port de Pollença
auf Mallorca meldete mit maximal 25,8°C einen Sommertag. Besonders deutlich
machte sich der Hochdruckeinfluss in der Südhälfte Frankreichs und in der
Schweiz bemerkbar. Nach einem nahezu sonnenlosen Vortag verzeichnete man hier
bei einem Temperaturanstieg von rund 2 Kelvin verbreitet 9 Sonnenstunden. Wurden in Lyon und in Genf am Vortag noch
maximal 16,3°C bzw. 14,4°C gemessen, waren es am 30.10. bereits 19,1°C bzw.
16,0°C. Auch auf dem 500-hPa-Niveau, also in einer Höhe von rund 5,5 km, war
der Vorstoß warmer Luftmassen in Form eines Höhenrückens über dem Südwesten
Europas deutlich erkennbar. Dieser dehnte sich im Laufe des Tages weiter in
nordwestliche Richtung aus, wodurch sich auch am Boden der Einflussbereich von
Hoch PIT weiter über Mitteleuropa ausbreitete. Während der Norden Deutschlands
noch unter dem Einfluss vom Tiefdruckgebiet MAROLA mit teils kräftigen
Niederschlägen stand, erreichte der Hochdruckeinfluss bereits den Süden
Deutschlands. Im äußersten Süden Deutschlands lockerte dadurch die dichte
Wolkendecke ein wenig auf. Die größten Sonnenanteile verzeichneten dabei
Garmisch-Partenkirchen und die Zugspitze mit knapp über 4 Sonnenstunden. Der Einfluss der wärmeren subtropischen
Luftmasse war mit einem leichten Temperaturanstieg dagegen in ganz Deutschland
zu spüren. Im Vergleich zum Vortag stieg die Temperatur um rund 3 Kelvin auf
Werte zwischen 13 und 16°C an.
Am 31.10. um 00 Uhr UTC lag das Zentrum des Hochdruckgebiets
PIT bei unverändertem Luftdruck von knapp über 1025 hPa über dem Alpenraum.
Auch die Hochdruckbrücke blieb beständig, wodurch sich eine Zone hohen
Luftdrucks von Nordwestafrika bis nach Mitteleuropa erstreckte. Von der
Iberischen Halbinsel und dem westlichen Mittelmeerraum bis über den Westen
Deutschlands wurden dadurch verbreitet 9 Sonnenstunden verzeichnet. Im Norden und im Osten Deutschlands blieb es
dagegen weiter stark bewölkt. Auch am 31.10. bildete sich in den Morgenstunden
an den Küsten und in Tallagen Nebel im gesamten Einflussbereich. In den
Tallagen Norditaliens und der Alpenregion, sowie an der Nordwestküste Spaniens
konnte sich der Nebel tagsüber kaum auflösen. Hier fielen die Sonnenanteile mit
0 bis 2 Sonnenstunden deutlich geringer aus. Außerdem erreichten die Ausläufer
des Tiefdruckgebiets NINA, das mit seinem Kern vor den Britischen Inseln lag,
mit ihrem Niederschlagsgebiet im Laufe des Tages den Nordwesten der Iberischen
Halbinsel sowie den Norden Frankreichs. Im spanischen Casas do Porto fielen so
12-stündig bis 18 Uhr UTC 21 mm, im französischen Brest 17 mm und im
niederländischen Koksijde 24 mm. Der Einfluss der
warmen Subtropikluft, die an der Westseite des Hochdruckkomplexes herangetragen
wurde, sorgte in dessen Einflussbereich weiterhin für ungewöhnlich milde
Temperaturen. So wurde am 31.10. auch im Norden Spaniens die 25-Grad-Marke
überschritten. In Bilbao beispielsweise meldete man eine Höchsttemperatur von
26,5°C, in Errenteria 26,8°C. Werte über 20°C wurden
auch in der Südhälfte Frankreichs, wie beispielsweise in Clermont-Ferrand mit
23,2°C, erreicht. Selbst im baden-württembergischen Notzingen wurde eine
Tageshöchsttemperatur von 20,1°C verzeichnet. Da sich der Höhenrücken über
Mitteleuropa im Tagesverlauf abzuschwächen begann verlor auch die Antizyklone
an Intensität.
Am 01.11. konnte das Zentrum des Hochdruckgebiets PIT mit
einem Luftdruck von knapp über 1020 hPa über dem Zentralmassiv lokalisiert
werden. Verdrängt durch die Ausläufer
des Tiefs NINA erstreckte sich der Hochdruckeinfluss nur noch über die
Iberische Halbinsel, dem westlichen Mittelmeerraum und den Süden Frankreichs. In
dieser Zone hohen Luftdrucks hatten sich über der Iberischen Halbinsel und den
Balearen in der Zwischenzeit zwei weitere eigenständige Hochdruckgebiete mit
einem Luftdruck knapp über 1025 hPa gebildet. Die sommerlichen Temperaturen und
das sonnenscheinreiche Wetter blieben in diesem Bereich dadurch erhalten. Wie
auch an den Tagen zuvor bildeten sich in den Küstenbereichen und Tallagen in
den Morgenstunden Nebelfelder, die sich besonders in der Alpenregion hartnäckig
hielten. Mit Ausnahme dieser Gebiete konnte im Bereich des Hochdruckeinflusses
wiederholt ein sonniger Tag mit verbreitet 9 Sonnenstunden verzeichnet werden.
Verdrängt durch den von Westen heranziehenden ex-Hurrikan
ZETA und einer kräftigen Höhenströmung verlagerte sich Hoch PIT im Tagesverlauf
rasch in östliche Richtung und konnte am 02.11. um 00 Uhr UTC als Teil einer
Zone hohen Luftdrucks, die sich über den gesamten Süden Europas bis über die
Karpaten erstreckte, mit seinem Zentrum und einem Luftdruck von knapp über 1025
hPa nördlich des Dinarischen Gebirges analysiert werden. Von dort aus
verlagerte es sich im Tagesverlauf weiter über Italien. Beeinträchtigt wurde
das sonnenscheinreiche Wetter im Einflussbereich des Hochs PIT durch die
Wolkenfelder entlang des Frontensystems des Tiefdruckkomplexes NINA. Dennoch
konnten sowohl am 02.11. als auch am 03.11. vielerorts 5 bis 9 Sonnenstunden
bei Werten um 20°C verzeichnet werden. Bis
zum 04.11. um 00 Uhr UTC verlagerte sich Hoch PIT auf der Vorderseite des
bereits okkludierenden Frontensystems des Tiefdruckkomplexes NINA und ex-ZETA
bis über die Ukraine und war über eine Hochdruckbrücke mit dem über Russland
liegenden kräftigen Hoch QUINTUS verbunden, wodurch sich der Luftdruck im
Zentrum noch einmal auf rund 1030 hPa verstärkte.
Im Tagesverlauf des 05.11. wurde Hoch PIT schließlich vom
dem nachfolgenden, sehr kräftig ausgeprägtem Hochdruckgebiet RAMESH, dessen
Einflussbereich von den Britischen Inseln bis zum Schwarzen Meer reichte,
aufgenommen und verschwand somit aus dem Analysebereich der Berliner
Wetterkarte.