Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet QUEENIE

(getauft am 02.06.2019)

 

Anfang Juni befand sich ein Trog, also ein Kaltluftvorstoß in der Höhe, über Irland und führte in Westeuropa zu einer südwestlichen Strömung, welche warme und labil geschichtete Luft nach Deutschland führte. Auf der Bodenkarte korrespondierte dies mit dem Warmsektor des Tiefs FRANK, wo am 03.06.2019 starke Konvergenz, also Zusammenströmen von Luftmassen in einem Streifen von Hannover bis Frankfurt/Main zu Gewittern führte, die in Wiesbaden 47 mm und Eisenach 46 mm Niederschlag innerhalb von 12 Stunden brachten. Über dem Weißen Meer herrschte korrespondierend mit einem Kurzwellentrog in der Höhe bodennah ebenfalls tiefer Druck. Dieses auf den Namen ENNO getaufte Tief verlagerte sich vom 02.06. auf den 03.06. unter Abschwächung weiter nördlich. Hinter dessen Okklusion, einer Mischfront aus Warm- und Kaltfront, die aufgrund der höheren Geschwindigkeit der Kaltfront im Endstadium eines Tiefs entsteht, sank über dem Baltikum und dem Bottnischen Meerbusen Luft abwärts, die zu einem Anstieg des Bodendrucks führte. Deswegen wurde das Hoch QUEENIE mit einem Maximaldruck von etwa 1020 hPa am 02.06. in Prognose auf den 03.06. getauft.

Eingegrenzt durch einen Kaltlufttropfen, also ein Höhentief mit abgeschlossenen Isobaren, d.h. Linien gleichen Luftdrucks, über Griechenland entstand ein schmaler Höhenkeil, also ein Hoch in der Höhe. Bodennah bewirkte die daraus resultierende Südwestströmung aus Südeuropa, welche auf dem langen Weg über den Kontinent austrocknete, zu einem starken Temperaturanstieg in Tallinn von 17°C am 02.06. um 15 UTC, was 17 Uhr MESZ entspricht, auf 24°C am 03.06. zur selben Uhrzeit. Das Absinken der Luft bewirkte auch die vollständige Auflösung des am Vortag dichten Stratocumulus-Feldes, also eine tiefe Haufenschichtwolke, und brachte insbesondere der lettischen Hauptstadt Riga viel Sonnenschein.

Zum 04.06. um 00 Uhr UTC verlagerte sich das Hochdruckgebiet QUEENIE ostwärts und erstreckte sich mit einem Druck von weiterhin etwa 1020 hPa vom Oblast Murmansk im Norden bis an den Don im Süden, die Wolga im Osten und die Wisła im Westen. Die weiterhin südwestliche Strömung bescherte Warschau 29°C, Vilnius 28°C und Minsk 27°C bei einer relativen Luftfeuchte von unter 50%.

Zum 05.06. um 00 Uhr UTC blieb das Hoch QUEENIE nahezu stationär. Allerdings wurde die westliche Ausdehnung durch den in zwei Teiltiefs aufgespalteten Tiefdruckkomplex FRANK I und FRANK II, welcher ganz Skandinavien überdeckte, eingeschränkt. In der 500 hPa-Karte, was etwa der Höhe von 5,5 km entspricht, zeigte sich dabei eine Aufsteilung der Strömung am östlichen Rand des Troges, welcher nun bis nach Portugal reichte. Dieses Aufsteilen der Strömung, also die Meridionalisierung auf eine rein südliche Strömung, in Kombination mit dem bis nach Finnland reichenden Keil brachte insbesondere Deutschland und Polen sehr warme Luftmassen. So wurden in Berlin und Potsdam 35°C, in Dresden 32°C und in Torún 30°C Maximaltemperatur gemeldet.

Am 06.06. und 07.06. zeigte sich ein ähnliches Bild. Das Hoch QUEENIE befand sich mit einem Maximaldruck von weiterhin 1020 hPa über Westrussland und führte in Sankt Petersburg und Nowgorod zu einer Maximaltemperatur von 30°C, selbst im nördlicher gelegenen Petrosawadosk wurden 25°C erreicht. Die durchschnittliche Maximaltemperatur im Juni liegt dort bei 19°C und wurde somit um 6°C überboten.

Auch am 08.06. zeigte sich noch der bis ans Nordkap reichende Keil, dessen Nordgrenze bodennah durch die Warmfront des Tiefs HEIKO, welche um 00 Uhr UTC entlang der norwegischen Nordmeerküste nach Archangelsk und von dort aus südostwärts bis an die Mündung der Kama in die Wolga verlief. Südlich dieser Warmfront dominierte weiterhin die Antizyklone QUEENIE. Bei leichter Bewölkung wurden in Petrosawodosk nun sogar genauso wie in Moskau 31°C erreicht.

Zum 09.06. verlagerte sich das Hoch QUEENIE weiter ostwärts. Der zugehörige Höhenkeil dehnte sich unterdessen weiter nach Norden aus. An der Grenze des Keils zu dem Trog verstärkte sich dadurch der Luftdruckgradient, was sich in der Bodenkarte durch die Kaltfront des Tiefs IVAN mit Zentrum über Südnorwegen zeigte. An dieser Kaltfront wird die davorliegende Warmluft gehoben. Da außerdem etwas Windscherung, also Änderung der Windrichtung und -stärke mit der Höhe, und durch die östliche Strömung von der Nordsee über die Ostsee bis nach Litauen feuchte Meeresluft zu einem Feuchtigkeitsanstieg über Nordpolen führte, waren alle Komponenten für die Bildung von Gewittern gegeben. So bildeten sich am späten Nachmittag leichte Gewitter, die gegen 17 Uhr UTC Danzig erreichten.

Zum 10.06. befand sich das Hoch QUEENIE nahezu unverändert über Westrussland und bildete mit dem nachfolgenden Hoch RENATE einen zusammenhängenden Hochdruckkomplex am Boden. In der Höhe zeigte sich dies durch eine weitere Verbreiterung des Keils. Denn östlich der Trogvorderseite wurde aus südlichen Richtungen weiterhin warme Luft aus Südeuropa bis nach Skandinavien geführt. Da warme Luft eine geringere Dichte hat als kalte, führt das zu einem Druckanstieg in der mittleren Troposphäre. Unter dem beständigen Hochdruckeinfluss schien in Warschau 11 Stunden, in Brest 15 Stunden und in Breslau 12 Stunden die Sonne, wobei die Maximaltemperatur flächendeckend erneut die 30°C-Marke überschritt. In Dresden, Poznán und Lublin wurden nachts als Minimaltemperatur 21°C gemeldet. Im Bereich des Zentrums von Hoch QUEENIE wurden in Smolensk 28°C, in Moskau 29°C und südlicher in Charkow 33°C erreicht.

In den beiden Folgetagen verlagerte sich der Trog ostwärts. Damit wurden der Keil und die damit korrespondierenden Bodenhochs nach Osten verschoben, sodass das Hoch QUEENIE am 12.06. nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden konnte.