Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet QUEENIE

(getauft am 20.09.2011)

 

Ein kräftiges Azorenhoch lenkte Mitte September 2011 das Tiefdruckgebiet GEORGE und den ehemaligen Hurrikan MARIA in einem großen Bogen über den Nordatlantik in Richtung Nordeuropa. Zwischen den beiden Wirbeln und den dazugehörigen Trögen in der mittleren Troposphäre in 500 hPa (etwa 5500 m Höhe) bildete sich ein Hochdruckkeil, der mit der Höhenströmung in Richtung des europäischen Raumes zog. Als der Höhenkeil im Laufe des 19.09. Westeuropa erreichte, spaltete sich vom Azorenhoch ein eigenständiges Hochdruckgebiet ab. In der Nacht zum 20.09. wurde diese Antizyklone auf den Namen QUEENIE getauft.

Portugal und Spanien gelangten als erstes in den Einflussbereich des Hochs mit windarmen und sonnigen Wetter. So stieg die Temperatur in Lissabon auf einen maximalen Wert von 31°C, aus Sevilla wurden sogar heiße 35°C gemeldet. Am Morgen des 20.09. lag der Kernbereich des Hochdruckgebietes QUEENIE mit einem Luftdruck von etwa 1025 hPa im Bereich der Pyrenäen. Eingebettet zwischen dem Frontensystem des ehemaligen Hurrikans MARIA über der Nordsee und den Resten von Tief GEORGE, dessen Front sich vom Baltikum über Ostpolen, Ungarn bis zur Adria erstreckte, dehnte sich der Hochdruckeinfluss schnell nach Frankreich und Deutschland aus. Ein Abschnürungsprozess, auch „Cut-Off“ genannt, von der Zyklone HUBERT über Norditalien, bei dem sich in der Höhe ein Bereich kalter Luft von der Westströmung trennt („Kaltlufttropfen“), begünstigte die Entwicklung des Hochs QUEENIE. Innerhalb weniger Stunden stieg der Luftdruck in Süddeutschland ebenfalls auf ca. 1025 hPa an und die Wolkendecke riss nach einem verregneten Vortag verbreitet auf. In Potsdam und Freiburg schien über 11 Stunden die Sonne, auch viele andere Stationen meldeten 10 Stunden Sonnenschein und mehr. Jedoch befand sich Deutschlang noch im Einflussbereich maritimer Subpolarluft, wodurch die Tageshöchsttemperatur trotz des Sonnenscheins nur selten über die 20°C Marke kletterte. Am wärmsten wurde es in der Stadt Magdeburg mit 21.2°C.

Innerhalb der nächsten Stunden breitete sich die Antizyklone und die damit verbundene Wetterbesserung bis zum Baltikum aus. Der Zentrumsbereich erstreckte sich am 21.09. in einem etwa 500 km breiten Streifen von Litauen über Polen, Deutschland bis nach Spanien. In diesem Bereich bildeten sich durch die Absinkbewegungen im Hoch nur wenige Wolken. So wurden z.B. aus dem brandenburgischen Lindenberg wieder 10 Stunden Sonnenschein gemeldet. In der westlichen Höhenströmung eingebunden, verlagerte sich die Antizyklone QUEENIE zum 22.09. unter leichter Abschwächung des Kerndrucks auf 1020 hPa rasch nach Osteuropa und lag am Morgen mit dem Zentrum in der Nähe von Moskau. Durch den wenig bewölkten Nachthimmel und der damit erhöhten Ausstrahlung trat im osteuropäischen Raum vielerorts Strahlungsnebel auf. So meldete unter anderem die Station in Warschau Nebel.  

In den folgenden Stunden zog die Antizyklone QUEENIE unter Abschwächung weiter südostwärts zur russisch-kasachischen Grenze und wurde am 23.09. mit einem Kerndruck von 1015 hPa letztmalig analysiert, bevor es am darauffolgenden Tag den Analysebereich der Berliner Wetterkarte in Richtung Osten verließ.

 


Geschrieben am 11.10.2011 von Dario Ibold

Berliner Wetterkarte: 20.09.2011

Pate: Robert Gentz (Zalando GmbH)