Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet QUENTIN

(getauft am 27.05.2012)

 

Als sich im Laufe des 27.05. ein ausgedehntes Höhenhoch in der wetterbestimmenden Höhe von ca. 5500 m Richtung Island verlagerte, stieg dort am Boden ebenfalls der Luftdruck an und es bildete sich ein Hoch, welches in der Prognose für den Folgetag auf den Namen QUENTIN getauft wurde.

Am Morgen des 28.05. lag das Zentrum des Hochdruckgebietes mit einem Luftdruck von etwas über 1025 hPa direkt über Island. Dort lockerte die Bewölkung gegenüber den Vortagen allmählich auf. Zum Vergleich meldeten die dortigen Bodenstationen 24 Stunden zuvor noch dichten Nebel und einen bedeckten Himmel. Auch in Irland hatte das Hoch einen Einfluss, wie zum Beispiel in Dublin, wo rund 15 Stunden lang die Sonne schien. Besonders in Südgrönland stieg das Thermometer gegenüber dem Vortag kräftig an. Mit 23,3°C wurden in Nassarssuaq bei sonnigem Wetter schon sommerliche Werte erreicht. Dies war die höchste Temperatur, die jemals an einem Maitag dort gemessen wurde. Der Rekord lag zuvor am 31.05.1998 bei 22°C. Somit war es in Südgrönland genauso warm wie beispielsweise in Berlin oder auf Rhodos. Auch auf Island wurde es mild mit bis zu 20,1°C in Akureyri.

In den folgenden Stunden verlagerte sich das Zentrum der Antizyklone QUENTIN weiter nach Osten und lag nun etwa mittig zwischen den Färöer Inseln und Island. Der Kerndruck betrug dabei gut 1023 hPa und der Einflussbereich reichte weiterhin bis nach Nordschottland und Irland. Da jedoch auf der Vorderseite des Hochs, also östlich vom Kern, Luftmassen aus dem Norden herangeführt wurden, erreichten die Temperaturen keine hohen Werte. In Dublin wurden beispielsweise nur  maximal 16,8°C gemessen. Auf der Rückseite des Hochs wurden jedoch Luftmassen aus dem Süden herangeführt. Dadurch konnte das Thermometer in Nassarssuaq am 29.05. noch weiter bis auf 25°C ansteigen, womit nach offizieller Regelung sogar ein Sommertag erreicht wurde. Der Rekord des Vortages wurde somit bereits am darauffolgenden Tag übertroffen. In Athen wurden zum selben Zeitpunkt nur 24°C registriert, in Nizza und Rom war es mit 22 bzw. 21°C sogar noch etwas kühler. Auch im westgrönländischen Godthaab wurde es mit 15°C ungewöhnlich warm.

Bis zum 30.05. zog der Kern der Antizyklone QUENTIN retrograd, also westwärts und lag nun wieder über Island mit einem Druck von rund 1023 hPa. Am Folgetag nahm das Hoch sogar ein sich über Grönland befindendes Hoch mit in seine Zirkulation mit auf und vergrößerte damit wieder seinen Einflussbereich, der nun Grönland, die umliegenden Gewässer, Island, Jan Mayen und die Färöer Inseln umfasste. Gleichzeitig stieg sein Druck auf etwas über 1033 hPa an.

Bis zum 02.06. änderte sich am Gesamtbild nur wenig. Der Kern des Wirbels QUENTIN lag mittlerweile wieder knapp südöstlich von Island bei einem Druck von rund 1025 hPa. Zu dieser Zeit zeigten sich im Einflussbereich des Hochs bei weiterhin sonnenscheinreichem Wetter nur wenige Wolken. Die Temperaturen erreichten in Nassarssuaq zwar keine neuen Rekordwerte mehr, doch blieb es dort mit Temperaturen um 20°C weiterhin ungewöhnlich warm. Auch in Reykjavik registrierte die Wetterstation etwas Sonnenschein, jedoch wurde es hier mit 16°C nicht ganz so warm, weil nun Island lange Zeit im Bereich der nördlichen Windströmung lag. Außerdem liegt Reykjavik unmittelbar am Meer, welches auch zu dieser Jahreszeit noch einen kühlenden Effekt hat.

In den folgenden Stunden verlagerte sich das Bodenhoch QUENTIN Richtung Nordwesten zur mittleren Ostküste Grönlands und besaß einen Kerndruck von rund 1026 hPa. Über dem Grönländischen Hochplateau bildete sich derweil wieder das eigenständige, sogenannte Grönlandhoch aus, welches oft zusammen mit dem Islandtief auftritt. Dieses Grönlandhoch nahm im Laufe des 03.06. das Hoch QUENTIN in seine Zirkulation mit auf, wodurch der Name QUENTIN ab dem 04.06. nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte geführt wurde.


 

Geschrieben am 23.06.2012 von Dario Ibold

Berliner Wetterkarte: 28.05.2012

Pate: Anthony Yeboah