Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet QUERIDA
(getauft am 14.04.2017)
Während am
14.04. das Wetter Mitteleuropas durch die Tiefdruckgebiete OTTO und NORBERT,
sowie Hoch PIA bestimmt wurde, konnte sich in der Nacht an der Nordostküste
Grönlands ein weiteres Hochdruckgebiet bilden. Obwohl der Entstehungsort recht
weit entfernt von Mitteleuropa war, sollte es durch die sich einstellende
südöstliche Zugrichtung wetterwirksam werden. Deshalb wurde das verstärkte Hoch
in der Prognose für den folgenden Tag auf den Namen QUERIDA getauft.
Auf der
Bodenanalyse des 15.04.2017 wurde Hoch QUERIDA erstmalig mit einem Zentrumsdruck
von ca. 1030 hPa an der Ostküste Grönlands verzeichnet. Bis in die Nacht zum
17.04.2017 veränderte Hoch QUERIDA seine Position und sein Einflussgebiet jedoch
kaum, wobei sich das Zentrum um 01 Uhr MEZ des 17.04.2017 über Island befand.
Im weiteren Verlauf wurde mit einer nördlichen Höhenströmung maritime
Arktikluft hinter der Kaltfront des an der niederländischen Küste liegenden
Tiefdruckgebiets PETER bis nach Großbritannien und die Nordsee geführt. Dies
führte aufgrund der größeren Dichte der Luftmasse zu Absinkbewegungen, wodurch der
Druck am Boden anstieg. Das Hochdruckgebiet QUERIDA konnte sich so hinter der
Kaltfront verstärken und seinen Einflussbereich ausdehnen. Am Folgetag
erstreckte sich Hoch QUERIDA, begrenzt von der Kaltfront des Tiefs PETER im
Westen, von Schottland bis über das Europäische Nordmeer. Im Verlauf des Tages nahm
es ein unbenanntes Hoch über Skandinavien in seine Zirkulation auf, was in
einer weiteren Ausdehnung des Einflussbereichs resultierte.
Im Bereich
von Hochdruckgebieten kommt es zum großräumigen Absinken von Luftmassen,
wodurch nicht nur der Bodendruck steigt, sondern auch Wolkenauflösung einsetzt.
Somit lösten sich nun in einem Gebiet von den Britischen Inseln bis nach
Finnland verbreitet die Wolken auf und ein sonniger Tag konnte an den
Wetterstationen, wie beispielsweise in London mit 11 Stunden Sonne, registriert
werden.
Auf der
Bodenanalyse des 19.04.2017 um 01 Uhr MEZ wurde das Zentrum von Antizyklone
QUERIDA mit etwa 1035 hPa über der Nordsee analysiert. Der Einflussbereich
erstreckte sich von südlichen Teilen Großbritanniens über Nordfrankreich, Norddeutschland,
Dänemark und Schweden bis nach Finnland und den Nordwesten Russlands. Durch die
absinkende Luft innerhalb von Hochdruckgebieten blieb es in diesem Gebiet
nachts verbreitet klar oder leicht bewölkt. Aufgrund der geringen Bewölkung
konnte der Erdboden auskühlen, womit abgesehen von Küstengebieten die Temperatur
verbreitet in den Frostbereich absank. Die gemessenen Tiefsttemperatur bis 07 MEZ
lagen beispielweise in Marham im Osten Englands bei
-1,9°C, am Hamburger Flughafen bei -3,9°C, in Kopenhagen-Jaegersborg
bei -2,3°C und im Raum Stockholm zwischen -1,1 und -5,2°C.
Im Tagesverlauf
verlagerte sich Antizyklone QUERIDA in Richtung Süden, wodurch in London, Paris
und am Kap Arkona 12 Stunden Sonnenschein verzeichnet wurden. Über Deutschland
war ein Nord-Süd Gefälle der Sonnenstunden gut erkennbar. Während an der Küste
meist zweistellige Sonnenstunden registriert wurden, gab es z.B. in Dortmund
noch 6 Stunden und in Stuttgart schien lediglich 3 Stunden lang die Sonne. Dies
lag daran, dass durch die Positionierung des Zentrums über der Nordsee und dem bei
Hochdruckgebieten auf der Nordhalbkugel im Uhrzeigersinn wehenden Wind, Hoch
QUERIDA feuchte Luft von der Nord- und Ostsee nach Deutschland führte. Durch
die steigende Sonneneinstrahlung im Laufe des Tages erwärmte sich diese feuchte
Luft und stieg auf. Mit der damit verbundenen Kondensation setzte Wolkenbildung
ein, die hohe Temperaturen verhinderte. Somit stiegen sie
an diesem Tag in Berlin auf 7°C, in Hannover auf 8°C und in Paris auf 12 bis
13°C.
Bis zum 20.04.
wurde Hochdruckgebiet QUERIDA von den Fronten des Tiefdruckgebietes QUENTIN
nach Südwesten abgedrängt, sodass der Zentrumsdruck mit rund 1035 hPa über den
Britischen Inseln und dem Ärmelkanal lag. In der Nacht konnten Tiefsttemperaturen
von -3,1°C in Berlin, -2,8°C am Hamburger Flughafen, -4,3°C am Flughafen Köln/Bonn,
-1,0°C in Paris und -5,4°C im zentralfranzösischen Romorantin gemessen werden.
Tagsüber wurde es vor Allem südlich des Zentrums wieder sonnig mit jeweils 13
Stunden Sonnenschein beispielsweise in Brest in der Bretagne, Lyon in
Zentralfrankreich oder in Frankfurt am Main.
Im weiteren
Verlauf zog die Antizyklone QUERIDA retrograd, d.h. entgegen der allgemein
vorherrschenden Strömung nach Westen und wurde um 01 Uhr MEZ am 21.04.2017 über
der Westküste Irlands analysiert. Der zentrumsnahe Druck blieb unverändert bei etwa
1035 hPa. Auch an diesem Tag schien die Sonne verbreitet über Westeuropa, wie
in Stuttgart mit 11 Stunden, in Paris mit 13 Stunden und an der Station Camborne im Südwesten Englands mit über 12 Stunden Sonne.
Am 22.04. und
23.04.2017 befand sich das Zentrum von Hochdruckgebiet QUERIDA fast stationär
mit ca. 1030 hPa vor der Westküste Irlands. Der Einfluss auf die Witterungsverhältnisse
über Westeuropa wurde allerdings durch die Kaltfront des Tiefs QUENTIN
gemindert. Am 23.04. kam es zu einer wellenförmigen Deformation an der
Kaltfront des Tiefs und damit zur Zyklogenese, d.h. zur Entstehung und
Verstärkung eines Tiefdruckgebiets, welches schließlich auf den Namen REINER
getauft wurde. Das Tiefdruckgebiet REINER lag zu Beginn an der Südküste Islands
und zog anschließend in Richtung der Britischen Inseln. Es leitete dabei die
rasche Auflösung von Hoch QUERIDA ein, dessen Einflussbereich nun lediglich die
Südwestspitze Irlands, sowie einen Teil des Nordatlantiks umfasste.
Am 24.04.2017
konnte das Hochdruckgebiet QUERIDA letztmalig auf der Berliner Wetterkarte mit
einem Druck im Zentrum von ca. 1024 hPa analysiert werden, bevor es sich im
Tagesverlauf vollständig auflöste.
Geschrieben
am 26.07.2017 von Morten Kretschmer
Berliner
Wetterkarte: 19.04.2017
Pate: Christl Pleskot