Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
QUILA
(getauft
am 15.04.2015)
Mitte April 2015 verlagerte sich ein Keil,
also ein Vorstoß warmer Luft nach Norden in 5,5 km Höhe, über den Nordatlantik
in Richtung Nordeuropa. Am 15.04. dehnte sich dieser etwa von der Breite
Kopenhagens bis Zentralgrönland aus. Im Laufe des Tages zog der Keil unterer
Ausbreitung weiter nach Osten und eingelagert bildete sich ein Höhenhoch
westlich der Britischen Inseln aus. Unterhalb des Warmluftvorstoßes spaltete
sich eine Antizyklone im Bodenniveau von einem weitreichenden Hochdruckgebiet
südwestlich von Neufundland ab und wurde aufgrund des vorhergesagten Einflusses
auf das Wettergeschehen in Mitteleuropa in der Prognose für den Folgetag auf
den Namen QUILA getauft.
Um 02 Uhr MESZ konnte das Hoch QUILA mit
seinem Zentrum und einem Druck von 1019 hPa über der Keltischen See analysiert
werden. Der Einflussbereich umfasste zu diesem Zeitpunkt die Britischen Inseln,
die Benelux-Staaten sowie den Westen und Nordwesten Deutschlands. Mittel- und
Nordwesteuropa hatten sich tags zuvor noch im Bereich des Warmsektors, d.h. dem
Gebiet zwischen Warm- und Kaltfront, des Tiefs UDO befunden, wobei warme
subtropische Luftmassen einfließen konnten. Da das Tief nach Osten bis zum
Baltikum abgezogen war, strömten nun im Bereich des Hochs QUILA sowie an dessen
Ostflanke kühlere Luftmassen subpolaren Ursprungs ein. So wurden verbreitet
deutliche Temperaturrückgänge beobachtet, wie beispielsweise in London, wo am
Vortag noch 25°C und nun maximal 18°C registriert wurden. Auch in Ostende und Rotterdam sank die Höchsttemperatur um 7 Grad.
In Deutschland fielen vor allem in der Nordhälfte des Landes die Höchstwerte
stark ab. Während am Vortag noch Maxima im Bereich zwischen 14 und 23°C
gemessen wurden, erwärmte sich die Luft am 16.04. nur noch auf Werte von 10 bis
15°C, wobei die Höchsttemperaturen mitunter um bis zu 10 Grad absanken.
Im weiteren Verlauf verstärkte sich das
Höhenhoch nördlich der Britischen Inseln. Dies verursachte auch eine
Intensivierung des Bodenhochs QUILA. Dabei verblieb die Antizyklone bis zum
18.04. über dem Norden Schottlands und der Druck im Zentrum erhöhte sich bis
auf 1032 hPa. Der Hochdruckeinfluss dehnte sich ebenfalls weiter aus, bis er am
18.04. um 02 Uhr MESZ von Island bis zu den Alpen und von Mittelschweden
bis südwestlich von Irland reichte. In der Nacht trat bei oftmals klaren
Verhältnissen mitunter leichter Frost in Deutschland auf. So betrug die
Tiefsttemperatur in Bamberg -2,7°C und in Barth -3,3°C. Auch Gardelegen meldete
-1,9°C und Seehausen -1,7°C. Aufgrund einer weiter nach Süden abziehenden
Luftmassengrenze, an dessen Südseite subtropische Luftmassen einflossen, sanken
die Temperaturen nun auf der Nordseite der Front durch die vom Nordmeer und
Skandinavien einströmende Subpolarluft weiter herab. Zwar erhöhte sich mit
steigendem Hochdruckeinfluss die Sonnenscheindauer in Deutschland auf Werte
zwischen 10 und 13 Stunden, wobei im Norden dadurch leichte Anstiege um 2 bis 3
Grad beobachtet worden, jedoch fielen die Maxima vor allem in der Südhälfte
teilweise deutlich. Am 18.04. wurde der deutschlandweite Höchstwert mit 15,6°C
in Lingen im Emsland registriert. Der Temperaturabfall machte sich besonders im
Süden und Osten bemerkbar, da hier auch die niedrigsten Sonnenscheinsummen gemessen
wurden. Während an der Station Klippeneck am Rande der Schwäbischen Alb am
16.04. noch 20,6°C verzeichnet wurde, konnten am 18.04. nur noch maximal 7,5°C
gemeldet werden. Weitere Höchstwerte im Bereich des Hochs QUILA lagen am 18.04.
bei 13,3°C in Luxemburg, 14,8°C im dänischen Karup,
je 15,6°C in Gent sowie im niederländischen Westdorpe,
15,8°C in Belmullet in Irland und 17,6°C im
walisischen Pembrey Sands.
Auch an den folgenden zwei Tagen verblieb
das Hoch QUILA nahezu unverändert in der Ausdehnung seines Einflussbereichs.
Lediglich an der Südostflanke vergrößerte sich dieses durch die Abspaltung
eines kleinen Hochs und reichte nun von Bulgarien über Mitteleuropa bis nach
Island und von den Britischen Inseln bis zum Norden Skandinaviens. Dabei wurde
allerdings der Süden und Nordosten des Einflussbereichs durch Ausläufer
kleinräumiger Tiefs getrübt. Das Zentrum des Hochs QUILA verlagerte sich
derweil leicht nach Nordosten und konnte am 20.04. um 02 Uhr MESZ östlich der
Färöer mit einem Druck von 1033 hPa analysiert werden. Die eingelagerte Luft im
Hochdruckgebiet begann sich im weiteren Verlauf zu erwärmen, wodurch die
Temperaturen wieder anstiegen. Zwar trat vereinzelt nochmals leichter
Nachtfrost auf, jedoch nahm auch dies mit der fortschreitenden Erwärmung ab. In
Deutschland wurden weiterhin 10 bis 13 Sonnenstunden registriert und die
Höchstwerte erhöhten sich auf Werte zwischen 16 und 21°C. Am 20.04. konnten
Maxima von 20,6°C an der Station Bergen-Hohne, 21,0°C
in Geisenheim und 21,3°C in Andernach sowie an der Falckenstein-Kaserne
in Koblenz gemessen werden. Westlich von Deutschland wurden ähnlich hohe Werte
gemessen, wie am belgischen Militärflugplatz Kleine Brogel
mit 20,2°C, in Eindhoven mit 19,6°C oder in Luxemburg mit 19,5°C. In
Großbritannien konnten an diesem Tag trotz der Wolken eines Höhenwirbels und
der damit niedrigeren Sonnenscheindauer Temperaturen von 19,6°C am Flughafen in
Bournemouth und 19,7°C in Middle Wallop
verzeichnet werden. Vor allem in Skandinavien machte sich die Erwärmung der Luftmassen
bemerkbar. Hier stiegen die Tageshöchstwerte auf 20,9°C im dänischen Skrydstrup, 22,0°C im schwedischen Arvika
und je 24,2°C an den norwegischen Stationen in Landvik
und Asker.
Bis zum 21.04. schwächte sich der Keil
durch einen von Nordwesten heranziehenden Kaltluftvorstoß in seiner Ausdehnung
ab. Das eingelagerte Höhenhoch verstärkte sich jedoch, wodurch sich auch das
Bodenhoch QUILA weiter intensivieren konnte. Das Hochzentrum befand sich um
02 Uhr MESZ westlich von Irland mit einem Druck von rund 1035 hPa. Das
Hoch QUILA dehnte sich zu diesem Zeitpunkt von Mittelschweden bis zur Biskaya
und von Westpolen bis zum östlichen Nordatlantik aus. Weiter folgend
positionierte sich das Hoch QUILA auch bis zum Folgetag noch westlich bzw.
nordwestlich von Irland. Erst zum 23.04. schwächten sich das Höhenhoch und der
zugehörige Keil derart ab, dass auch die Antizyklone QUILA am Boden an
Intensität verlor und sich bei eingeschlagener südwestlicher Zugrichtung in
ihrer Ausdehnung verringerte. In Skandinavien flossen nun wieder maritime Luftmassen
subpolaren Ursprungs ein, wodurch die Höchstwerte wieder absanken. In Landvik wurden dabei am 23.04. nur noch maximal 16,2°C
gemessen. In Deutschland hielt hingegen die Zufuhr erwärmter Subpolarluft und
gemäßigter Luftmassen an, wodurch am 21.04. landesweit Maxima zwischen 15 und
24°C registriert wurden. In Offenbach wurden hierbei 24,2°C, in Geisenheim
24,1°C und in Trier-Petrisberg 24,0°C verzeichnet. An
den Tagen darauf trübte ein kleiner Höhenwirbel den Hochdruckeinfluss in
Deutschland, wobei nur der Süden, Südwesten und der äußerste Norden weiterhin
10 bis 13 Stunden Sonnenschein und ähnliche Höchstwerte wie an den Vortagen
messen konnten. Auf den Britischen Inseln blieben die Temperaturwerte indes auf
ähnlichem Niveau wie zuvor, wobei am 22.04. Maxima von bis zu 19,8°C in Pembrey Sands, 20,2°C auf Valentia Island im Südwesten
Irlands, 20,8°C in Aboyne und 21,0°C in Strathallan in Schottland gemeldet wurden.
Das korrespondierende Höhenhoch löste sich
bis zum Folgetag auf und auch der zugehörige Keil schwächte sich deutlich ab.
Dieser reichte am 24.04. um 02 Uhr MESZ nur noch von der Iberischen Halbinsel
bis zur südlichen Nordsee. Das Hoch QUILA am Boden verlagerte sich indes über
die Nordsee in Richtung Deutschland und konnte zu diesem Zeitpunkt über
Baden-Württemberg analysiert werden. Der Kerndruck betrug hierbei noch
abgeschwächte 1018 hPa. Die Antizyklone QUILA sorgte aufgrund der in ihr
absinkenden Luftmassen für geringe Bewölkung und Aufklaren in der Nacht, wodurch
vereinzelt leichter Frost von beispielsweise -2,2°C in Ulm und -2,3°C in
Augsburg auftrat. Tagsüber war es überwiegend sonnig, wobei im Norden meist 7
bis 12 und im Süden 10 bis 13 Sonnenstunden registriert wurden. Die im Hoch QUILA
eingelagerten gemäßigten Luftmassen konnten sich so auf deutlich höhere Werte
als noch tags zuvor erwärmen. Der Temperaturanstieg betrug dabei mitunter bis
zu 9 Grad, wie in Garmisch-Partenkirchen, wo am Vortag noch maximal 10,6°C und
nun 19,7°C gemessen wurden. Weitere nennenswerte Höchstwerte meldeten außerdem
Freiburg mit 22,4°C, Trier mit 22,9°C, der Flughafen Köln/Bonn mit 23,1°C und
Andernach mit 23,2°C. Der Einfluss des Hochs QUILA umfasste auch die an
Deutschland angrenzenden Länder, wobei in diesen ebenfalls deutliche
Temperaturanstiege verzeichnet werden konnten. Die gemessenen Tagesmaxima lagen
dabei in Luxembourg bei 20,7°C, in Andau in Österreich bei 21,9°C, in Ell
im Südosten der Niederlande und am Flugplatz Kleine Brogel
bei je 23,3°C, im französischen Colmar bei 23,7°C und
im schweizerischen Sion bei 25,0°C.
Während der Keil in der Höhe ohne Änderung
seiner Ausdehnung weiter nach Osten zog, verlagerte sich das Hoch QUILA der
nordwestlichen Höhenströmung folgend weiter nach Südosten und befand sich um 02
Uhr MESZ am 25.04. mit seinem Zentrum und einem Druck von knapp 1020 hPa
über Montenegro. Der Einflussbereich umfasste dabei den kompletten Südosten
Europas bis zu den Karpaten sowie Italien und die südlichen Alpenregionen.
Getrübt wurde dieser Einfluss jedoch von einem über Serbien befindlichen
Höhenwirbel, wodurch Südosteuropa zu großen Teilen von Wolken verdeckt blieb. Dort
wo die Sonne länger schien, konnte die Temperatur im Vergleich zum Vortag um
einige Grad ansteigen. Am Plattensee betrug dieser Anstieg 5 Grad von 19°C tags
zuvor auf nun 24°C und im südpolnischen Bialystok erhöhte sich das Maximum von
16°C auf 22°C. Ansonsten lagen die Höchstwerte bei beispielsweise 24,6°C im
slowakischen Ziar nad Hronom, 24,7°C im ungarischen Záhony,
jeweils 25,4°C im italienischen Grazzanise und im
serbischen Negotin, 25,9°C im rumänischen Rimnicu Vilcea und 26,0°C im
bulgarischen Vidin.
Am 26.04. um 02 Uhr MESZ konnte die
Antizyklone QUILA mit Zentrum über dem Süden Italiens analysiert werden. Der
zentrumsnahe Druck fiel abermals herab und lag nun bei 1019 hPa. Das
Einflussgebiet verschob sich etwas nach Süden und dehnte sich nun von den
südlichen Karpaten bis zur Mittelmeerküste Tunesiens und von Sardinien bis
Griechenland aus. Weiterhin dominierten viele Wolken der umliegenden
Kaltluftvorstöße den Mittelmeerraum, wodurch vielerorts aufgrund der fehlenden
Sonnenunterstützung die Temperaturen nicht das Vortagesniveau erreichen
konnten. Vereinzelt setzte sich die Sonne aber durch und die Höchstwerte
konnten dann auch deutlich über 20°C ansteigen. So beispielsweise in Cuprija in Serbien mit 26,5°C, an der rumänischen Station Drobeta Tr. Severin mit 26,7°C oder in Alghero auf Sardinien mit 27,8°C.
Der Bewegung des schwachen Keils folgend
verlagerte sich das Hoch QUILA bis zum 27.04. unter weiterer Abschwächung nach
Südosten. Der Druck im Zentrum betrug nun 1016 hPa. Mit dem Hoch QUILA flossen
subtropische Luftmassen ein, die noch einmal für eine Erhöhung der Tagesmaxima
im Bereich des Einflussgebiets sorgten. In Cuprija
wurden 27,7°C, in Lovetch in Bulgarien 28,0°C und in
Bukarest 28,1°C gemessen.
Die Luftdruckgegensätze im Bereich des
Hochs QUILA nahmen im Folgenden so weit ab, dass es sich auflöste und am 28.04.
nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert bzw. namentlich
verzeichnet werden konnte.
Geschrieben am 15.07.2015 von
Sebastian Wölk
Berliner
Wetterkarte: 23.04.2015
Pate:
Jürgen Schmitz