Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet QUINCY

(getauft am 04.12.2012)

 

Am 04.12. lag über weiten Teilen Europas ein großräumiges Höhentief in ca. 5,5 km Höhe mit Zentrum über Südskandinavien. Dabei war dort ebenfalls Höhenkaltluft anzutreffen, deren Temperaturwerte von -37°C über den Shetlandinseln bis zu -41°C über Lappland reichte. Die dominierende Strömung verlief dabei in einem engen Raum von Grönland über Irland bis zur Iberischen Halbinsel und von dort in einem weiten, schwach windigem, Gebiet von Südeuropa und dem Mittelmeer bis zum Ural.

Auf der Rückseite dieses Höhentiefs bildete sich zu einem Gebiet höheren Luftdrucks ein Ableger, der in der Prognose für den Folgetag auf den Namen QUINCY getauft wurde. Zwar konnte sich das Hoch am nächsten Tag noch nicht vollständig durchsetzen, jedoch zeigte sich bereits sein Einfluss über Spanien und Portugal mit heiterem oder teils sogar wolkenlosem Himmel bei Höchsttemperaturen bis 18°C, z.B. in Valencia. Durch die fehlenden Wolken kühlte es sich in der folgenden Nacht allerdings auch deutlich ab. So wurde in Valencia eine Tiefsttemperatur von 4°C gemessen, in Madrid gab es bei -2°C sogar leichten Frost.

Bis zum 06.12. konnte sich der hohe Luftdruck weiter etablieren und somit erschien Hoch QUINCY erstmals namentlich über dem Golf von Biskaya mit einem Kerndruck von etwa 1022 hPa. Dabei wies das Hoch nur eine flächenmäßig geringe Ausdehnung auf, da es von dem Tiefsystem JOHANNA im Osten, Tief KARIN im Norden und einem unbenannten Tief vor der Küste Portugals umgeben war. In der Zwischenzeit hatte sich eine Höhenströmung gebildet, die sich von Großbritannien über Frankreich, Sizilien, der Ägäis und der Ukraine bis zum Ural erstreckte. Das Zentrum des Höhentiefs hatte sich dabei aber in den letzten Tagen nicht verlagert. In Malaga und Valencia wurden im Bereich von Hoch QUINCY nochmals 17°C erreicht, während in Frankreich nur an der Mittelmeerküste, z.B. in Nizza mit 14°C, sowie in der Bretagne, z.B. in Brest mit 10°C, zweistellige Höchstwerte erreicht wurden. Weiter östlich herrschte weiterhin Tiefdruckeinfluss.

Am 07.12. lag das Zentrum von Hoch QUINCY über den Alpen, wobei der Kerndruck bei etwa 1020 hPa analysiert wurde. In diesem Gebiet und in den angrenzenden Mittelgebirgen sorgte der Hochdruckeinfluss für Aufklaren über den vorhandenen Schneeflächen, was wiederum teils strengen Frost brachte. Aus Breslau wurde ein Tiefstwert von -15°C gemeldet, aus Poprad am Fuße der Hohen Tatra sogar -18°C. Auch über Deutschland lag zu diesem Zeitpunkt verbreitet eine geschlossene Schneedecke, nur in Nordrhein-Westfalen gab es noch schneelose Regionen. Nach Höchsttemperaturen von -2 bis +3°C gingen die Temperaturen besonders im Osten Deutschlands und in Bayern durch Hoch QUINCY auf -7 bis -12°C zurück. Von Schleswig-Holstein bis Baden-Württemberg wurden verbreitet -2 bis -8°C erreicht. Nur am Niederrhein und auf den Nordfriesischen Inseln blieb es frostfrei. Der kälteste Ort außerhalb der Mittelgebirge war Itzehoe mit -13,9°C.

Am 08.12. erreichte Hochdruckgebiet QUINCY seine flächenmäßig größte Ausdehnung. Es erstreckte sich von Südschweden bis zur Türkei, sowie von Polen und Ungarn bis zur Ukraine. Dennoch war der Kerndruck weiter auf seinen tiefsten Wert von etwa 1017 hPa gesunken. In seinem Einflussbereich gab es dabei verbreitet Eistage, d.h. die Höchsttemperatur blieb unter dem Gefrierpunkt. Beispielsweise meldete Wien -2°C, Prag -4°C, Warschau -7°C und Poprad -10°C als Höchstwert.

Am folgenden Tag gelangte Hoch QUINCY über der Ukraine in den Einflussbereich eines russischen Kältehochs mit Zentrum über dem Nordural, welches sich von Sibirien nach Westen verlagert hatte und einen Kerndruck von 1052 hPa aufwies. Der Kerndruck der Antizyklone QUINCY erhöhte sich so am 09.12. auf 1028 hPa. Gleichzeitig reduzierte sich aber der Einflussbereich deutlich, da die Ausläufer von Tief LUNA noch zwischen dem Kältehoch und Hoch QUINCY lagen und Tief KARIN mit Zentrum über dem Baltikum weiter nach Osten zog.

Das Hochdruckgebiet QUINCY wurde schließlich bis zum 10.12. in die Zirkulation des sich weiter nach Südosten ausdehnenden Kältehoch aufgenommen und konnte daher nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 

Geschrieben am 25.02.2013 von Matthias Treinzen

Berliner Wetterkarte: 06.12.2012

Pate: Michael Hoffmann