Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet QUINLAN

(getauft am 02.05.2018)

 

Infolge der Verstärkung eines ausgeprägten Warmluftvorstoßes nach Norden in einer Höhe von 5,5 km, welcher auch als Höhenkeil bezeichnet wird, entwickelte sich im Laufe des 02. Mai 2018 im Bodenniveau ein Hochdruckgebiet über der Biskaya. Am 03. Mai um 01 Uhr MEZ, was 00 Uhr UTC entspricht, befand sich das bisher unbenannte Hoch über dem zentralen Nordatlantik mit Druckwerten von knapp über 1030 hPa. In der Prognose auf den Folgetag wurde das Hochdruckgebiet auf den Namen QUINLAN getauft.

Dadurch stand Deutschland unter dem Einfluss einfließender subpolarer Meeresluft. Dementsprechend war es tagsüber angenehm warm. Während in Küstennähe noch keine 15°C erreicht wurden, gab es im Binnenland stellenweise über 20°C. In Cottbus und Berlin-Tegel wurde eine Tageshöchsttemperatur von 20,1 sowie 20,4°C gemessen. In einem Hochdruckgebiet findet eine absinkende Luftbewegung statt. Das kräftige Absinken führte im Bodendruckfeld zur weiteren Verstärkung des Hochdruckgebietes QUINLAN. So konnte es weiter nach Nordosten ziehen und dadurch in den nächsten Tagen für Europa wetterbestimmend werden.

In den folgenden 24 Stunden zog die Antizyklone QUINLAN mit ihrem Zentrum weiter nordostwärts. Der Einfluss des Hochdruckgebietes QUINLAN wurde dabei durch das Tiefdruckgebiet SOLVEIG über dem Mittelmeer, durch die Ausläufer des Wirbels THORUN über dem Bottnischen Meerbusen, sowie einem unbenannten Tief über Grönland begrenzt. Das Hoch QUINLAN lag am 04. Mai um 01 Uhr MEZ über Nordwestdeutschland und wirkte sich dadurch auf das Wetter von Dänemark, Deutschland, den Benelux-Staaten sowie Frankreich aus. Im Bereich der herangeführten maritimen Subpolarluft erreichte verbreitet nördlich des Mains die Sonnenscheindauer astronomisch maximal mögliche Werte von mehr als 14 Stunden, wobei die Temperatur in Nürnberg-Netzstall auf den sommerlichen Wert von 25,0°C anstieg.

Die Antizyklone QUINLAN verlagerte sich zum nächsten Tag etwas nach Nordosten und befand sich am 05. Mai um 01 Uhr MEZ über Dänemark. Unter dem Hochdruckeinfluss schien die Sonne im Norden und Westen Deutschlands erneut 12-14 Stunden, wodurch die Temperatur tagsüber verbreitet meist unter 20°C blieb. In Freiburg konnte trotz der geringen Sonnenscheindauer von 7,6 Stunden ein Sommertag mit einer Höchsttemperatur von 26,2°C registriert werden. Ein Sommertag ist die meteorologisch-klimatologische Bezeichnung für einen Tag, an dem die Tageshöchsttemperatur bei mindestens 25°C liegt. Durch die nächtliche Ausstrahlung sank die Temperatur unter dem meist klaren Himmel in Norddeutschland gebietsweise unter 5°C und örtlich konnte sogar noch geringer Bodenfrost beobachtet werden.

Mit der westlichen Strömung verlagerte sich das Hoch QUINLAN etwas weiter nach Osten und lag am 06. Mai um 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum, in dem der Bodendruck ca. 1025 hPa betrug, über Südschweden. Der Einflussbereich erstreckte sich von Südnorwegen bis zu den Alpen bzw. von Irland bis Westrussland. Damit brachte eine Südwestströmung in Nordeuropa warme Luft mit sich. In Stockholm und Kopenhagen stieg die Temperatur vom Vortag um 1,8°C auf 20,1°C. Das Absinken von trockenen Luftmassen in einem Hochdruckgebiet führt zur Wolkenauflösung, deshalb können wesentliche Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht entstehen. Die Stationen Uppsala und Jönköping meldeten um 07 Uhr MEZ 8,8 sowie 3,9°C als Tiefsttemperatur, wohingegen am folgenden Tag Maximaltemperaturen von 21,4 sowie 20,7°C registriert wurden.

Mit der Verstärkung eines unbenannten Wirbels über Norwegen sowie eines Sturmtiefs über dem zentralen Nordatlantik zog das Hochdruckgebiet QUINLAN zum 07. Mai etwas ostwärts, wobei sein Einflussbereich sich auf die südlichen Gebiete von Skandinavien, Westrussland sowie Mittel- und Osteuropa erstreckte. In der herangeführten osteuropäischen Festlandsluft schien die Sonne in Deutschland verbreitet 13-15 Stunden, wodurch in vielen Regionen ein Sommertag registriert werden konnte. In Waldshut-Tiengen wurde sogar noch die 28°C-Marke überschritten. Mit einer Höchsttemperatur von 24,3°C sowie 23,9°C gab es in Berlin-Dahlem und in Neuruppin trotz der hohen Sonnenscheindauerwerte keinen Sommertag.

Im Vergleich zum vorherigen Tag nahm die Stärke des Hochs QUINLAN mit seinem Zentrum über Litauen, in dem Bodendruckwerte knapp über 1020 hPa erreicht wurden, zum 08. Mai etwas ab. Auf seiner Südseite herrschte in Deutschland weiterhin sonniges Wetter, wobei verbreitet die für die erste Maidekade maximal mögliche Sonnenscheindauer von 15 Stunden gemessen wurde. In St. Peter-Ording erwärmte sich die Luft bis 25,6°C. Am wärmsten war es im Emsland und Breisgau mit Höchstwerten der Temperatur von 28°C. In Berlin-Dahlem wurde mit 25,6°C der erste Sommertag im Monat registriert. Im 30-jährigen Mittel basiert auf den Jahren 1961-90 gibt es im Mai in Dahlem 3 Sommertage.

Am 09. Mai befand sich das Hochdruckgebiet QUINLAN über dem Weißen Meer. Sein Einflussgebiet erstreckte sich vom Nordwestrussland bis zur Slowakei bzw. von Schweden bis zum selben geographischen Längenkreis wie Archangelsk. In der nordeuropäischen Subpolarluft stieg die Temperatur in Archangelsk und Murmansk vom Vortag um 1,2 sowie 6,1°C auf 8,7 bzw. 13,9°C. Nachts sank die Temperatur auf 0,4°C bzw. 0,6°C. Am vorherigen Tag wurde eine Tiefsttemperatur von -1,4°C in Archangelsk sowie eine von 1,3°C in Murmansk gemeldet.

In den folgenden 24 Stunden verstärkte sich der Höhenkeil über Nordosteuropa. Dadurch zog Antizyklone QUINLAN mit dem Zentrum weiter ostwärts. Der Einfluss des Hochdruckgebietes QUINLAN wurde dabei durch das Frontensystem des Tiefdruckgebietes URSULA mit Kern über den Benelux-Staaten und denen eines unbenannten Tiefdruckwirbels über Spitzbergen begrenzt. Das Hoch QUINLAN wirkte sich dadurch nicht nur auf das Wetter von Westrussland, sondern auch auf das von Nordost- und Osteuropa aus.  In der Nacht zum 10. Mai ging die Temperatur in Wilna bis 14°C zurück und stieg tagsüber auf bis zu 25°C. Dieser Unterschied wurde im leicht bewölkten Riga mit der Tiefsttemperatur von 12°C und der Höchsttemperatur von 24,3°C sogar noch übertroffen.

Zum 11. Mai änderte Hoch QUINLAN seine Lage kaum, wobei es sich leicht abschwächte. Sein Zentrum, in dem der Bodendruck ca. 1025 hPa betrug, befand sich am 11. Mai um 01 Uhr MEZ über St. Petersburg. Die Antizyklone QUINLAN brachte vor allem den nördlichen und zentralen Teilen Russlands sonniges Wetter mit großen Temperaturunterschieden innerhalb eines Tages. Am 11. Mai stieg die Temperatur im Bereich des Weißen Meeres verbreitet über 20°C, ging aber in der vergangenen Nacht besonders in windstillen und windschwachen Gebieten auf deutlich unter 5°C zurück. In Holm wurde sogar noch ein Frosttag mit einer Tiefsttemperatur von -0,5°C registriert. Im meteorologisch-klimatologischen Sinne wird ein Tag Frosttag genannt, wenn das Minimum der Lufttemperatur unter 0°C liegt.

Mit der Verstärkung des Hochs ROLAND I über Dänemark und Hoch ROLAND II über Nordskandinavien schwächte sich das Hochdruckgebiet QUINLAN über St. Petersburg zum nächsten Tag weiter ab. Sein Einfluss beschränkte sich auf die nordwestlichen Gebiete Russlands sowie auf das Baltikum. In der trockenen osteuropäischen Luft sank die Temperatur in dem wolkenlosen Königsberg und Minsk zum Morgen auf 9,0 sowie 8,0°C. Aufgrund der höheren Luftfeuchtigkeit und der damit eher auftretenden Bewölkung, die nächtliche Ausstrahlung verhindert, war es in Tallinn und Riga etwas wärmer. Dort ging in der Nacht die Temperatur bis auf 12°C zurück.

Zum 13. Mai entwickelte sich südwestlich der Antizyklone QUINLAN das Tiefdruckgebiet VADJMA über den Alpen und das Hoch ROLAND mit seinem Zentrum über Nordskandinavien zog auch weiter nach Osten, wobei das Hoch QUINLAN an diesem Tag nach 12 Tagen Lebensdauer zum letzten Mal auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte. Es lag mit Bodendruckwerten von knapp über 1025 hPa im Zentrum über Finnland.