Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet QUINLAN
(getauft am 20.04.2014)
Um den 20. April
befand sich über dem subtropischen Nordatlantik eine großräumige Hochdruckzone
westlich der Azoren, während östlich davon ein Bereich tiefen Luftdrucks bis
nach Südwesteuropa reichte. Von diesem quasi etwas zu weit nach Westen
verschobenen Azorenhoch aus erstreckte sich wiederum eine schmale Hochdruckzone
nordwärts in Richtung Nordostatlantik. Von diesem Hoch löste sich in den
folgenden Stunden ein kleines Hochdruckgebiet und verlagerte sich nordöstlich
in Richtung Nordmeer. Die Antizyklone sollte Einfluss auf das Wettergeschehen
in Mitteleuropa nehmen und wurde daher am 20. April in der Prognose für den
Folgetag auf den Namen QUINLAN getauft.
In der Nacht zum
21.04. befand sich das Hoch QUINLAN bereits über dem Nordmeer zwischen Island
und Schottland. Das Zentrum lag dabei ca. 350 km westlich der Färöer-Inseln,
mit einem Kerndruck von knapp über 1020 hPa. In Thorshavn wurde zum Beispiel um
00 UTC, was 02 Uhr MESZ entspricht, ein Luftdruck von 1021,4 hPa gemessen.
Unter leicht
steigendem Luftdruck verlagerte sich die Hochdruckzone QUINLAN in Richtung
Nordmeer, wo sie schließlich am Folgetag analysiert wurde. Das Zentrum mit
einem Druck von knapp über 1025 hPa erstreckte sich über einen Bereich zwischen
von der Ostküste Grönlands über Island, den Färöer-Inseln und der Westküste
Norwegens bis nach Jan Mayen. Eine Schiffsmeldung nahe der Nordmeerinsel Jan
Mayen meldete einen Luftdruck von 1027,8 hPa. Begünstigt durch einen sich gleichzeitig
von Westrussland in Richtung Island aufbauenden Höhenrückens, konnte sich das
Bodenhoch weiter intensivieren und seinen Einfluss bis nach Skandinavien
ausweiten. Im Zusammenspiel mit einem, weiter nördlich bei Spitzbergen
gelegenen, kräftigen Tiefdruckwirbel gelangte auf der Vorderseite des Hochs
arktische Kaltluft nach Nordskandinavien. Dabei kam es zu einem markanten
Temperaturrückgang von 0°C auf unter -10°C in 850 hPa, d.h. in einer Höhe von
ca. 1500 m. In der Konsequenz wurde in Lappland im Bodenniveau selbst am Tage
vielerorts nur noch knapp der Gefrierpunkt überschritten, nachdem tags zuvor
noch Temperaturen von 8 bis 10°C gemessen wurden. Örtlich, wie beispielsweise nördlich
von Kautokeino in Suolovuopmi
Lulit, herrschte sogar leichter Dauerfrost bei einem
Maximum von -1,1°C. In der eingeflossenen Artikluft schien
verbreitet die Sonne, lediglich im Stau des Nordskandinavischen Gebirges
entwickelten sich einzelne Schneeschauer.
In der Nacht zum
23.04. hatte sich das Hoch QUINLAN schließlich auf über 1035 hPa verstärkt. Das
Zentrum befand sich über dem Nordmeer unweit der Norwegischen Westküste. Der
Einfluss reichte nunmehr von Nordeuropa aus bis zum Baltikum. Dabei sorgte der
Hocheinfluss für viel Sonnenschein, mit beispielsweise 15 Sonnenstunden in
Helsinki. Allerdings blieben die Temperaturen in der eingeflossenen maritimen
Arktikluft vielerorts einstellig, so auch in Tallinn mit einer Höchsttemperatur
von 9,3°C.
Bis zum 24.04.
hatte sich das Zentrum vom Hoch QUINLAN bei kaum verändertem Kerndruck in
Richtung Zentralskandinavien verlagert. Den höchsten Druck meldete um 00 UTC
die Wetterstation am Flughafen Sundsvall-Härnöland in
Mittelschweden mit 1036,8 hPa. Dies stellte zugleich den höchsten Druck in der
Entwicklung der Antizyklone dar. Die Arktikluft wurde allmählich in Richtung
Nordwestrussland abgedrängt, trotzdem lagen die nächtlichen Minima in
Skandinavien vielerorts weiterhin im mäßigen Frostbereich. In Seinäjoki im
Westen Finnlands lag dieses sogar bei -9°C. Tagsüber gab es in einem breiten
Streifen von Schweden über das Baltikum und Weißrussland bis nach Westrussland
erneut viel Sonnenschein.
Mit der
Ausdehnung des Einflusses in Richtung Südrussland schwächte sich die
Antizyklone ab. So lag der Druck am 25.04. um 00 UTC in einem langgezogenen
Bereich zwischen Nordmeer, Zentralskandinavien bis zum Don nur noch wenig über
1025 hPa. Nahe Trondheim wurde ein schwaches kleinräumiges Zentrum analysiert,
welches durch einen langgestreckten Bereich hohen Druckes mit einem weiteren Hochdruckzentrum
südlich von Moskau verbunden war. In diesem Bereich blieb das Hoch QUINLAN weiter
wetterbestimmend. Dabei setzte sich das sonnenscheinreiche Wetter mit recht
großen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht fort. In der recht
trockenen polaren Luftmasse wurden tagsüber meist Höchstwerte zwischen 10 und
15°C gemessen, während die Temperatur nachts häufig in den Frostbereich sank.
Bis zum Folgetag
hatten sich die Druckunterschiede über Nordeuropa weiter abgebaut. Auf den
Wetterkarten war nur noch eine schwache, langgezogene Hochdruckzone zu
erkennen, die in etwa vom Nordmeer über Skandinavien und das Baltikum bis zur Ukraine
reichte. Dabei waren zwei kleinräumige Zentren auszumachen. So lag das Zentrum
von QUINLAN I über dem Nordmeer, während sich das Zentrum von QUINLAN II
westlich von Tallinn befand. So wurde beispielsweise in Ristna
auf der estnischen Ostseeinsel Dagö ein Luftdruck von
1022,9 hPa gemessen. Das Satellitenbild zeigte auch für diesen Tag einen
breiten Streifen mit kaum oder wenig Bewölkung, der vom Baltikum bis zur
Ukraine reichte. In der mittlerweile recht trockenen Festlandsluft lagen die Temperaturhöchstwerte
bei knapp 20 °C.
Im weiteren
Verlauf verringerte sich der Einflussbereich des Hochs weiter und beschränkte
sich weitgehend auf Skandinavien. So war in der Nacht zum 27.04. nur noch ein
Zentrum mit knapp über 1020 hPa im Bereich des Südskandinavischen Gebirges
auszumachen. Hier betrug beispielsweise der Luftdruck in Finsevatn,
etwa 120 km östlich von Bergen, um 00 UTC 1022,1 hPa.
In der Nacht zum 28.04. konnte lediglich noch ein kleines Hochdruckgebiet
mit einem Druck von wenig über 1015 hPa über Südschweden analysiert werden, dessen
Einfluss sich auf das Wettergeschehen in Nord- und Mitteleuropa weiter
verringert hatte. In der Folge schwächte sich das Hoch QUINLAN weiter ab und wurde
letztmalig am 29.04. um 00 UTC über der südlichen Ostsee analysiert, ehe sich
die Druckunterschiede zur Umgebung vollständig abgebaut hatten.
Geschrieben am
01.08.2014 von Gregor Pittke
Wetterkarte: 23.04.2014
Pate: FU Berln