Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet QUINTA
(getauft am 15.10.2015)
Im
Laufe des 15.10.2015 bildete sich unterhalb eines schwachen Keils, d.h. einem
Vorstoß relativ warmer Luftmassen nach Norden in einer Höhe von etwa 5,5 km, im
Bodenniveau an der Westflanke des Osteuropahochs OLDENBURGIA ein weiteres
Hochdruckgebiet über dem Norden Schottlands aus, welches in der Prognose für
den Folgetag auf den Namen QUINTA getauft wurde.
Am
16.10. um 01 Uhr MEZ befand sich das Zentrum der Antizyklone QUINTA mit einem
Druck von rund 1028 hPa über der Westküste Schottlands nahe der Insel Skye. Der
Einflussbereich des Hochs QUINTA reichte an diesem Tag über die Nordsee und die
Britischen Inseln. Das europäische Festland wurde vom Hoch QUINTA noch nicht
erfasst und blieb zunächst unter dem Einfluss des mitteleuropäischen
Tiefdrucksystems STEFFAN. Eingebettet in das Hoch waren dabei maritime
Luftmassen subpolaren Ursprungs, die bei Sonnenscheindauern von 1 bis 7 Stunden
in Großbritannien für Höchsttemperarturen von 9 bis 16°C sorgten, wie in Eskdalemuir im Süden Schottlands mit 9,6°C oder in Wick
ganz im Norden mit 15,9°C. In Irland lagen die Maxima indes zwischen 11,1°C in Carlow und 14,9°C in Belmullet.
Auch
an den folgenden beiden Tagen blieb das Hochdruckzentrum über Schottland
bestehen. Der Einflussbereich weitete sich jedoch bis zum 18.10. durch die
Aufnahme eines kleinräumigen Hochdruckgebiets über Südskandinavien sowie durch
die Südostverlagerung der Antizyklone OLDENBURGIA aus und umfasste dadurch nunmehr
nicht nur die Britischen Inseln sondern auch Zentral- und Südskandinavien.
Gelichzeitig etablierte sich in der Höhe ein Hochdruckzentrum, welches sich von
den Britischen Inseln bis über die Nordsee verlagerte und unterstützend mit dem
Bodenhoch QUINTA korrespondierte. Dabei blieben die für Hochdruckgebiete
charakteristischen hohen Sonnenscheinsummen weiter aus. Der länger anhaltende
Sonnenschein im Bereich von Hochdruckgebieten stellt sich durch die absinkende
Luftbewegung innerhalb des antizyklonalen Einflusses ein, welcher für
Wolkenauflösung bzw. für die Verhinderung von Wolkenbildung sorgt. Nur selten
wurden aufgrund der meist tiefen Wolkenfelder der umliegenden Ausläufer des
Systems STEFFAN über Mitteleuropa einerseits und eines unbenannten Tiefs über
der Südostküste Grönlands andererseits Sonnenscheindauern von über 7 Stunden
registriert. In Großbritannien und Irland verblieben die Temperaturen meist im
Bereich zwischen 10 und 15°C, nur in England stellte sich am 18.10. eine
leichte Erwärmung ein und es konnten Maxima von 15,7°C in London, 16,4°C in
Saint Helier und 17,7°C in Camborne gemessen werden.
In Skandinavien sorgte die Subpolarluft ebenfalls bis zum 18.10. für eine
leichte Erwärmung um wenige Grad, da sie vor allem in Zentralskandinavien
teilweise zuvor eingeflossene kältere arktische Luftmassen verdrängte. Die
absoluten Höchstwerte wurden hierbei aus dem schwedischen Broen
mit 14,8°C und von den norwegischen Stationen Lista Fyr sowie Sirdal-Haugen mit je
14,9°C gemeldet.
Am
19.10. begann sich der Keil über Skandinavien mit dem eingelagerten Höhenhoch,
welches mit der über dem Weißen Meer neu entstandenen Antizyklone ROSWITHA
korrespondierte, nach Nordosten zu verlagern. Gleichzeitig breitete sich von
Südwesten her ein weiterer Keil mit einem dazugehörigen bodennahen
Hochdruckfeld zu den Britischen Inseln aus, welcher im Folgenden das Hoch
QUINTA verstärkte. Dieses besaß an diesem Tag aufgrund der fehlenden
Unterstützung aus der Höhe einen verringerten Einflussbereich, welcher sich
lediglich über die Britischen Inseln und Teile der Nordsee erstreckte. In
Großbritannien und Irland blieben die Höchstwerte der Temperatur unter Einfluss
der weiterhin einfließenden erwärmten Subpolarluft erneut zumeist im Bereich
zwischen 11 und 15°C. Nur vereinzelt wurden höhere Temperaturmaxima erreicht,
wie am Johnstown Castle im Südosten Irlands mit
15,4°C, im walisischen Mumbles bei Swansea mit 16,9°C
oder in Plymouth mit 17,2°C.
Mit
dem Zusammenschluss der weitreichenden und vom Zentralatlantik heranziehenden
Hochdruckzone konnte sich das Hoch QUINTA verstärken und gleichzeitig seinen
Einflussbereich vergrößern. Das Hoch QUINTA fand damit nun vollständig
Anschluss an den atlantischen Keil, dessen Achse mittlerweile bis nach
Südengland verlief. Die größte Ausbreitung erreichte das Hoch QUINTA dabei am
20.10., wobei sich die Zone hohen Luftdruckes von den Britischen Inseln und der
Bretagne über die Azoren bis weit über den zentralen Atlantik erstreckte. Das
Zentrum befand sich um 01 Uhr MEZ mit einem Druck von etwa 1032 hPa westlich der
Biskaya. Trotz der Überquerung der Tiefausläufer eines unbenannten
Nordmeertiefs konnten an diesem Tag auf der Isle of Portland 16,3°C als
Tageshöchsttemperatur gemessen werden. Im französischen Brest, ebenfalls im
Bereich des Hochs QUINTA und der einfließenden Subpolarluft, wurden
währenddessen 15,2°C registriert.
Durch
die Intensivierung und Verlagerung des Sturmtiefs ULI über dem zentralen
Nordatlantik verschob sich der Hochdruckeinfluss über Westeuropa bis zum
Folgetag etwas nach Süden und umfasste den Westen Frankreichs und den Norden
Spaniens. Das Zentrum der Antizyklone QUINTA verblieb indes fast stationär
westlich der Biskaya und wies einen leicht verringerten Druck von ca. 1030 hPa
auf. In Frankreich wurden verbreitet Temperaturmaxima von 12 bis 15°C erreicht,
wie in Le Havre mit 13,1°C, in Tours mit 13,9°C, in Nantes mit 14,6°C oder in
Brest mit 14,8°C. Dabei strömten dort meist maritime Luftmassen subpolaren
Ursprungs ein. Weiter südlich herrschte erwärmte Subpolarluft vor. In Spanien
wurden dabei je nach Sonneneinstrahlung stark unterschiedliche Höchst-temperaturen erreicht. Während in Vigo, Pontevedra und Orense bei Sonnenscheindauern von 8 bis 9
Stunden jeweils die 20°C-Grenze überschritten wurde, konnten etwas weiter
östlich lediglich 2 bis 5 Stunden Sonnenschein sowie in Santander maximal
15,6°C, an der Station San Sebastian/Igueldo 13,5°C und in Burgos sogar nur
12,0°C verzeichnet werden.
Der
östliche Teil des Warmluftvorstoßes in der Höhe spaltete sich in der Folge über
Westeuropa ab, wodurch sich ein neuer Keil aufbaute. Dieser dehnte sich in den
folgenden zwei Tagen nach Osten aus und umfasste dadurch den Bereich von
Zentraleuropa bis zu den Westkarpaten. Umgeben war der Keil dabei von zwei
Trögen, d.h. Kaltluftvorstößen nach Süden in der mittleren Atmosphäre, deren
Achsen bis über den Ostatlantik bzw. das zentrale Mittelmeer verliefen. Das
Bodenhoch QUINTA zog dem Keil folgend mit seinem Zentrum weiter nach Osten. Am
23.10. um 01 Uhr MEZ wurde es mit nur noch rund 1025 hPa über dem Raum Bordeaux
analysiert. Tags zuvor wurde sogar nur ein Druck von 1022 hPa registriert. Auch
der Einflussbereich verringerte sich stark und beschränkte sich am 23.10. auf
Westeuropa, die Alpenregion, die Benelux-Staaten sowie den Westen Deutschlands,
wobei dieser bis auf den Süden Frankreichs und der Iberischen Halbinsel durch
die Ausläufer des Wirbels ULI über dem Bottnischen Meerbusen mit den
dazugehörigen Wolkenfeldern getrübt wurde. Bei bis zu über 9 Stunden
Sonnenschein wurden in Le Luc 23,0°C und in Toulon 23,5°C gemessen. Auf der
Iberischen Halbinsel konnten aufgrund des Drehsinns des Hochs im Uhrzeigersinn
vor allem im Süden Spaniens erwärmte subtropische Luftmassen herangeführt
werden, wodurch an einigen Stationen Sommertage von mindestens 25,0°C verzeichnet
wurden. So meldete beispielsweise Tortosa 25,2°C,
Córdoba 26,1°C und Granada 26,3°C als Tageshöchstwert der Temperatur.
Der
Keil verlagerte sich bis zum 24.10. weiter nach Osten und verstärkte sich
dabei. Um 01 Uhr MEZ reichte er vom westlichen Mittelmeer über Deutschland bis
nach Nordskandinavien. Im Bodenniveau folgte die Antizyklone QUINTA ebenfalls
dieser Bewegung und konnte dadurch nochmals ihr Einflussgebiet vergrößern. Es
reichte zu diesem Zeitpunkt von den Balearen und Frankreich bis zur Westküste
des Schwarzen Meeres und von Südschweden bis Mittelitalien. Das Zentrum konnte
währenddessen über Tschechien mit einem Druck von ca. 1028 hPa analysiert
werden. In Deutschland setzte sich der Hochdruckeinfluss besonders in der
Osthälfte durch. Während im Westen der Himmel zumeist bedeckt blieb, schien die
Sonne beispielsweise in Chemnitz 9,3 Stunden und in Görlitz 9,4 Stunden.
Gleichzeitig verdrängten kontinentale Luftmassen der gemäßigten Breiten die
zuvor eingeflossene Subpolarluft, ganz im Süden strömten auch trockene
subtropische Luftmassen ein, wodurch sich die Temperatur bis auf 20,2°C in
Oberstdorf, 20,3°C in Stuttgart-Echterdingen und 20,4°C in
Garmisch-Partenkirchen erhöhen konnte. Ansonsten wurden bei Sonnenunterstützung
meist 14 bis 18°C erreicht. Auch nach Frankreich flossen subtropische
Luftmassen ein, wobei Höchsttemperaturen von 21,9°C in St.-Etienne Boutheon und 22,0°C in Le Luc gemessen wurden. Gleichzeitig
befanden sich an der Ostseite des Hochs QUINTA erwärmte subpolare Luftmassen,
die für Tagesmaxima von nur 16,2°C im serbischen Kikinda,
16,4°C im ungarischen Miskolc und 16,7°C in Bukarest sorgten.
Mit
weiterer Verlagerung des Keils nach Osteuropa zog auch das Hoch QUINTA nach
Osten und befand sich am 25.10. um 01 Uhr MEZ mit zwei Hochdruckzentren über
den Ostkarpaten bzw. Westbulgarien. Beide Zentren besaßen dabei einen Druck von
ca. 1025 hPa. In Deutschland, welches sich am westlichen Rand des
Einflussbereichs befand, der sich hauptsächlich auf Südosteuropa beschränkte,
kühlte es sich leicht ab und die Temperaturen verblieben im Bereich zwischen 12
und 15°C. Nur vereinzelt stiegen sie darüber hinaus, wie in Freiburg im
Breisgau mit 18,6°C oder in Lahr mit 17,7°C. Im Bereich der Hochdruckzentren
wurden dagegen etwas höhere Tageshöchstwerte registriert. So meldete Tulcea in Rumänien 17,1°C, Sjenica
in Serbien 18,7°C, Burgas in Bulgarien 19,1°C und Podgoric-Grad
in Montenegro 22,1°C.
Während
im Laufe des Tages schon das Hoch SOPHIE von Westen her nach Mitteleuropa zog,
nahmen die Luftdruckgegensätze im Bereich des Hochs QUINTA zusehends ab,
wodurch sich die Antizyklone bis zum Folgetag auflöste.
Geschrieben
am 29.12.2015 von Sebastian Wölk
Berliner Wetterkarte: 23.10.2015
Pate: Manuel Futterer