Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet QUIRIN

(getauft am 09.09.2018)

 

Anfang September war das Wettergeschehen in Mitteleuropa durch das Hoch PERRYMAN mit Zentrum über Ostdeutschland geprägt, welches die Zugbahn der Tiefdruckgebiete YU und ZEKIYE nordwärts verlagerte und für stabilen Hochdruckeinfluss und spätsommerliche Temperaturen in Mitteleuropa sorgte. Über dem Nordatlantik konnte man derweil eine großräumige Hochdruckzone beobachten, von welcher sich ein Hoch abspalten und wetterwirksam für Europa werden sollte. Deswegen wurde dieses Hoch am 09.09.2018 in Prognose für den Folgetag auf den Namen QUIRIN getauft.

Am 10.09. um 00 Uhr UTC, was 02 Uhr MESZ entspricht, lag das Zentrum der Antizyklone QUIRIN über dem Golf von Biskaya, wobei es weiterhin mit der großräumigen Hochdruckzone des Azorenhochs verbunden war. Der maximale Luftdruck im Zentrum lag bei etwa 1025 hPa. Dabei wurden in Oviedo und Bilbao 25°C und in Gijón 24°C gemessen. Auf der 500hPa-Karte, was ungefähr einer Höhe von 5,5 km entspricht, zeigte sich ein ausgeprägtes Höhentief über der Iberischen Halbinsel, welches sich sogar bis in eine Höhe von über 9 km erstreckte. Dies zeigt, dass Luft aus der mittleren Troposphäre in bodennahe Regionen absinkt. Da sich Luft beim Absinken erwärmt, somit der Sättigungsgrad der Luft, also das Verhältnis von relativer Feuchte zu der Menge an Wasserdampf, die ein Luftpaket bei einer bestimmten Temperatur ohne Wärmeaustausch mit der Umgebung maximal aufnehmen kann, abnimmt, kommt es seltener zu Wolkenbildung. In der spanischen Region Asturien wurden 25% als maximaler Bedeckungsgrad bei 8 bis 9 Sonnenstunden gemeldet.

Zum 11.09. verlagerte sich die Antizyklone QUIRIN ostwärts und lag um 0 Uhr UTC mit ihrem Zentrum über Ostfrankreich. Der Maximaldruck betrug weiterhin 1025 hPa. Durch die Verlagerung des Hochs PERRYMAN, welches nun über Nordrussland lag, nahm der Tiefdruckeinfluss der Zyklonen ZEKIYE und ANTHEA zu. So erstreckte sich die Kaltfront des Tiefs ZEKIYE von Skandinavien entlang der baltischen Ostseeküste über Polen bis an die deutschen Ostalpen und das Juragebirge und verhinderte die Ausdehnung des Hochdruckeinflusses ausgehend von Antizyklone QUIRIN nordwärts. In den Regionen, die durch das Hoch QUIRIN beeinflusst wurden, wurde örtlich ein Tropentag erreicht, d.h. ein Tag mit einer Höchsttemperatur von mindestens 30°C. In Lyon und Toulouse wurden 31°C und in Marseille 29°C gemessen, wobei die Sonnenscheindauer 11 bis 12 Stunden erreichte und damit der dortig astronomisch am 11.09. maximal möglichen Dauer entspricht.

Am 12.09. erstreckte sich eine ausgedehnte Hochdruckzone vom Azorenhoch über das Hoch QUIRIN bis zu einem Ausläufer des etwas erstarkten, aber noch schwach ausgeprägten Sibirienhochs. Das Sibirienhoch ist ein thermisches Hoch, welches durch die höhere Dichte kalter und trockener Luftmassen in Bodennähe entsteht. Es beeinflusst das Wettergeschehen v.a. in Osteuropa, wenn die Westwindzirkulation abgeschwächt wird, was überwiegend in den Wintermonaten geschieht. Um 13 Uhr UTC, also 15 Uhr MESZ, wurden jedoch in Straßburg 32°C, in Stuttgart und Frankfurt 31°C und in Prag 30°C gemessen. Smolensk meldete dahingegen 21°C und der internationale Flughafen Moskau-Scheremetjewo 18°C. Im Norden dieser Hochdruckbrücke wehte im Zusammenspiel mit Tiefdruckgebiet ANTHEA mäßiger Westwind, der in Kopenhagen im 6-stündigen Maximum Stärke 8 auf der Beaufort-Skala erreichte.

Bis zum Folgetag, dem 13.09., wurde das Hoch QUIRIN zunehmend von der Kaltfront des Tiefs ANTHEA, die sich von Archangelsk über Weißrussland nördlich der Alpen bis nach Toulouse erstreckte, Richtung Süden abgedrängt. So lag das Zentrum des Hochs QUIRIN über den Alpen und das Einflussgebiet reichte von Portugal bis nach Griechenland. Dabei wurden in Marseille 27°C, in Mailand und Bologna 16°C und in Podgorica 25°C gemessen, während im Vergleich dazu im weiter nördlich liegenden Kaltsektor des Tiefs ANTHEA in Berlin nur 15°C und in Hannover 13°C erreicht wurden.

Zum 14.09. verlagerte sich das Hoch QUIRIN weiter ostwärts und lag um 00 Uhr UTC über Rumänien, wobei es nach Norden weiterhin durch die Kaltfront des Tiefs ANTHEA und im Süden durch ein großräumiges Tief über dem östlichen Mittelmeer und dem Schwarzen Meer begrenzt wurde. Um 15 Uhr UTC meldeten Belgrad 30°C, Bukarest 27°C und Chisinau 25°C. Die nächtlichen Tiefswerte erreichten in Belgrad noch 16°C, während in der zentralrumänischen Stadt Brasow nur 8°C gemessen wurden.

Ab dem 15.09. wurde das Hoch QUIRIN nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet. Der Hochdruckeinfluss in Mitteleuropa nahm aber durch das nachfolgende Hoch RODEGANG besonders in Frankreich wieder zu.