Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet RAFAEL

(getauft am 31.10.2016)

 

Ende Oktober zog ein Hochdruckgebiet von Nordamerika, der Höhenströmung in 5,5 km folgend, nach Osten. Am 31.10.2016 befand sich das großflächige Hoch über dem Nordatlantik, zwischen einem Tief bei Neufundland und dem Tief GISI knapp östlich von Island. Da das Hoch das Wetter in Mitteleuropa beeinflussen sollte, wurde dieses am selben Tag auf den Namen RAFAEL getaut.

Am Tauftag bestimmte das Hoch RAFAEL das Wetter über dem nördlichen Atlantik innerhalb des Dreiecks mit den Eckpunkten Südgrönland, Island und den Azoren. Das Zentrum des Hochs RAFAEL befand sich über dem zentralen nördlichen Atlantik etwa 1600 km westlich von Irland mit einem Druck von 1038 hPa. Vor allem auf der Westseite der Antizyklone RAFAEL herrschte aufgrund der Nähe zu dem relativ stark ausgebildeten Tief bei Neufundland ein großer Druckgradient. So betrug dort der Druckunterschied, ein Maß für die Windgeschwindigkeit, bei 1000 km 25 hPa. Daraus resultierte ein kräftiger Südostwind in der westlichen Region des Nordatlantischen Ozeans. Weiter östlich auf den Azoren erwärmte sich die Luft in der maritimen Subpolarluft bei einer nordöstlichen Strömung beispielsweise in Horta auf 16,4°C bzw. in Ponta Delgada auf 17,9°C. Die Sonnenscheindauer auf diesen Inseln lag zwischen 4 und 8 Stunden, da eine abziehende Kaltfront die Inseln mit Wolkenfeldern beeinlusste.

Bis zum nächsten Tag verlagerte sich das Zentrum des Hochs RAFAEL leicht in Richtung Nordosten bis etwa 700 km südlich von Island und wies dabei einen Druck von über 1038 hPa auf. Weiterhin wurde ein großer Druckgradient am westlichen Rand des Hochs RAFAEL sowie über dem Osten Islands verzeichnet, weil sich dort das Tief GISI I mit einem Druck von knapp unter 1015 hPa über dem Europäischen Nordmeer befand. Dort herrschte frischer Wind, im Mittel die Stärke 5 Beaufort erreichend, was etwa 35 km/h entspricht, wie beispielsweise in Grimsey oder in Akurnes. Im Allgemeinen sorgte die Antizyklone RAFAEL über dem östlichen Nordatlantik für freundliches und trockenes Wetter. In der einfließenden maritimen Arktik- bzw. Polarluft stieg die Temperatur in Reykjavik auf 6,3°C oder in Aberdeen auf 9,2°C.

Zwischen den Tiefs HUSCH und GISI verlor das Hochdruckgebiet RAFAEL mit einem Zentrumsdruck von rund 1035 hPa, das sich beinahe unverändert circa 600 km westlich von Irland befand, etwas an Intensität. Mit der stationären Lage veränderte sich der Einflussbereich des Hochs RAFAEL am nächsten Tag nur unwesentlich. Der Druckgradient war über Schottland am größten, weil dort die Entfernung zum Tief GISI am geringsten war, das sich zudem im Vergleich zum Vortag noch verstärkt hatte. In Stornoway oder am Loch Glascarnoch wurde mit 55,6 km/h die stärkste Böe, was der Windstärke 7 oder starkem bis stürmischem Wind entspricht, gemessen. Weiter südlich in England herrschte wegen des ruhigeren Wetters verglichem zum Norden der Britischen Inseln verbreitet Dunst oder Nebel bei Höchstwerten zum Beispiel am Flughafen von Bournemouth von 11,4°C.

Bis zum 03.11.16 um 01 Uhr MEZ hatte sich das Hoch RAFAEL mit dem Zentrum nach Südosten bis zur Südwestküste Englands verlagert und erstreckte sich von den Britischen Inseln in Richtung Südosten bis zum Alpenraum und dem Süden und Westen Deutschlands. Das Hoch hatte sich zudem mit einem Zentrumsdruck von rund 1025 hPa abgeschwächt. In den Gebieten herrschte ruhiges Herbstwetter vor, wobei sich der Wind in den Randgebieten der Antizyklone RAFAEL abgeschwächt hatte, weil sich die Luftdruckgegensätze weiter abgebaut hatten. Hinter der Kaltfront eines kleinen Randtiefs über Genua und der Drehung eines Hochs mit dem Uhrzeigersinn auf der Nordhalbkugel floss maritime Polarluft nach Westeuropa. So lagen die Höchstwerte zwischen je 8°C in Idar-Oberstein und am Stuttgarter Flughafen bis ungefähr 14°C in La Rochelle und Limoges. In den Regionen, wo sich der Nebel auflösen konnte, reichte die Sonnenscheindauer bis ans astronomische Maximum heran.

Im Zuge des Jetstreams, ein Starkwindband in etwa 5,5 km Höhe, befand sich das Hoch RAFAEL, dessen Strömung folgend, am darauffolgenden Tag bereits mit seinem Zentrum, das einen Druck von circa 1026 hPa aufwies, über der westlichen Balkanhalbinsel. Das Hochdruckgebiet bestimmte das Wetter vom Süden Deutschlands über Südosteuropa bis nach Polen und der Ukraine. Damit hatte das Hoch über Mitteleuropa die größte Ausdehnung erreicht. Die Höchsttemperatur stieg beispielsweise in Minsk auf 1,5°C. Das Temperaturniveau nahm nach Süden hin zu, da dort statt Luftmassen arktischen Ursprungs erwärmte polare Luftmassen einflossen. So betrug die Maximaltemperatur in Berovo im Osten Makedoniens 13,9°C. Bis zu 9 Stunden schien zum Beispiel die Sonne in Livno in Bosnien-Herzegowina.

Am nächsten Tag lag das Hochdruckgebiet RAFAEL mit einem Druck von rund 1025 hPa mit dem Zentrum östlich der Krim. Der Einflussbereich reichte von den Karpaten bis zum Kaukasus und bescherte diesen Gebirgsregionen und der nördlichen Schwarzmeerküste trockenes und mitunter sonniges Wetter. Hinter der Kaltfront des Tiefs GISI über dem westlichen Russland, die die erwärmten Luftmassen der mittleren Breiten über der Türkei von der Polarluft nördlich davon abtrennte, lag die höchste Temperatur zwischen 3,3°C in Rivne in der Westukraine und 9,3°C in Lviv, bei gut 7 Stunden Sonnenschein in Dnipropetrowsk.

Bis zum nächsten Tag zog das Hoch RAFAEL weiter nach Osten und befand sich mit dessen Zentrum rund 400 km nördlich des Kaukasus mit einem Druck von ungefähr 1028 hPa. Besonders im nördlichen Kaukasusvorland und einem Streifen zwischen den Zyklonen GISI und HUSCH von dort bis etwa zum Finnischen Meerbusen sorgte das Hochdruckgebiet nach einem dunstigen Start vor allem in Richtung Hochzentrum für Sonnenschein. In Stavropol schien die Sonne über 7 Stunden bei maximal 9,1°C als Höchsttemperatur. Weiter nach Nordwesten wurden die Wolken zwar aufgrund der Nähe zu den beiden Tiefs zahlreicher, bei höchstens -1,9°C blieb es in St. Petersburg bei bewölktem Himmel frostig.

Im weiteren Verlauf zog das Hochdruckgebiet RAFAEL weiter nach Osten und verließ somit den Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte.

 


Geschrieben am 30.11.2016 von Matthias Janke

Berliner Wetterkarte: 03.11.2016

Pate: Rafael Antunez Baumann