Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
RAMESH
(getauft am 02.11.2020)
Anfang
November bildete sich über dem zentralen Nordatlantik in der Höhe ein
sogenannter Hochdruckkeil, also ein Warmluftvorstoß nach Norden, welcher auf
der Höhenwetterkarte in ca. 5,5 km gut sichtbar war. Am 01. November noch über
der Ostküste der Vereinigten Staaten positioniert, verlagerte sich der
Hochdruckkeil bis zum 04. November bis südlich von Island und westlich von
Spanien. In tieferen Luftschichten, beispielsweise auf der Bodenwetterkarte
bildete sich dort ein Hochdruckgebiet, welches von der Höhenströmung gesteuert
und intensiviert wurde. Da die Meteorologen der Berliner Wetterkarte bereits am
02. November prognostizieren konnten, dass sich der Höhenkeil nach Osten gen
Europa ausdehnen und damit Einfluss auf das dortige Wettergeschehen nehmen
würde, wurde das Bodenhoch in der Analyse auf den Namen RAMESH getauft.
Mit
Abzug der Tiefdruckgebiete NINA und ex-ZETA, hatte Hoch RAMESH das erste Mal am
03. November Einfluss auf das Wetter in Westeuropa. Wo noch am Tag teilweise
Regen auf den Britischen Inseln registriert wurde, konnte in der Nacht bis 06
UTC des Folgetages, was 07 Uhr MEZ entspricht, das erste Mal seit 5 Tagen in
großen Teilen Westeuropas kaum mehr Niederschlag beobachtet werden.
Bis
zum 05. November um 01 Uhr MEZ zog das Hochdruckgebiet mit seinem Zentrum über
die südwestlichen Gebiete von Irland. Der Maximaldruck im Zentrum lag bei über
1040 hPa, was im Vergleich zum Normaldruck auf der Erdoberfläche von ca. 1013
hPa ein sehr hoher Luftdruck ist und demnach auch auf eine kräftig ausgeprägte
Antizyklone hindeutete. Dies hatte Wolkenauflösung und damit einhergehend eine
hohe Sonnenstundenanzahl zur Folge. Im nördlichen Teil Spaniens, in Frankreich
und in Deutschland, mit Ausnahme des äußersten Nordens, gab es verbreitet fast
die maximal mögliche Sonnenstundenanzahl, so wurden am Frankfurter Flughafen
beispielsweise knapp 9 Sonnenstunden registriert, in Paris dieselbe Anzahl und
in Bilbao wurden trotz eines unbenannten Tiefdruckgebiets über der Südhälfte
Spaniens noch über 7 Stunden registriert. Mit der Wolkenauflösung, welche bei
Hochdruckgebieten auftritt, gehen aufgrund der nächtlichen Ausstrahlung die
Temperaturen zurück. So ging auch die nächtliche Minimaltemperatur in Frankfurt,
welche in der Nacht auf den 02. November noch bei 15,2°C lag, innerhalb dieser
4 Tage auf nur noch 1,2°C zurück.
Zum
Folgetag, dem 06. November, verlagerte sich das Hochdruckgebiet, welches
weiterhin von dem in der Höhe befindlichen Keil gesteuert wurde, unter leichtem
Druckverlust weiter gen Mitteleuropa und lag um 01 Uhr MEZ mit Zentrum zwischen
Prag und München. Das Einflussgebiet erstreckte sich über fast gesamt Mittel-
und Westeuropa. Lediglich Spanien war auf Grund einer noch unbenannten Zyklone
nicht beeinflusst vom Hochdruckgebiet RAMESH. Außerdem hatte sich eine
Hochdruckbrücke gebildet, welche das Hoch RAMESH mit der Antizyklone über dem
westlichen Nordatlantik verband. Eine Hochdruckrücke ist eine Verbindung zweier
(oder mehrerer) Hochdruckgebiete, welche ein Bereich mit hohem Druck verbindet.
Meist trennt sie 2 Tiefdruckgebiete voneinander. So auch dieses Mal und zwar: einen
ausgeprägten Tiefdruckkomplex im Norden und das unbenannte Tief vor Spanien im
Süden, welches tags darauf auf den Namen OPHELIA getauft wurde. Die nächtlichen
Temperaturen sanken weiter und es gab verbreitet Nebel und feuchten Dunst. In
Bad Hersfeld, einer Kreisstadt im Nordosten von Frankfurt, wurde beispielsweise
von 22 Uhr MEZ des Vorabends bis 12 Uhr MEZ Nebel registriert. Erneut wurde
kein bzw. kaum Regen im Einflussgebiet von Hoch RAMESH festgestellt, mit
Ausnahme entlang der Warmfront des unbenannten Tiefdruckkomplexes im Norden,
welche in Norddeutschland und in einigen Regionen Polens minimale Regenmengen von
12-stündig unter 1 l/m² brachte.
In
den folgenden 2 Tagen verlagerte sich die Antizyklone RAMESH nur leicht und lag
am 08. November um 01 Uhr MEZ mit ihrem Zentrum westlich des Schwarzen Meeres
mit einem Luftdruck von etwas über 1030 hPa. Die Antizyklone schwächte sich
also allmählich ab. Auch das Einflussgebiet verringerte sich dementsprechend,
allerdings vorerst nur geringfügig. So war nun der gesamte Mittelmeerraum
inklusive Osteuropa von Hochdruckgebiet RAMESH beeinflusst worden. Die Hochdruckbrücke
gab es nun nicht mehr, es hatte sich allerdings über dem nördlichen Teil der
Nordsee ein leicht schwächeres Hoch, auch Randhoch
genannt, gebildet, welches sich in den Folgetagen mit dem Hoch RAMESH verbinden
soll. Dieses wurde auf den Namen SCOTT getauft. Gut zu erkennen ist der
Einfluss von Hoch RAMESH auf Ost-/Südosteuropa anhand der Sonnenstunden, welche
beispielsweise am Gebirgspass Ivan Sedlo in Bosnien
und Herzegowina, welcher Sarajevo mit Mostar verbindet, am 5. und 6. November
noch bei 0 lagen, am 07. November aber schon auf 4,8 Stunden gestiegen sind und
tags darauf sogar auf 7,7 Stunden geklettert sind. Niederschlag wurde weiter
nicht bzw. kaum registriert und die Höchsttemperaturen des Tages in Deutschland
stiegen auf der Rückseite des Hochs wieder an. So kratzten sie, vor Allem im
Ruhrgebiet mit maximalen 19,4°C in Wuppertal sogar an der 20°C-Marke. Ansonsten
gab es in der Osthälfte Deutschlands verbreitet 6 bis 10°C und in Bayern wurden
zum Teil lediglich 3°C gemessen, in Parsberg waren es sogar nur 1,7°C.
Zum
Folgetag verblieb das Hochdruckgebiet RAMESH quasistationär und verlor weiter
an Intensität. So lag es zum 01 Uhr MEZ Termin erneut
westlich des Schwarzen Meeres und hatte lediglich einen Druck im Zentrum von
unter 1025 hPa. Von Norden her näherte sich die Antizyklone SCOTT weiter an,
welche nun mit gleichem Druck nördlich von Warschau zu verorten war. Die
Hochdruckgebiete waren nun kurz vor der Verschmelzung, wobei sich das Hoch
SCOTT das Hoch RAMESH einverleibte. Dies war auch der Grund, warum sich die
Antizyklone RAMESH an diesem Tag zum letzten Mal auf der Berliner Wetterkarte
befand.
Das
Hochdruckgebiet RAMESH verblieb 8 Tage auf den Wetterkarten und anhand seiner Zugbahn, welche auch über Deutschland hinweg führte, konnte
man sehr schön erkennen, wie vor dem Hoch (östlich) kältere Luftmassen aus dem
Norden herantransportiert und rückseitig des Hoch (westlich) wärmere Luftmassen
von Süden her gen Norden gedrückt wurden.