Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet REGINE

(getauft am 29.04.2013)

 

Bereits am 22.04. erschien im Bereich der breiten Mündung des Sankt-Lorenz-Stroms über dem Nordosten Nordamerikas ein Hochdruckgebiet mit einem Kerndruck von knapp 1039 hPa. Bis zum 24.04. verlagerte sich das Hoch mit einem weiter ansteigendem Kerndruck auf 1043 hPa nach Osten über den Nordatlantik. Dort bestimmte weiterhin das zugehörige Höhenhoch, in einer Höhe von ca. 5,5 km, die Zuggeschwindigkeit des Bodenhochs, welche nur langsam nach Osten gerichtet war. Den maximalen Kerndruck erreichte das Hoch am 26.04. zwischen Südgrönland und den Azoren mit 1046 hPa.

Am 28.04. begann sich das Höhenhoch abzuschwächen und nach Süden in Richtung der Azoren zu ziehen. Dies wirkte sich auch direkt auf das Hochdruckgebiet am Boden aus, welches sich ebenso abschwächte und noch einen Kerndruck von 1037 hPa aufwies. Dennoch war das von dem Hoch beeinflusste Gebiet weiterhin recht groß und lässt sich aufgrund der fehlenden festen Ortspunkte am ehesten durch Gitternetzkoordinaten der Erde beschreiben. Die Ausdehnung in Nord-Süd-Richtung verlief vom 60. bis zum 35. nördlichen Breitengrad, die Ausdehnung in West-Ost-Richtung etwa vom 45. bis zum 10. westlichen Längengrad.

Am 29.04. wurde dieses kräftige Hochdruckgebiet über dem Nordatlantik schließlich in der Prognose für den Folgetag auf den Namen REGINE getauft. Somit beeinflusste Hoch REGINE erstmalig am 30.04. Teile von Westeuropa. Über Irland und Großbritannien gab es eine größere Aufheiterungszone mit viel Sonnenschein und Höchsttemperaturen von 16°C in Bournemouth, 15°C in London und Plymouth, sowie 14°C in Edinburgh.

Am 01.05. setzte ein Wechsel in der mittleren Troposphäre ein. Hierbei schwächte sich das umfangreiche Höhenhoch ab und verlagerte sich etwas nach Süden. Gleichzeitig schob sich ein Komplex von Höhentiefs vom Europäischen Nordmeer südwärts, sodass der nördliche Teil von Hoch REGINE in den Bereich einer kräftigen Höhenströmung gelangte, die von Südgrönland über Schottland und der Ostsee nach Westrussland verlief. Dabei spaltete sich ein Teilhoch über England ab, welches als REGINE II über der Nordsee auf der Wetterkarte geführt wurde. Das ursprüngliche Hochdruckgebiet REGINE lag weiterhin ca. 1000 km südwestlich von Irland und wurde in REGINE I umbenannt. Im Bereich von Hoch REGINE II stieg die Temperatur in Brüssel auf 18°C, in Bournemouth und Plymouth auf 17°C. In Deutschland machte sich die Antizyklone REGINE II besonders in der Nordhälfte bemerkbar. Von der holländisch-deutschen Grenze bis zum Oderbruch wurden mit 17 bis 18°C die höchsten Werte erreicht. Die höchste Sonnenscheindauer konnte an der Nord- und Ostseeküste mit 13 bis knapp 15 Stunden gemessen, allerdings blieben die Temperaturen aufgrund der noch kalten Gewässer bei 6 bis 10°C. Aber schon wenig weiter ins Landesinnere waren es 12 bis 16°C. Die Ausstrahlung in dem wolkenarmen Gebiet führte dazu, dass im Norden von Schleswig-Holstein Tiefsttemperaturen von um oder leicht unter dem Gefrierpunkt registriert wurden. Von Niedersachsen bis Mecklenburg-Vorpommern waren es 3 bis 7°C.

Am 02.05. hatte sich das Höhenhoch weitgehend aufgelöst und auch das Hoch REGINE I schwächte sich sowohl vom Umfang als auch auf einen Kerndruck von 1030 hPa ab. Während sich das Zentrum REGINE II von der Ostsee weiter nach Weißrussland verlagerte, bildete sich zwischen den beiden Teilhochs ein weiterer Ableger über Großbritannien, der den Namen REGINE III erhielt. So hatte sich kurzfristig eine Hochdruckbrücke gebildet, die nur durch die Ausläufer eines namenlosen Tiefdruckgebietes vor der Westküste Norwegens unterbrochen wurde.

Im Bereich von der Antizyklone REGINE II verfehlten die Höchsttemperaturen knapp die 20°C-Marke, z.B. 19°C in Wilna, 18°C in Minsk und 15°C in St. Petersburg. Hierbei war es verbreitet heiter oder wolkenlos. Das Temperaturniveau in dem von Hoch REGINE III beeinflussten Gebiet lag in einem ähnlichen Niveau, z.B. wurden in Bournemouth 18°C und in Manchester 16°C gemessen. Auch hier wurde meist heiterer oder wolkenloser Himmel beobachtet.

Am 03.05. wurde die Hochdruckbrücke zwischen den drei Teilhochs endgültig aufgebrochen. Zwischen den Zentren REGINE I und REGINE III schob sich von Norden her Tief VALERIAN und zwischen den Hochs REGINE III und REGINE II lagen weiterhin die Ausläufer des Tiefs bei Norwegen. Der Kerndruck der jeweiligen Hochs erreichte mit Werten bis 1026 hPa ein fast einheitliches Niveau. Während sich die Antizyklone REGINE I kaum und das Zentrum REGINE III nach Südschweden verlagerten, war Hoch REGINE II mit der Höhenströmung schon am südlichen Ural angekommen. In der arktischen Meeresluft, die durch das Hoch REGINE III advehiert wurden, stiegen die Höchstwerte in z.B. Oslo nur auf 9°C, in Göteborg wurden 13°C und in Kopenhagen 14°C gemessen.

Das Teilhoch REGINE I beendete am 04.05. seine Stationarität und beeinflusste mit dem Erreichen des Golfs von Biskaya und einem Kerndruck von 1023 hPa erstmals das europäische Festland. In der als „Luft der mittleren Breiten“ analysierten Luftmasse erreichten die Höchstwerte auf der Iberischen Halbinsel verbreitet 20 bis 22°C, in Lissabon wurden mit 26°C und in Sevilla mit 28°C auch deutlich höhere Werte registriert. Während das Teilhoch
REGINE II nach Westsibirien gezogen war und somit nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte, verlagerte sich das Zentrum REGINE III über Westrussland ebenfalls zum südlichen Ural. Dort erschien das Teilhoch am folgenden Tag ebenfalls zum letzten Mal auf der Bodenwetterkarte, bevor es nach Westsibirien abzog. Dadurch wurde das verbliebene Teilhoch REGINE I wieder als Hochdruckgebiet REGINE geführt. Es lag am 05.05. über dem Nordwesten von Frankreich. Dadurch wurde nun auch in weiten Teilen Frankreichs die 20°C-Marke erreicht oder leicht überschritten, z.B. in Paris und Lyon mit 20°C, sowie in Bordeaux mit 23°C. Trotz eines fehlenden unterstützenden Höhenhochs konnte sich das Bodenhoch REGINE weiterhin auf der Bodenwetterkarte behaupten und verlagerte sich mit dem Zentrum am 06.05. über Deutschland nach Polen. Damit setzte sich insbesondere im Norden Deutschlands das sonnenscheinreiche Wetter durch, während der Süden von einem kleinräumigen Alpentief mit zahlreichen Wolken beeinflusst wurde. Die höchsten Werte wurden entlang der holländisch-deutschen Grenze und im westlichen Brandenburg mit bis zu 25°C gemessen. Auf den deutschen Nord- und Ostseeinseln blieb es mit 10 bis 15°C deutlich kühler.

Am 07.05. bildete sich von der Ägäis her ein neuer Hochkeil mit einem neuen Höhenhoch über der Ukraine aus. Dadurch konnte sich Hoch REGINE regenerieren und der Kerndruck stieg auf etwa 1028 hPa an. An diesem Tag erreichte die Antizyklone REGINE die flächenmäßig größte Ausdehnung über dem Festland. Es erstreckte sich vom Weißen bis zum Schwarzen Meer, sowie von Polen bis zum südlichen Ural. Besonders erwähnenswert sind in diesem großen Gebiet die Temperatursteigerungen in Archangelsk, einer Küstenstadt am Weißen Meer. Hier wurden 17°C als Höchstwert gemeldet, während es am Vortag noch 7°C waren. Aber auch in Moskau wurden nach 13°C am Vortag 18°C und in St. Petersburg nach 12°C am Vortag 20°C registriert.

Das Höhenhoch hielt sich am 08.05. stabil über der Ukraine, das zugehörige Bodenhoch REGINE befand sich nicht genau unter dem Höhenhoch, sondern mit dem Zentrum nordöstlich von Kiew. Der Kerndruck deutete bereits wieder eine Abschwächung an und reduzierte sich leicht auf 1026 hPa. Im südlichen Bereich von Hoch REGINE strömte von Süden subtropische Luft ein, sodass die Höchstwerte in Kiew und Kischinew 25°C erreichten. Auch auf der Halbinsel Krim in Sinferopol, in Minsk und in Moskau wurden bei wolkenlosem Himmel mit 24°C sommerliche Werte registriert.

Ab dem 09.05. hielt sich Hoch REGINE unter dem stationären kräftigen Höhenhoch von der zentralen Ukraine über den Südwesten Russlands bis zum Kaspischen Meer ebenfalls ortsfest. Bei einem sich langsam abschwächenden Kerndruck von etwa 2 hPa pro Tag beeinflusste die Antizyklone REGINE dieses Gebiet bis zum 12.05. mit trockenem, sehr sonnigem Wetter und sommerlichen Temperaturen. Da sich die Luftmasse in eine kontinentale Festlandsluft umwandelte, konnte sich diese etwas mehr erwärmen, was auch höhere Temperaturen zur Folge hatte. Dementsprechend wurden am 11.05. und 12.05. im Einflussbereich von Hoch REGINE die maximalen Höchsttemperaturen erreicht. Kiew meldete an beiden Tagen 29°C, Wolgograd 26 und 27°C. Am 12.05. erschien Hoch REGINE mit einem Kerndruck von 1015 hPa über der Mündung der Wolga nach einer Lebensdauer von 21 Tagen letztmalig auf der Berliner Wetterkarte, bevor es weiter nach Osten außerhalb des Darstellungsbereiches zog und daher nicht weiter analysiert werden konnte.

 

 


Geschrieben von Matthias Treinzen

Berliner Wetterkarte: 02.05.2013

Pate: Christian Runte