Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet REIMAR
(getauft am 19.05.2016)
Am 19. Mai bestimmten
die Tiefdruckgebiete ARLETTE über der Nordsee und BARBARA knapp westlich der Britischen
Inseln das Wettergeschehen in West- und Mitteleuropa. Unterdessen vergrößerte sich
der Einfluss des Azorenhochs, was sich durch einen Druckanstieg in Spanien und Portugal
bemerkbar machte. Da sich ein Hoch von diesem abspalten sollte, wurde es in der
Prognose für den Folgetag auf den Namen REIMAR getauft. Dieses Druckgebilde erschien
erstmals am Folgetag um 01 Uhr MEZ auf der Berliner Wetterkarte auf. Mit einem Druck
von ca. 1023 hPa konnte dieses Hoch über den Pyrenäen analysiert werden. Bis zum
Abend zog das Hoch REIMAR nach Nordosten und erreichte bereits den Alpenraum.
Am 20. Mai konnte sich
eine sonnenscheinreiche Zone von der Iberischen Halbinsel, Südostfrankreich, Italien,
Schweiz bis Ostdeutschland durchsetzen, da in einem Hoch absinkende Luftbewegung
vorherrscht. Somit können sich vorhandene Wolken auflösen und freundliches Wetter
setzt sich meist durch. Dabei wurden in diesen Regionen 10 bis 14 Stunden Sonne
verzeichnet. In Deutschland lag diese Zone über Baden-Württemberg, Nordbayern, Ostthüringen,
Sachsen und Südostbrandenburg. Nördlich und südlich davon schien bei etwas niedrigerem
Luftdruck noch 4 bis 7 Stunden die Sonne. Vom nördlichen Nordrhein-Westfalen bis
Hamburg sowie nordwestlich davon blieb es aufgrund der Okklusion des Tiefs BARBARA
bedeckt mit Regenfällen bis 5 mm. In der gemäßigten Luftmasse der mittleren Breiten
stiegen die Temperaturwerte in Deutschland auf 19 bis 23°C, bei Einfluss des Niederschlagsbandes
nur auf 15 bis 18°C. Am wärmsten wurde es in Berlin-Tempelhof mit 23,4°C und in
Potsdam mit 23,1°C. In Frankreich konnten 18 bis 24°C, im Süden bis 27°C verzeichnet
werden. Am wärmsten wurde es in Spanien, da sich rückseitig des Hochs eine südliche
Strömung einstellte, mit der subtropische Luft aus Nordafrika herangeführt wurde.
Mit 33,7°C wurde in Cordoba im Süden Spaniens die höchste Temperatur gemessen. In
der wolkenlosen und windschwachen Nacht zuvor konnte sich die Luft stark abkühlen,
sodass tagsüber mit Sonneneinstrahlung stellenweise ein Tagesgang von mehr als 20
Grad beobachtet wurde. In Cordoba wurden am Morgen 12,9°C und am Tag 33,7°C gemessen.
Auch in Madrid war der Tagesgang mit knapp 18 Grad, das Maximum lag bei 28,0°C und
die Tiefsttemperatur bei 10,4°C, stark ausgeprägt.
Am
21. Mai um 01 Uhr MEZ positionierte sich das Hoch REIMAR über den Alpen und den
süddeutschen Raum mit einem unveränderten Druck von ca. 1023 hPa. Mit einer ausgeprägten
westlichen Höhenströmung in der 500 hPa Fläche, welches einer Höhe von ca. 5,5 km
entspricht, verlagerte sich die Antizyklone REIMAR rasch nach Osten. Am Abend um
19 Uhr MEZ konnte das Zentrum über der Slowakei analysiert werden. Mit der Unterstützung
eines weiteren Hochdruckgebietes über dem Mittelmeer stellte sich in großen Teilen
Europas sonniges und ruhiges Frühsommerwetter ein. Von Ostspanien, Ostfrankreich,
Deutschland, Polen, Rumänien, Albanien bis Italien wurden 9 bis stellenweise 15
Stunden Sonne registriert. In Deutschland griffen allerdings im Tagesverlauf die
Wolken von Tief BARBARA über, sodass im Nord- und Ostseeumfeld maximal 1 bis 4 Stunden
Sonnenschein gemessen wurde. Dort blieb es mit 17 bis 21°C etwas kühler als im restlichen
Deutschland. Verbreitet konnten 22 bis 25°C verzeichnet werden. Oft wurde ein Sommertag
erreicht, dafür muss die Höchsttemperatur mindestens 25,0°C betragen. Am wärmsten
wurde es in Lahr am Rhein in Baden-Württemberg mit 26,3°C. In einem Streifen von
Hessen über Thüringen sowie Sachsen bis Ostbrandenburg konnte sich aus der Nacht
die Bewölkung länger halten, sodass etwas geringere 5 bis 8 Stunden Sonne gemessen
wurden. Mit der Verlagerung von Hoch REIMAR gelangte Westeuropa auf dessen Rückseite.
Durch die Drehrichtung des Hochs stellte sich die Strömung auf Südwest, wodurch
Luftmassen nordafrikanischen Ursprungs nach Europa gelangen konnten. Im Süden von
Frankreich wurde in Mont-De-Marsan 33,5°C und in Cordoba
33,0°C gemessen.
Am
22. Mai um 01 Uhr MEZ konnte das Zentrum der Antizyklone REIMAR über den Karpaten
mit einem verringerten Druck von ca. 1018 hPa analysiert werden. Somit verlagerte
sich das sonnscheinreiche Wetter etwas nach Südosten. Im gesamten Südosteuropa und
in großen Teilen Osteuropas konnten erneut 10 bis 14 Stunden Sonne und Höchsttemperaturen
von 24 bis 27°C registriert werden. Unterdessen überquerte die Kaltfront von Tief
BARBARA Westeuropa von West nach Ost. Deutschland befand sich im Grenzbereich dieser
zwei Wettersysteme, sodass große Wetter- und Temperaturunterschiede zustande kamen.
Östlich einer Linie Hamburg-Karlsruhe blieb es freundlich und trocken bei 9 bis
14 Sonnenstunden. Die Temperatur stieg auf 26 bis 30°C. In manchen Orten konnte
der erste Heiße Tag des Jahres registriert werden. Von einem Heißen Tag spricht
man, wenn die Höchsttemperatur 30,0°C oder mehr erreicht. Dies konnte in Genthin
mit 30,5°C, in Atern mit ebenfalls 30,5°C und in Nürnberg
mit 30,2°C registriert werden. Potsdam mit 29,8°C und Berlin-Dahlem mit 29,3°C blieben
knapp unter der 30°C-Marke. Im Westen griff die Kaltfront mit Regenfällen über,
dabei blieb es im äußersten Westen sogar komplett ohne Sonnenschein bei deutlich
kälteren 17°C als Höchsttemperatur. Im Grenzbereich konnten sich abends und nachts
besonders in Niedersachsen, Hamburg und Bayern einzelne starke Gewitter entwickeln.
Am darauffolgenden Tag
befand sich das Hoch REIMAR mit unveränderter Lage über den Karpaten mit einem Druck
von ca. 1017 hPa. Es konnte sich eine Hochdruckbrücke zu einem unbenannten Hoch
über Südfinnland ausbilden, sodass erneut in diesem Bereich 9 bis 14 Stunden Sonne
bei 26 bis knapp 29°C gemessen wurden, im Norden waren es nur 22 bis 25°C. Der Hochdruckeinfluss
reichte nur noch zum äußersten Osten von Deutschland. Von Rügen über Berlin bis
Dresden und östlich davon gab es nochmals 8 bis 11 Sonnenstunden bei 23 bis 27°C
und an der Oder bis 30°C. Spitzenreiter war Manschnow mit 30,0°C. Weiter nach Westen
nahm der Sonnenscheinanteil rasch ab, südwestlich einer Linie Bremen-Chemnitz blieb
es bedeckt mit Regenfällen. Am Bodensee blieb es sogar einstellig bei Höchstwerten
um 9°C. Im Grenzbereich entwickelte sich am Abend von Tschechien heraus ein großer
Gewitterkomplex, ein sogenanntes MCS. Dies steht für mesoscale
convective system, also ein mesoskaliges
konvektives System. Dieses Wettersystem verdrängte die herangeführte Warmluft von
Hoch REIMAR aus Deutschland mit blitzintensiven Gewittern und starken Regenfällen.
Besonders in Sachsen und Südbrandenburg konnte Hagel bis 4 cm Durchmesser beobachtet
werden. Auch die Hauptstadt wurde von diesem blitzintensiven System überquert, bevor
es sich in der Nacht abschwächte. Bis zum Tagesende löste sich das Hoch REIMAR auf
und konnte am nächsten Tag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden.
Geschrieben am: 04.07.2016
von Dennis Schneider
Berliner Wetterkarte:
21.05.2016
Pate: Reimar Böcker