Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet ROLAND
(getauft am 11.05.2018)

 

Infolge der Verstärkung eines ausgeprägten Warmluftvorstoßes nach Norden in einer Höhe von 5,5 km, welcher auch als Höhenkeil bezeichnet wird, entwickelte sich im Laufe des 11. Mai 2018 im Bodenniveau ein Zwischenhoch über Nordwesteuropa, das in der Analyse der Berliner Wetterkarte auf den Namen ROLAND getauft wurde. Bei einem Zwischenhoch handelt es sich um ein Hochdruckgebiet, welches in einer Kette aufeinanderfolgender Tiefdruckgebiete eingebettet ist.

Am 11. Mai um 01 Uhr MEZ erstreckte sich das Hoch ROLAND von Norwegen über die Benelux-Staaten bis zu den nördlichen Gebieten Spaniens bzw. von England bis Österreich. Das Hochdruckgebiet bestand aus zwei Zentren. Hoch ROLAND I befand sich über Belgien und machte sich im Nordwesten und Südwesten Deutschlands durch eine Sonnenscheindauer von mehr als 10 Stunden bemerkbar, wobei Höchstwerte der Temperatur von 21 bis 23°C gemessen werden konnten. Das Zentrum des zweiten Hochs ROLAND II mit Bodendruckwerten von ca. 1015 hPa lag etwa 250 km nordöstlich von Edinburgh und brachte maritime Subpolarluft nach Südwestskandinavien. In einem Hochdruckgebiet findet eine absinkende Luftbewegung statt. Das kräftige Absinken führte im Bodendruckfeld zur weiteren Verstärkung des Hochdruckgebietes ROLAND, sodass es weiter nach Nordosten ziehen konnte und dadurch in den nächsten Tagen für Europa wetterbestimmend wurde.

In den folgenden 24 Stunden zog die Antizyklone ROLAND mit ihren zwei Zentren weiter nordostwärts. Der Einfluss des Hochdruckgebietes ROLAND wurde dabei durch das Tiefdruckgebiet URSULA über Südschweden sowie durch die Ausläufer eines unbenannten Tiefdruckwirbels über dem Atlantik, einem über Spitzbergen und einem südlich von Island begrenzt. Das Hoch ROLAND I lag am 12. Mai um 01 Uhr MEZ mit dem Zentrum über Dänemark und wirkte sich dadurch auf das Wetter von Dänemark und Deutschland aus. Im Bereich der herangeführten erwärmten Subpolarluft wurden verbreitet wieder mehr als 8 Stunden Sonnenschein gemessen. In Berlin-Dahlem und in Goldberg schien die Sonne 8,8 bzw. 13,2 Stunden lang, wobei die Temperatur auf 22,9 sowie 21,1°C stieg. Das Hoch ROLAND II befand sich um 01 Uhr MEZ über Nordskandinavien mit Druckwerten von knapp über 1025 hPa in seinem Zentrum. In seinem Einflussbereich konnte sich die Luft in Kiruna und Murmansk nach der Auflösung der Regenwolken bis auf 6,6 sowie 7,4°C erwärmen.

Aufgrund des sich verstärkenden Einflusses der Tiefdruckgebiete löste sich das Hoch ROLAND I zum 13. Mai auf.  Die Antizyklone ROLAND über Nordskandinavien verlagerte sich etwas nach Osten und befand sich am 13. Mai um 01 Uhr MEZ ca. 50 km westlich von Murmansk. Unter dem Hochdruckeinfluss war das Wetter im Norden Finnlands und Norwegens verbreitet recht freundlich. Durch die nächtliche Ausstrahlung sank die Temperatur unter dem meist klaren Himmel in der ältesten Stadt von Nordnorwegen, in Hammerfest, auf 3,7°C und stieg tagsüber bis auf 14,6°C. In dem etwas weiter nördlich liegenden Honningsvag blieb es kühler, dort wurde an diesem Tag 9,9°C als Tageshöchsttemperatur registriert.

Mit der westlichen Strömung verlagerte sich das Hoch ROLAND weiter nach Osten und lag am 14. Mai um 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum, in dem der Bodendruck ca. 1025 hPa betrug, zwischen Murmansk und Archangelsk. Am Rand erreichte die Temperatur in der herangeführten osteuropäischen Festlandsluft meist Werte um 25°C im Berliner Raum. In Potsdam und in Magdeburg wurde ein Sommertag mit einer Höchsttemperatur von 25,4 sowie 26,5°C registriert. Ein Sommertag ist die meteorologische Bezeichnung für einen Tag, an dem die Tageshöchsttemperatur bei mindestens 25°C liegt. Das Absinken von solchen Luftmassen in einem Hochdruckgebiet führt zur Wolkenauflösung, weshalb wesentliche Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht entstehen können. Die Stationen Braunschweig und Barcelona meldeten um 07 Uhr MEZ 11,1 sowie 9,6°C als Tiefsttemperatur während dort tagsüber die Temperatur auf 26,2 sowie 27,4°C anstieg.

Mit der Verstärkung eines unbenannten Tiefs östlich von Grönland, des Wirbels VADJMA über Ungarn und eines unbenannten Hochs westlich von Spitzbergen zog das Hochdruckgebiet ROLAND zum 15. Mai etwas südwärts, wobei sich sein Einflussbereich auf die südlichen Gebiete von Skandinavien erstreckte. In der Nacht sank die Temperatur in Oslo und Göteborg auf 9 sowie 13°C. Im Tagesverlauf erwärmte sich die Luft bis 26 und 28°C, wodurch die Voraussetzungen eines Sommertages erfüllt wurden. In Helsinki mit 29,6°C gab es fast einen Heißen Tag. Ein Tag, an dem die Tageshöchsttemperatur 30°C erreicht oder übersteigt, wird in der Meteorologie Heißer Tag genannt.

In den folgenden 24 Stunden verlagerte sich das Hoch ROLAND weiter ostwärts. Es lag am 16. Mai um 01 Uhr MEZ etwas südöstlich von Moskau mit Bodendruckwerten in seinem Zentrum von knapp über 1020 hPa. In seinem Einflussbereich sank die Temperatur in der südeuropäischen Subtropikluft zum Morgen unter dem leicht bewölkten Himmel in Moskau und Volgograd auf 10 sowie 11°C. Aufgrund der Verstärkung der nordost- und mitteleuropäischen Tiefdrucksysteme konnte das Hoch ROLAND an diesem Tag nach 6 Tagen Lebensdauer zum letzten Mal auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.