Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet   ROLENA

(getauft am 22.05.2005)

 

Am 21.Mai des Jahres 2005 haben die Meteorologen der Berliner Wetterkarte die Entstehung eines neuen Hochdruckgebietes über den Azoren beobachtet. Es wurde am folgenden Tag auf den Namen ROLENA getauft. 

Über dem Nordatlantik herrschte zu dieser Zeit starke Tiefdruckaktivität,  da die beiden Tiefdruckgebiete INGO und JÜRGEN ein Band tiefen Luftdrucks bildeten und so ROLENA etwas nach Süden abdrängen konnten. Dies hatte für ROLENAs Wachstum jedoch keine Bedeutung, da der Zustrom warmer subtropischer Luft ungestört anhielt und sich auch bis in die obere Troposphäre fortsetzte. So dehnte sich die Antizyklone am 23. Mai bis über die Iberische Halbinsel aus, das Zentrum mit 1028 hPa Kerndruck lag aber noch zwischen den Azoren und Madeira. In Deutschland dominierte dagegen die Kaltfront des Tiefs INGO das Wetter und sorgte für nasskalte Witterung.

Dies sollte sich mit dem Eintreffen von ROLENA in Mitteleuropa schlagartig ändern. Auf der Südflanke des Hochs wurde warme Luft aus den Subtropen nach Deutschland transportiert. Auf der anderen Seite blieb der Himmel durch großräumiges Absinken der Luft im Hochdruckgebiet meist wolkenlos und es kam zu einer starken Erwärmung durch die Sonneneinstrahlung. Beide Effekte sorgten für einen raschen Temperaturanstieg in ganz Südwesteuropa, in Südwestdeutschland auf verbreitet über 25°C.

Am 24. Mai breitete sich ROLENA auch nach Mitteleuropa aus, so dass sich die von der 1020-hPa-Isobare eingeschlossene Fläche von Berlin über Madeira bis nach Tunesien erstreckte. Im Verlauf der Nacht zum 25. Mai verlagerte sich ROLENA am Nordrand der Alpen bis nach Osteuropa. Dabei nahm der Wind im nördlichen und mittleren Deutschland etwas zu und drehte einheitlich auf Südwest. Das führte zu allmählicher Warmluftadvektion mit einem zunächst nur leichten Temperaturanstieg. Nachdem die noch wirksame Warmfrontbewölkung des Tiefs JÜRGEN abgezogen war, entstanden am 25. Mai in der einfließenden milden Meeresluft um die Mittagszeit Quellwolken, die sich etwas ausbreiteten und einen rascheren Temperaturanstieg zusätzlich behinderten. Die subtropische Warmluft, die erst den Südwesten Deutschlands erfasst hatte, breitete sich am 26.Mai bis zum Berliner Raum aus, wobei die Temperatur bis zum Mittagstermin schon deutlich über 25°C stieg. Deutschlandweit wurden die höchsten Temperaturen westlich des Rheins gemessen, Karlsruhe markierte mit 31.3°C die Spitze.

Am folgenden Tag zog das Zentrum ROLENAs noch weiter östlich und die Antizyklone erstreckte sich nun von Moskau bis nach Rom, jedoch begann der Luftdruck in Westeuropa großräumig zu fallen. Dieser Luftdruckfall setzte sich am 27. Mai noch weiter fort, und die Kaltfront des inzwischen vor der Biskaya angelangten Wirbels LEON setzte sich von Westen in Europa durch. Somit war das Hochdruckgebiet ROLENA nicht mehr als eigenständiges Druckgebilde erkennbar und verschwand wieder von der Berliner Wetterkarte.


Geschrieben am 08.06.2005 von Robert Scholz

Wetterkarte: 23. oder 24. oder 25.05.2005

Pate: Fabian Walf