Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet ROLF

(getauft am 04.06.2012)

 

Am 04.06. bildete sich über der Iberischen Halbinsel ein neues Hochdruckgebiet mit einem anfänglichen Kerndruck von knapp 1022 hPa, welches noch am selben Tag auf den Namen ROLF getauft wurde. Dieses Hoch war ein östlicher Ableger des Azorenhochs, sodass es von dessen Stärke bei seiner Entstehung profitierte und zu diesem Zeitpunkt schon seinen höchsten Kerndruck verzeichnete. Gleichzeitig wurde die weitere Entwicklung des Hochs ROLF durch Höhenkaltluft in ca. 5,5 km Höhe und einem von Nordwesten nach Frankreich ziehenden Höhentief verhindert. Dadurch schwächte es sich nicht nur vom Druckniveau leicht ab, sondern auch von der Ausdehnung.

Am 05.06. nahm das Hochdruckgebiet ROLF die Rolle eines Zwischenhochs zwischen dem Tief BERGIT mit Zentrum über Polen und den Ausläufern von Tief CHRISTIANE über dem Golf von Biskaya ein. Seine Nord-Süd-Ausdehnung reichte von Schottland bis zum französischen Zentralmassiv. Die Höchsttemperaturen wiesen über Frankreich an diesem Tag ein deutliches Nord-Süd-Gefälle auf. Beispielsweise bildeten sich in Paris bei kühlen 18°C Höchsttemperatur noch einzelne kurze Schauer, während z.B. in Marseille 27°C gemessen wurden und es trocken blieb.

Im Laufe des Tages erreichte das Zentrum der Antizyklone ROLF die Südhälfte Deutschlands. Dort lockerte es nach Durchzug der Kaltfront des Tiefs BERGIT zwar mehrfach auf, dennoch bildeten sich verbreitet flache Wolkenfelder aus Quellwolken, die sich immer wieder vor die Sonne schoben. So wurden die höchsten Sonnenstunden in den höheren Lagen entlang des Rheins mit 9 bis 11 Stunden und an den Küsten mit 8 bis 10 Stunden gemessen. Das höchste Tagesmaximum wurde im Breisgau mit knapp 19°C erreicht, während im Rest des Landes je nach Sonnenscheindauer 10 bis 17°C gemessen wurden.

Am 06.06. folge das Zentrum von Hoch ROLF der Höhenströmung, die von Polen aus nach Südosten in Richtung Balkan drehte. Gleichzeitig kreuzte Höhenkaltluft von der Adria kommend die Zugrichtung von Hoch ROLF, die aber keinen messbaren Niederschlag zur Folge hatte. Mit einem Kerndruck von knapp 1015 hPa zog es über Slowenien und Kroatien nach Serbien und brachte Wetterberuhigung mit sich. Zagreb meldete beispielsweise als Höchsttemperatur 24°C, Ljubljana 23°C und Belgrad 22°C.

Bis zum 09.06. verlagerte sich das Hochdruckgebiet ROLF über den Norden der Türkei zum Kaukasus. An seiner Westseite gelangte von Süden her heiße Festlandsluft tropischen Ursprungs nach Südosteuropa, sodass dort die Temperatur verbreitet über 30°C, im Süden Serbiens örtlich sogar über 35°C stieg. In Belgrad wurde in der Nacht zum 10.06. eine Tiefsttemperatur von 22°C und damit eine tropische Nacht registriert. Aber auch im Westen und Süden der Türkei wurde tagsüber die 30°C-Marke überschritten, z.B. in Izmir mit 33°C und Adana mit 35°C.

Am 11.06. konnte das Hochdruckgebiet ROLF über dem Südwesten Russlands mit Zugrichtung zum Kaspischen Meer letztmalig auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden. Dabei wurde in der Stadt Wolgograd, die ebenfalls auf der Westseite vom Zentrum lag, bei wolkenlosem Himmel ein Tagesmaximum von 35°C erreicht. Auch die folgende Nacht fiel dort mit 22°C tropisch aus. Die Hitze wurde bis zum 15.06. immer größer und erreichte an diesem Tag seinen Höhepunkt mit einer Höchsttemperatur von 40°C. So hatte die Antizyklone ROLF durch das Heranführen von kontinentaler Tropikluft noch Einfluss, obwohl das Zentrum nicht mehr auf der Bodenwetterkarte verzeichnet war.

 

 


Geschrieben am 23.07.2012 von Matthias Treinzen

Berliner Wetterkarte: 05.06.2012

Pate: Rolf Amaritza