Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet ROLF
(getauft
am 19.05.2020)
Die Lebensgeschichte von Hoch ROLF
beginnt am 19.05. über Grönland. Aufgrund des grönländischen Eisschildes ist
die Luft über Grönland im Vergleich zur Luft über den umgebenden Ozeanen kälter
und sinkt somit ab. Dadurch entsteht ein klassisches kaltes Hoch. Dieses
zeichnet sich dadurch aus, dass es nur am Boden zu erkennen ist und nicht in
der Höhe. Da bei kalter Luft die Luftsäule über einer Einheitsfläche
komprimierter ist, als bei einer Luftsäule wärmerer Luft, verliert das
Druckgebilde mit der Höhe an Stärke. Auf der 500 hPa-Karte, also in der
mittleren Troposphäre auf ca. 5,5 km Höhe, dominierte über Grönland ein Trog, welcher
zwei Langwellentröge, einer über dem westlichen Nordatlantik und einer über
Russland, speiste. Da nun absehbar war, dass sich ein Teil des Hochs über
Grönland abspalten und nach Osten ziehen würde, wurde am 19.05.2020 das Hoch
ROLF getauft. An diesem Tag lag es um 00 Uhr UTC, was 02 Uhr MESZ entspricht,
östlich von Island und wies einen Druck im Zentrum von etwas über 1020 hPa auf,
was bereits über dem auf der Erdoberfläche mittleren Druck liegt, welcher bei
gut 1013 hPa liegt. Über Mitteleuropa dominierte derweil eine Hochdruckbrücke
welche sich von QUIRINIUS I über dem Golf von Biskaya bis zu QUIRINIUS II über
dem Schwarzen Meer erstreckte. Nördlich dieser Hochdruckbrücke lag ein
gealtertes Frontensystem, welches sich von Tief ERNA nahe Moskau bis Tief FIONA
nordwestlich von Schottland erstreckte und etwa südlich von Skandinavien
verlief. In dem Bereich nördlich davon zog nun Hoch ROLF.
Am 20.05. um 00 Uhr UTC lag das
Hochdruckgebiet ROLF über Skandinavien, wobei der Kerndruck nur leicht über
1020 hPa lag. Die Folge: Über Zentralskandinavien wolkenloser Himmel, der
nächtliche Abkühlung begünstigte, sodass Tiefsttemperaturen im einstelligen
negativen Bereich erreicht wurden, während die Tageshöchstwerte die 10°C-Marke
überschritten. Nur an der Nordseeküste gab es leichten Niederschlag. Das vorher
beschriebene streifenartige Druckmuster löste sich nun allmählich auf und ging
von einer zonalen in eine meridionale Verteilung über. Das Hoch, auch
Antizyklone genannt, ROLF dehnte sich zum 21.05. weiter nach Süden aus und
befand sich nun rückseitig von Tief ERNA und vorderseitig von Tief FIONA. Der
Südausläufer erstreckte sich über der Ostsee nach Polen und wies einen
maximalen Druck von über 1025 hPa im Zentrum auf. Dabei störten nur einzelne
Cirrus-Wolkenfelder den Sonnenschein. Maximaltemperaturen von bis zu 28°C in
der Westhälfte Deutschlands und Temperaturen von ca. 20°C in der Osthälfte
Deutschlands waren die Folge.
Zum Folgetag, dem 22.05., teilte sich
Hoch ROLF in zwei kleinere abgeschlossene Antizyklonen auf. Die Antizyklone
ROLF I lag zentriert über Lappland mit einem maximalen Druck von über 1025 hPa.
Das Hochdruckgebiet ROLF II lag südlicher über Polen und über der Ostsee bis
nach Südschweden reichend, ebenfalls mit einem maximalen Druck von knapp über
1025 hPa. Die gesamte nun meridional ausgerichtete Hochdruckbrücke erstreckte
sich vom Nordkap bis zum Mittelmeer, wobei ihre Breite nach Süden zunahm und
eine Verbindung zum Azorenhoch nahe der Iberischen Halbinsel bestand. Das
Temperaturniveau in Deutschland blieb ähnlich dem des Vortags. Von Westen her
näherte sich bereits ein neues Tiefdruckgebiet namens GUDRUN an. Die
Antizyklone GUDRUN lag um 00 Uhr UTC zwar noch westlich von Irland, ihr
Frontensystem lag aber schon an der französischen Atlantikküste. Dabei entstand
eine Konvergenzline, die im Tagesverlauf Frankreich überquerte, aber nur wenig
Niederschlag brachte. Vorderseitig dieses Tiefs wurde von der Nordsee her
feuchte Luft nach Niedersachsen herangetragen, sodass dort
küstennahbeispielsweise in St. Peter-Ording 10 mm und in Wittmund 12 mm
erreicht wurden.
Durch die progressive Verlagerung des
Höhentrogs nach Osten verlagerte sich auch das Bodendruckfeld nach Osten. Am
23.05. um 00 Uhr UTC lag ROLF I über Nordwestrussland und ROLF II über der Ukraine
und der Türkei mit Zentrum über dem Marmarameer. Westlich davon erstreckte sich
das ausgedehnte Frontensystem von Tief GUDRUN.
Auch zum 24.05. blieb die
Verlagerungsrichtung ähnlich. Der Wirbel ROLF I lag über dem Weißen Meer unter
bildete mit ROLF II gelegen über der Türkei weiterhin eine Hochdruckbrücke.
Diese wurde im Westen durch das Frontensystem von Tief GUDRUN begrenzt. Hinter
diesem dominierte erneut Hochdruckeinfluss und zwar hat sich dort das Hoch
STEFFEN breit gemacht. Im Bereich von Hoch ROLF wurden in Kingisep 20,9°C und
in Nikolaevskoe 18,5°C als Maximaltemperaturen erreicht. Aufgrund hoher
relativer Feuchte lag der Bewölkungsgrad bei über 75% und die Wolkenuntergrenze
bspw. in Weliki Nowgorod bei lediglich 600 Metern und in Winniyzja bei 900
Metern.
Am 25.05. um 00 Uhr UTC wurde nur
noch ROLF I auf der Wetterkarte verzeichnet, welches weiterhin über
Nordrussland lag und sich im Süden bis zu einer Okklusionsfront eines
unbenannten Tiefs erstreckte und nördlich bis fast zum Nordpol reichte. Am
25.05. zog das Tief GUDRUN südlich an Hoch ROLF vorbei, sodass die Antizyklone
ROLF sich am 26.05. regeneriert hat und sich wieder etwas nach Westen
ausdehnte. Der maximale Druck im Zentrum lag dabei bei etwas über 1030 hPa.
Zum 27.05.2020, dem letzten Tag an dem das Hochdruckgebiet auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet war, verlagerte sich das Hoch ROLF weiter nach Osten und zog somit aus dem Bereich der BWK.