Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
ROMY
(getauft
am 26.11.2019)
Die Vergabe von Namen an
Hoch- und Tiefdruckgebiete wird von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte
nur für Druckgebilde durchgeführt, die einen Einfluss auf die Großwetterlage
über Europa haben. Seit dem 22.11.2019 befand sich ein ausgedehntes
Hochdruckgebiet über Grönland. Grönland ist im Winter oftmals geprägt durch
Hochdruckeinfluss, was unter anderem eine Ursache dafür ist, dass dort deutlich
weniger Schnee als in Alaska fällt. Ab dem 24.11. war das Hochdruckgebiet
ebenfalls in der Höhe auf der 500-hPa-Karte erkennbar, wodurch sich die noch
unbenannte Antizyklone intensivieren sollte. Zudem wurde prognostiziert, dass
ab dem 27.11 starke Nordwestwinde herrschen sollten, sodass sich die Hochdruckzone
Richtung Europa verlagern sollte. Deshalb wurde das Hochdruckgebiet am 26.11.
auf der Analysekarte um 1 Uhr MEZ auf den Namen ROMY getauft.
Am 26.11. lag das
Hochdruckzentrum der Hochdruckzone ROMY im südöstlichen Bereich Grönlands mit
einem Kerndruck von über 1030 hPa. Das Hoch ROMY erstreckte sich nach Süden bis
nach Island, im Osten bis zu der Insel Jan Mayen, im Norden bis nach
Nordgrönland und im Westen bis 500 km westlich von Grönland. Somit hatte das
Hoch ROMY eine Nord-Süd-Ausdehnung sowie eine Ost-West-Ausdehnung von 2500
Kilometern. Der Hochdruckeinfluss war besonders an den Tiefsttemperaturen des
26.11. und 27.11. in Island ersichtbar. Aufgrund der geringen Bewölkung und der
starken Ausstrahlung bei leicht bewölktem bis klarem Himmel sank die Temperatur
in der Nacht meist deutlich unter den Gefrierpunkt. Die Tiefsttemperatur wird
durch die nördliche Lage und den damit einhergehenden späten Sonnenaufgang
meist erst gegen 8 Uhr erwartet. Am 26.11. war die Tiefsttemperatur an der
Station Kárahnjúkar um 12 Kelvin geringer als am
Vortag. Innerhalb von 24 Stunden bis 19 Uhr MEZ dieses Tages sank die
Temperatur dort von -3,8°C auf -16°C.
Am 27.11. hatte sich das
Hochdruckzentrum kaum verlagert und lag weiterhin über Grönland mit einem Druck
von über 1025 hPa. Weiterhin wurde der Hochdruckeinfluss ansonsten nur in
Island registriert.
Am folgenden Tag hatte
das Hoch ROMY zwei Hochdruckzentren ausgebildet, welche durch eine
Hochdruckbrücke miteinander verbunden waren. Die Benennung der Zentren erfolgt mittels
römischer Ziffern, wodurch diese eindeutig identifiziert werden. Das nördliche
Hochdruckzentrum ROMY I lag im Nordosten Grönlands mit einem Druck von über
1020 hPa. Der südliche Kern hatte sich mittlerweile bis nach Island verlagert
mit einem Druck von knapp über 1015 hPa. Dieser Druck ist vergleichsweise
gering, da der mittlere Bodendruck auf Meeresniveau bei 1013,25 hPa liegt. Der
Hochdruckeinfluss erreichte ab den Mittagsstunden Nordschottland, weshalb sich dort
vielerorts die verbleibende Wolkendecke lichtete. Aufgrund dessen registrierten
einige Stationen in Schottland bis zu fünf Sonnenstunden auf der Insel Tiree und bis zu vier Stunden in Edinburgh. Zudem sank die
Höchsttemperatur in dieser Region aufgrund der polaren Luftströmung von
Norwegen deutlich. Auf den Hügeln, wie dem Aonach Mòr und dem Cairngorm auf jeweils rund 1000 Metern Höhe,
herrschte Dauerfrost bei einer Höchsttemperatur von -2°C.
Bis zum 29.11. hatte sich
das südliche Hochdruckzentrum von Hoch ROMY II bis 1000 km südlich von Island
und 1000 km nordwestlich von Schottland verlagert. Der maximale Druck betrug
1025 hPa im nördlichen Hochdruckzentrum. Der Einfluss des Hochdruckgebietes
breitete sich auf das gesamte Vereinigte Königreich aus. Außerdem nahm der
Hochdruckeinfluss am Nachmittag auch im Norden Frankreichs und in
Norddeutschland zu. Am Hamburger Flughafen sank die Temperatur schon am Abend
(19 Uhr MEZ) auf -0,2°C. Etwas weiter nördlich, außerhalb der Stadt, war es in
Quickborn nochmals deutlich kälter bei -1,7°C. Im Vergleich zum vorherigen
Tagestemperaturwert zur gleichen Uhrzeit war das eine Abkühlung von ca. 10
Kelvin in Quickborn und 8 Kelvin in Hamburg. Zudem war es in Großbritannien angenehm
sonnig. Vielerorts wurden 6 bis 7 Sonnenstunden gemessen. Beispielsweise betrug
die Sonnenscheindauer in Lyneham nahe Bristol 7
Stunden 6 Minuten. Lediglich im Südwesten Englands blieb es stark bewölkt. Des
Weiteren sorgte das Hochdruckgebiet ROMY auch in Norddeutschland für einen
heiteren Tag mit 6 bis 7 Sonnenstunden in Hamburg und den Stationen in
Schleswig-Holstein. Außerdem wurde in der Nacht zum 30.11. verbreitet Nebel
oder feuchter Dunst gemeldet. Dieser trat besonders in den Benelux-Ländern und
in Nordostfrankreich auf. Beispielsweise an der Station Ell, im Dreiländereck
zwischen den Niederlanden, Deutschland und Belgien gelegen, sank die Sichtweite
zeitweise auf 0,1 km. Zusätzlich fielen die Temperatur in vielen Regionen
Deutschlands, sodass Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes vorherrschten.
In Berlin-Dahlem sank die Tiefsttemperatur auf -2,2°C.
Am 30.11. erstreckte sich
das südliche Hochdruckzentrum über Brüssel mit einem Druck von 1020 hPa. Das
nördliche Hochdruckzentrum wurde von der Berliner Wetterkarte aufgrund von
Abschwächung und fehlender Bedeutung für die Wetterlage in Europa nicht weiter
erwähnt. Das Hoch ROMY wurde im Westen, Osten und Süden von der Warmfront des
ehemaligen tropischen Sturms EX-SEBASTIEN flankiert, wodurch der Einzugsraum
begrenzt war. Trotzdem war es in Deutschland und insbesondere im Alpenraum ein
sonniger Tag bei bis zu 8 Sonnenstunden in Rottweil. Zudem herrschte Dauerfrost
in den deutschen Mittelgebirgen und starker Frost auf den Bergen in den Alpen.
Auf den Gletschern am Alpenhauptkamm in 3000 Metern Höhe stieg die Temperatur
maximal auf
-13°C am Wilden Freiger an. Auch im Erzgebirge am
Fichtelberg wurden lediglich -3°C als Tageshöchstwert gemessen. Im Laufe der
kommenden Nacht sank die Temperatur bei meist sternenklarem Himmel auf
deutliche Minusgrade. In den deutschen Mittelgebirgen war es kalt genug, dass
erstmals in dieser Saison Schneeerzeuger genutzt werden konnten. In Marienberg-Kühnhaide, einer Ortschaft nahe des Fichtelbergs im
Erzgebirge, meldete die Station am in den frühen Morgenstunden bis zu -12°C.
Zum Dezemberanfang hatte
sich die Antizyklone ROMY bis zur ungarischen Hauptstadt Budapest verlagert mit
einem Druck von über 1025 hPa. Zeitgleich näherte sich von Westen eine
Warmfront, weshalb es in Deutschland wieder trüb wurde. An diesem Tag war es
vor allem in der Region rund um Belgrad sehr sonnig. An der Station von Belgrad
wurden 7 Sonnenstunden gemessen. Weiter südlich an der Adria registrierten die
Messinstrumente der Station Bar in Montenegro sogar fast 9 Sonnenstunden. Zudem
erreichten die Temperaturen an der Mittelmeerküste wieder Höchsttemperaturen
von über 15°C. In der folgenden Nacht meldeten viele Stationen rund um Bukarest
stark eingeschränkte Sichtweite aufgrund aufkommenden Nebels oder feuchten
Dunstes. Aufgrund der aufklarenden Bewölkung in der Nacht gab es in
Griechenland und der Türkei ebenfalls leichten Bodenfrost in der Nacht. In der
Hauptstadt Ankara fiel die Tiefsttemperatur im Vergleich zum Vortag um 10
Kelvin von +6°C auf -4°C durch die starke Ausstrahlung in der Nacht.
In den folgenden Tagen
verlagerte sich das Hochdruckgebiet ROMY über das Schwarze Meer und Südwestrussland
bis zum Uralgebirge. An 04.12. lag die ausgedehnte Antizyklone ROMY bereits
über Sibirien, weshalb sie keinen Einfluss mehr auf das Wetter in Europa hatte
und daher auch letztmalig auf der Berliner Wetterkarte namentlich erwähnt wurde.