Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet ROSWITA

(getauft am 18.10.2015)

 

Am 18. Oktober wurden Mittel-, Nord- und Osteuropa von vier Druckgebilden beeinflusst. Um 01 Uhr MEZ befand sich das Hoch QUINTA mit dem Zentrum über Schottland. Das umfangreiche Hochdruckgebiet OLDENBURGIA befand sich zum gleichen Zeitpunkt über Westrussland in der Nähe von Wolgograd. Beide Antizyklonen waren relativ stark ausgeprägt. Im Zentrum des Hochs QUINTA herrschte ein Druck von ca. 1028 hPa beziehungsweise ca. 1032 hPa im Zentrum von Hoch OLDENBURGIA. Damit bildete sich eine Hochdruckbrücke von den Britischen Inseln bis nach Westrussland aus. Nördlich und südlich dieser Zone hohen Luftdruckes konnten zwei Tiefdrucksysteme analysiert werden. Über Nordfrankreich, Norddeutschland und Nordpolen befanden sich die drei Tiefdruckkerne von Tief STEFFAN. Dieser brachte dort wechselhaftes und kühles Wetter. Ein weiteres, unbenanntes Tiefdrucksystem befand sich über dem Norden Russlands an der Küste der Barentssee ca. 1500 km nordöstlich von Moskau. Dieser Tiefdruckkomplex zog im Laufe des Tages nach Süden. Auf dessen Rückseite sowie im Vorfeld des Hochdruckkeils von Hoch QUINTA konnte sich ein weiteres Gebiet mit hohem Luftdruck ausbilden, welches in der Prognose für den Folgetag auf den Namen ROSWITA getauft wurde.

Am 19.10 um 01 Uhr MEZ positionierte sich die Antizyklone über dem Weißen Meer in der Nähe der russischen Küstenstadt Archangelsk. Das Hochdruckgebiet war schwach ausgeprägt und wies einen Druck von ca. 1022 hPa auf. Eine Warmfront und die Kaltfront des nach Süden gezogenen Tiefs befanden sich noch knapp westlich und südlich des Hochdruckgebietes. Im Laufe des Tages zog das Hoch ROSWITA nach Südwesten und verstärkte sich dabei. Das direkte Einflussgebiet der Antizyklone erstreckte sich von Westrussland über Finnland, den Baltischen Staaten sowie Weißrussland.

In einem Hochdruckgebiet findet eine absinkende Luftbewegung statt, dies sorgt für Wolkenauflösung und meist freundliches Wetter. Durch die Drehung im Uhrzeigersinn wurde mit östlichen bis nordöstlichen Winden kühle Luft aus Russland herangeführt. Diese Strömung reichte bis Deutschland, sodass auch Polen, Tschechien und die Ukraine von Hoch ROSWITA beeinflusst wurden.

In der Nacht zum 19. Oktober blieb es bei schwachem Wind gebietsweise neblig-trüb. Die Tiefstwerte bewegten sich von Norddeutschland über Nordpolen, Litauen bis Weißrussland zwischen 8 und 6°C. Vom Weißen Meer bis zum Ural konnte mit 0 bis -4°C Luftfrost beobachtet werden. Am kältesten war es auf der Halbinsel Kola mit bis zu -6°C. Auch tagsüber reichte der Hochdruckeinfluss mit kaum Sonnenschein gebietsweise nicht aus den Hochnebel aufzulösen. In weiten Teilen Deutschlands, in Nordpolen, Weißrussland, Lettland sowie in einigen Regionen Estlands und Litauens blieb der Sonnenschein gänzlich aus. In diesen Gebieten wurden auch die höheren Tiefsttemperaturen gemessen. Dies liegt daran, dass der Hochnebel beziehungsweise eine Wolkendecke die Auskühlung der Atmosphäre verhindert. In Süd- und Ostpolen sowie in Teilen Estlands und Litauens wurden 3 bis maximal 6 Sonnenstunden gemessen. Im Westen Russlands und in der Ukraine war es am freundlichsten mit gebietsweise 4 bis 7 Stunden Sonne. In Sankt Petersburg wurden beispielsweise 4 Sonnenstunden, im 300 km östlich davon gelegen Ort Babajevo nahe dem Hochdruckzentrum sogar 6,8 Sonnenstunden registriert. Die Höchstwerte erreichten unter dem Hochnebel 7 bis 12°C. Helsinki sowie Warschau erreichten 10°C, Berlin und Minsk je 9°C und Moskau 8°C. Etwas wärmer wurde es mit südöstlichen Winden und Sonnenschein in der Ukraine. Dort wurden 12 bis 16°C, im Südosten des Landes örtlich bis 20°C gemessen. Kälter blieb es vom Weißen Meer bis zum Ural. Mit sibirischer Kaltluft konnten nur 0 bis 5°C registriert werden. Westlich des Ural und an der Barentssee erwärmte sich die Luft kaum noch und mit 0 bis -4°C wurde Dauerfrost verzeichnet.

Zum 20. Oktober verlagerte sich das Hoch ROSWITA unter weiterer Verstärkung etwas nach Süden. Das Zentrum wurde um 01 Uhr MEZ ungefähr 200 km nordöstlich von Sankt Petersburg analysiert und wies einen Druck von ca. 1027 hPa auf. Mit weiterem Anstieg des Druckes verstärkte sich auch aus Nordosten die Kaltluftzufuhr. Dies zeigte sich an den Tiefsttemperaturen. Von Norddeutschland, über Polen, dem westlichen Weißrussland und der Ukraine blieb es erneut unter Hochnebel mild mit 10 bis 7°C. In den Baltischen Staaten sowie im zentralen und östlichen Weißrussland kühlte es auf 5 bis 2°C ab. Im westlichen Russland erreichten die Tiefstwerte 1 bis örtlich -6°C. In Moskau blieb es mit knapp 1°C noch frostfrei. Am Weißen Meer sanken die Temperaturen bereits auf -4 bis -9°C ab. Nordwestlich des Ural konnten unter klarem Himmel und mit einer geschlossenen Schneedecke von 5 bis 11 cm die Temperaturen stark absinken. Es wurden -10 bis -15°C, in Izhma am Uralgebirge strenger Frost von -23°C gemessen.

Deutschland lag zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Einflussgebiet von Hoch ROSWITA, dort bestimmten Ausläufer des Tiefs TORALF das Wettergeschehen. Auch in Polen, Litauen, Lettland, Weißrussland und im Südwesten der Ukraine reichte der Hochdruckeinfluss nicht aus und es gab wolkenreiches Wetter mit kaum Sonnenschein. Im westlichen Russland, Finnland, Estland und in Teilen der Ukraine gab es dagegen verbreitet einen freundlichen Tag mit 5 bis 9 Stunden Sonne. Die ukrainische Stadt Kharkiv verzeichnete 5, Sankt Petersburg 6, Tallinn 8 und Staraja Russa nahe Nowgorod sogar 9,1 Stunden Sonne. Die Höchstwerte erreichten von Polen über die Baltischen Ländern, die Nordukraine, Weißrussland bis in den äußersten Westen von Russland 7 bis 12°C. Im Vergleich zum Vortag konnte sich die sibirische Kaltluft etwas mehr nach Süden durchsetzen. Moskau konnte nur noch maximal 2°C verzeichnen. Auch sonst lagen die Maximalwerte in Russland bei 1 bis 6°C. Vom Weißen Meer bis zum Ural blieb es erneut ganztägig unter 0°C, direkt am Ural wurden nur -8°C als Höchstwert gemessen.

Am 21. Oktober konnte sich die Antizyklone weiter verstärken und befand sich nun knapp östlich von Moskau mit einem Zentrumsdruck von ca. 1032 hPa. In der Nacht erreichte die Kaltluftzufuhr ihren vorläufigen Höhepunkt. Verbreitet wurden in Russland -6°C bis -10°C gemessen, wie in Moskau mit -8°C. Etwas milder blieb es im äußersten Westen mit 0 bis -4°C. Auf der Halbinsel Kola blieb es mit 5 bis 1°C bereits frostfrei. Dort erfassten im Laufe der Nacht Ausläufer des Tiefs ULI die Region. Auch in den Baltischen Staaten, Weißrussland und im Norden der Ukraine blieb es mit 6 bis 2°C milder. In den schneebedeckten Gebieten zwischen dem Weißen Meer und dem Ural sanken die Temperaturen auf unter -20°C. Nizhnesortymsk konnte einen Tiefstwert von -26,9°C vermelden, östlich des Ural sanken die Werte sogar bis auf -33°C. Das direkte Einflussgebiet beschränkte sich auf den Westen von Russland, Finnland, Estland und den Norden der Ukraine. Dort gab es verbreitet einen freundlichen Tag mit 5 bis 9 Stunden Sonne. In Litauen, Lettland, Weißrussland und im Südwesten der Ukraine brachte das Tief TORALF wolkenreiches Wetter mit leichten Regenfällen. Die Höchstwerte erreichten im Einflussbereich der Antizyklone ROSWITA meist Werte von 1 bis 5°C. Etwas wärmer war es von der Halbinsel Kola über Nordwestrussland bis Estland und Lettland mit 6 bis 11°C. Sankt Petersburg verzeichnete 6°C, Riga 10°C und Tallinn 9°C. Am Schwarzen Meer wurde mit südöstlichen Winden deutlich mildere Luft herangeführt. Während Kiew nur 5°C erreichte, vermeldete Simferopol 20°C. Im russischen Adler am Schwarzen Meer konnten 24°C gemessen werden. Kälter blieb es erneut am Ural mit -1 bis 2°C als Tageshöchstwerte. In der Nacht sanken die Temperaturen von der Halbinsel Kola über die Baltischen Staaten, Weißrussland bis in den nördlichen Teil der Ukraine auf 5 bis 0°C. An der Barentssee sowie im nordwestlichen und westlichen Russland lagen die Tiefstwerte bei 0 bis -5°C. Sankt Petersburg verzeichnete beispielsweise 0°C und Moskau -3°C. Östlich des Hochdruckzentrums konnte mäßiger bis strenger Frost verzeichnet werden. Direkt am Ural wurden mit -10 bis -13°C deutlich höhere Werte gemessen als an den Vortagen.

Am 22. Oktober zogen die Tiefdruckgebiete TORALF und ULLI nach Osten, sodass sich auch das Hochdruckgebiet ROSWITA weiter in Richtung des Urals verlagerte. Der Druck im Zentrum stieg weiter an und erreichte Werte von ca. 1033 hPa. Das Zentrum wurde ca. 600 km östlich von Moskau analysiert. Das Tiefdruckgebiet TORALF befand sich um 01 Uhr MEZ über Litauen und Weißrussland, dessen Fronten bis zum Schwarzen Meer reichten. Das direkte Einflussgebiet beschränkte sich damit nur noch auf russische Gebiete. Tagsüber blieb es in der Nähe des Tiefs TORALF bedeckt, erst über Moskau sowie in den östlich davon gelegenen Gebieten nahe dem Hochdruckzentrum konnte sich die Sonne durchsetzen. Erneut wurden 5 bis 9 Stunden Sonne gemessen. Die Höchstwerte erreichten 2 bis 6°C, in Moskau war es mit 6°C am wärmsten. Im äußersten Westen Russlands und im Norden der Ukraine kam es im Grenzgebiet von Tief TORALF und der kälteren Luftmasse von Hoch ROSWITA vorübergehend zu Schnee- und Schneeregenfällen.

Am 23. Oktober befand sich die Antizyklone nahe dem Ural ca. 250 km südlich von Perm und ca. 1200 km östlich von Moskau. Damit wurde die Kaltluft weiter nach Osten gedrängt. Die Tiefstwerte bewegten sich meist im frostfreien Bereich zwischen 5 und 0°C, wie beispielsweise in Moskau mit 1°C. Etwas weiter östlich wurden 0 bis -5°C, am Ural -5 bis -10°C gemessen. Sonnenschein gab es erneut nur in der Nähe des Hochdruckzentrums. Mit weiterer Verlagerung von Tief TORALF griffen Niederschläge auch auf den Westen von Russland über. Moskau konnte am Vormittag bei 1°C leichten Schneefall melden. Die Höchstwerte erreichten 1 bis 7°C, in Moskau 2°C. Auch am Ural setzte sich zögerlich die Milderung durch und es konnten 0 bis 2°C registriert werden.

Am 24. Oktober um 01 Uhr MEZ befand sich das Hoch ROSWITA über dem Ural mit einem Druck von ca. 1032 hPa. Im weiteren Verlauf fand eine weitere Ostverlagerung statt, sodass das Hochdruckgebiet nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden konnte und keinen Einfluss mehr auf das europäische Wetter nahm.

 


Geschrieben am 19.11.2015 von Dennis Schneider

Berliner Wetterkarte: 21.10.2015    

Pate: Roswita Sauter