Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet SARENA

(getauft am 30.11.2019)

 

Die Vergabe von Namen an Hoch- und Tiefdruckgebiete wird von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte nur für Druckgebilde durchgeführt, die einen Einfluss auf die Großwetterlage über Europa haben. Viele Hochdruckgebiete entstehen aus dem Azorenhoch, welches eines der dynamischen Druckgebiete im europäischen Raum darstellt und maßgeblich für das Wetter in Mitteleuropa ist, auch bekannt als entscheidender Faktor für die Nordatlantische Oszillation. Am 30.11.2019 befand sich das Zentrum eines Hochdruckgebiets über den Azoren. Zusätzlich sollte sich am nächsten Tag ein ausgeprägter Höhenkeil ausbilden, welcher bereits auf der 500 hPa-Karte vom 30.11. zu erahnen war. Keile können Hochdruckgebiete im Anfangsstadium intensivieren. Die Berliner Wetterkarte ging basierend auf den Prognosen davon aus, dass sich am nächsten Tag ein neues Hochdruckgebiet an der Vorderseite des Keils bilden würde, weshalb die zukünftige Antizyklone auf der Prognosekarte vom 30.11. für den Folgetag auf den Namen SARENA getauft wurde.

Am 01.12. wurde das Hoch SARENA erstmals auf der Analysekarte der Berliner Wetterkarte um 01 Uhr MEZ erwähnt. Das Hochdruckzentrum hatte einen Druck von über 1025 hPa und lag 800 km nordwestlich von Irland. Der Hochdruckeinfluss erstreckte sich nach Norden bis zur Nordküste Islands, im Westen bis zu einer Warmfront und im Süden bis Südengland. Die Antizyklone hatte bereits zwei Hochdruckbrücken entwickelt. Eine Hochdruckbrücke war nach Südosten ausgerichtet und verknüpfte die Hochdruckgebiete SARENA und ROMY miteinander. Zudem war eine andere Hochdruckbrücke nach Südwesten ausgerichtet und stellte eine Verbindung zu dem erwähnten Azorenhoch her. Die Ost-West-Ausdehnung lag somit bei 3500 Kilometern und die Nord-Süd-Ausdehnung bei 3000 Kilometern. An diesem Tag war der Hochdruckeinfluss besonders im Vereinigten Königreich ersichtlich. Der Tag startete mit sehr kalten Temperaturen, da der Himmel in der zweiten Nachthälfte zunehmend auflockerte und daher eine starke Ausstrahlung der langwelligen Strahlung einsetzte. In Schottland gab es verbreitet Frost, wobei die Temperatur an der Tulloch Bridge auf bis zu -10,3°C sank. Zudem meldeten einige Wetterstationen in Wales und Schottland 6 bis 7 Sonnenstunden wie am Lake Vyrnwy oder in Eskdalemuir. Trotzdem herrschte in einigen Regionen leichter Dauerfrost, da die Höchsttemperaturen in Warcop Range und Great Dun Fell lediglich auf -2°C bzw. -3°C anstiegen. In der kommenden Nacht zog eine Warmfront über Großbritannien hinweg, weshalb sich der Frost dort nicht etablieren konnte. Stattdessen sanken die Temperaturen in Deutschland und den Benelux-Ländern zunehmend unter den Gefrierpunkt. In Luxemburg, an der Station Schëmpech, betrug die Minimumtemperatur -8,4°C. Zudem trat oftmals Nebel, feuchter Dunst und Raureif auf. In Osnabrück beispielsweise lag die Sichtweite bei 100 Metern aufgrund des dichten Nebels.

Zum folgenden Tag um 01 Uhr MEZ verlagerte sich das Zentrum der Antizyklone SARENA bis 200 km südwestlich von Irland. Der Druck hatte sich deutlich um 15 hPa auf 1035 hPa erhöht, was eine Intensivierung des Hochdruckgebiets bedeutet. Der Hochdruckeinfluss ging im Laufe des Vormittags auf Frankreich über, sodass die Bewohner in Nordfrankreich und Südengland einen zum Teil sonnigen Tag genießen konnten. Am Flughafen Paris-Orly betrug die Sonnenstundenanzahl 7. An der französischen Atlantikküste stieg die Sonnenstundenanzahl auf bis zu 8 in Nantes an. Zusätzlich erreichte die Höchsttemperatur in Lorient 9,5°C, wobei die Globalstrahlung hierbei aufgrund des tiefen Sonnenstandes nur eine geringe Auswirkung auf die Tagestemperatur hatte. Im Laufe des Abends löste sich die Bewölkung im Norden und Zentrum der Iberischen Halbinsel durch den steigenden Hochdruckeinfluss auf. Damit einhergehend fielen die Temperaturen in der zweiten Nachthälfte im Vergleich zum Vortag um bis zu 8 Kelvin. An der Station Beariz lag die Minimumtemperatur des Vortages bei 5,2°C. Auf Grund der steigenden emittierten Strahlung der Erdoberfläche sank die Temperatur zum 03.12. auf -2,9°C. Wie bei einer typischen Strahlungsnacht bildete sich wieder vielerorts Reif aus, wobei der Schwerpunkt in Nordfrankreich verortet war.

Am Dienstag, dem 03.12., um 01 Uhr MEZ befand sich das Hochdruckzentrum SARENA über dem Ärmelkanal mit einem Kerndruck von über 1030 hPa.  Der Einfluss des Hochs breitete sich bis nach Ost- und Südosteuropa aus. Insbesondere in Süddeutschland und dem Alpenraum war es sehr sonnig. In Konstanz am Bodensee meldete die Station 8 Sonnenstunden. In einigen Alpentälern herrschte Hochnebel, weshalb starke Unterschiede der Sonnenstundenanzahl zwischen Berg- und Talstationen vorkamen. Auf dem Titlis in 3000 Metern Höhe schien die Sonne über 7,5 Stunden. Im Tal in Engelberg war es hingegen am Vormittag noch neblig. Erst ab 11 Uhr setzte sich die Sonne hier durch, wobei sie trotzdem nur ca. 1,5 Stunden schien. Die Inversion ist auch anhand der Temperaturunterschiede rekonstruierbar. An der Timmelsalm am berühmten Timmelsjoch stieg die Temperatur auf milde -0,8°C in 2200 Metern Höhe an. Ein Tal weiter in St. Jakob betrug die Tageshöchsttemperatur auf 1400 Metern -11,4°C. In St. Jakob war der Tageshöchstwert im Vergleich zum Vortag um 13 Kelvin gesunken. In der kommenden Nacht meldeten zahlreiche Stationen in Süddeutschland wieder Nebel oder feuchten Dunst. Auffällig ist hierbei, dass Nebel vor allem bei ländlichen Stationen auftritt und seltener in Großstädten. Nur die Großstadt Nürnberg registrierte durchgehenden Bodennebel, wobei dieser nur direkt oberhalb der Erdoberfläche auftritt. An einigen Schweizer Stationen in Graubünden wurde starker Frost gemessen. Hier sank die Temperatur in Samedan, Zuoz und Buffalora auf Werte unter -15°C. Auch hier zeigt sich die Tendenz, dass viele Bergstationen mildere Temperaturen aufwiesen als die Täler. Ein weiteres Beispiel stellte das Skigebiet Ischgl in Tirol dar. Im Skigebiet betrug die Minimumtemperatur -3°C. Im Ort, welcher 1000 Meter niedriger liegt, war es hingegen 9 Kelvin kälter bei -12°C.

Zum nachfolgenden Tag hatte sich die Antizyklone SARENA bis nach Osteuropa verlagert. Das Hochdruckzentrum war um 01 Uhr MEZ mit einem Druck von über 1030 hPa über Budapest verortet. Aufgrund der Rotationsrichtung von Hochdruckgebieten, im Uhrzeigersinn, wurde kalte und trockene Luft von Ostrussland bis zur Adria gelenkt. Dies war auch an den Tageshöchstwerten an einigen Stationen im Hinterland der Mittelmeerküste Kroatiens ersichtlich. Im Ort Gospić stieg die Temperatur gerade so über die 0°C-Grenze. Die Maximaltemperatur dort betrug 0,8°C. Ähnlich galt auch für die bosnische Hauptstadt Sarajevo mit 0,3°C. Direkt an der Mittelmeerküste war der maritime Einfluss des warmen Mittelmeers weiterhin hoch, sodass es dort im Vergleich zum Hinterland einen deutlichen Temperaturgradienten gab. In Komiža auf der Insel Vis stieg die Temperatur beispielsweise auf 14,2°C. Zudem schien in dieser Region verbreitet die Sonne über mehrere Stunden. Das sonnigste Areal lag in Montenegro bei Niksic mit bis zu 9 Sonnenstunden und in Bosnien bei Mostar mit bis zu 8 Sonnenstunden. In der Nacht sank die Temperatur an einigen Küstenorten Kroatiens unter den Gefrierpunkt wie in Zadar/Zemunik bei minimal -2,6°C. Diese Wetterstation befindet sich allerdings östlich des Stadtbereichs. Die Station in direkter Nähe des Meeres zeigte weiterhin leichte Plusgrade an. Außerdem wurde ein deutlicher Temperatureinbruch im griechischen Hinterland festgestellt. An der Station Ioannina/Intl sank die Temperatur in der Nacht auf -2°C, immerhin 12 Kelvin niedriger als in der vorherigen Nacht.

In den folgenden Tagen verlagerte sich die Hochdruckzone SARENA über das Schwarze Meer bis zur Türkei. Des Weiteren näherte sich von Nordwesten eine markante Kaltfront von Tief QUENTIN, wodurch sich der Einflussbereich des Hochs SARENA immer weiter verkleinerte. Im türkischen Gebirge herrschte dadurch über mehrere Tage Dauerfrost oberhalb von ca. 1000 Metern. Beispielsweise in Nevşehir, auf 945 Metern, lag die Höchsttemperatur an drei Tagen in Folge vom 06.12. bis zum 08.12. knapp unter dem Gefrierpunkt. Am 08.12. wurde das Hoch SARENA aufgrund des sinkenden Einflusses für die Wetterlage in Europa letztmalig auf der Berliner Wetterkarte erwähnt.