Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
SCOTT
(getauft
am 08.11.2020)
Am 08.11.2020 wurde auf der
Bodenwetterkarte der Berliner Wetterkarte ein Gebiet höheren Luftdrucks über
der nördlichen Nordsee analysiert, das am Vortag durch großräumig absinkende
Luft hinter einer Kaltfront sowie nach Norden strömende Luft an der Westflanke
des Hochs RAMESH über Südosteuropa entstanden war. Da eine Verlagerung dieses
Gebiets nach Zentraleuropa und eine Auswirkung auf das hiesige Wettergeschehen
abzusehen war, wurde es auf der täglichen Analyse der Berliner Wetterkarte auf
den Namen SCOTT getauft. Zunächst war es jedoch am 8.11. selbst im Süden
Skandinaviens aktiv und brachte zum Beispiel der Südküste Norwegens im
saisonalen Vergleich reichlich Sonnenschein bei Temperaturen bis 12°C. In
Südschweden überwog zugleich Nebel oder feuchter Dunst. Am Nachmittag kam es
zur Bildung einer Hochdruckbrücke mit dem Hoch RAMESH, wobei weiterhin
Ausläufer eines Nordwestrusslandtiefs durch diese streiften.
Die Hochdruckbrücke festigte
sich in der Nacht auf den 9.11., sodass etwa zu Mitternacht Hoch RAMESH mit gut
1025 hPa Luftdruck über Rumänien lag; Hoch SCOTT derweil mit knapp 1030 hPa
über der südlichen Ostsee. Im Laufe des Tages setzte sich Hoch SCOTT durch und
etablierte sich über Polen und Litauen. Durch den Anstrom
feuchter Meeresluft wurde am Morgen feuchter Dunst über fast dem gesamten Land
Polen beobachtet; der Süden des Landes war sogar fast vollständig von Nebel
überzogen, was im meteorologischen Wortgebrauch eine Sichtweite von unter einem
Kilometer bezeichnet. Bei Hochdrucklagen im Herbst und Winter ist oft die
unterste Luftschicht sehr feucht, kann sich aber aufgrund fehlender
Sonnenenergie nicht mit der darüber liegenden Schicht mischen, und so bleibt
das Wetter im Flachland oft sehr trüb, während die Berge stundenlang
Sonnenschein abbekommen. Man spricht hierbei von einer Absinkinversion. Südlich
der Karpaten war auch bodennah weniger feuchte Luft angesiedelt, weswegen sich
hier die Sonne behaupten konnte, mit verbreitet 6 bis 9 Sonnenstunden.
Am 10.11. lag das
Hochdruckgebiet SCOTT mit rund 1030 hPa über Osteuropa und bescherte dieser
Hälfte des Kontinents ruhiges Wetter. Richtig sonnig blieb es dabei jedoch nur
in einem vergleichsweise schmalen Streifen über Nordostpolen, Weißrussland und
der Ukraine; anderswo dominierte Nebel oder Hochnebel mit vereinzeltem
Sprühregen. In Pinsk kamen 7,5 h Sonnenschein zusammen, in Switlowodsk
8 h. Auch der deutschsprachige Raum wurde im Tagesverlauf mehrheitlich in das
Einzugsgebiet des Hochs SCOTT aufgenommen, während über Nordfrankreich ein
kleinräumiges Tiefdruckgebiet hängenblieb. Hier wurde im Tiefland meist sturer
Hochnebel registriert, im Gebirge dagegen vor allem strahlender Sonnenschein.
Bei über 8,5 Sonnenstunden stieg die Temperatur in Rottweil (588 m) auf 15,3°C,
in Karlsruhe dagegen (116 m) wurde bei maximal 7,5°C kein Sonnenschein
gemessen. Auch im Harz gab es an diesem Tag reichlich Sonnenschein; im Tiefland
dagegen nur zwei größere „Sonneninseln“: einmal in Nordrhein-Westfalen und
einmal in Westsachsen. In Chemnitz zum Beispiel schien die Sonne 8 Stunden
lang, in Dresden und weiter östlich dagegen keine Minute. Dies ist dadurch zu
erklären, dass durch das Elbtal sehr feuchte Luft aus Tschechien einfließen
konnte, das Erzgebirge andererseits hoch genug ist, um sie aufzuhalten und im
Gegenzug Föhneffekte hervorzurufen.
Auf der Bodenwetterkarte des
11.11. lag das Hoch SCOTT nun mit einem Zentrumsdruck von über 1035 hPa über
Weißrussland. Sein Einflussgebiet hatte sich noch weiter ausgedehnt und
umfasste ganz Osteuropa, wobei sich der Hochdruckeinfluss wie schon zuvor
größtenteils in Form eines trüben Hochnebels manifestierte. Markant war
allerdings der starke Warmlufttransport an der Nordseite des Hochs, wodurch der
Süden Finnlands mit rund 10°C nicht bedeutend kälter als die bulgarische
Schwarzmeerküste war. Die Sonne konnte heute im deutschsprachigen Raum fast nur
südlich des Alpenhauptkamms gesehen werden.
Auch an den folgenden Tagen
lag das Hoch SCOTT über Osteuropa und bewegte sich nur sehr langsam weiter nach
Osten. Eine solche Wetterlage wird in der Meteorologie als „blockiert“
bezeichnet, weil die üblichen atlantischen Tiefdrucksysteme von einem
derartigen Hochdruckgebiet entweder, wie in diesem Fall, nach Norden oder
seltener auch nach Süden abgelenkt werden. Die Tiefdruckgebiete PETRA und
QUENTINA zogen in diesem Zeitraum über Deutschland, das deutlich zu warme
Temperaturniveau, mit Höchsttemperaturen über 10°C, vereinzelt über 15°C, war
aber immer noch auf den Einfluss des blockierenden Hochs SCOTT zurückzuführen.
Am 14.11. lag das Hoch über dem Südwesten Russlands und hatte eine
Hochdruckbrücke über die Balkanhalbinsel und das Mittelmeer bis zum Saharahoch
ausgebildet. Hieraus entstand im Tagesverlauf über Rumänien und Bulgarien ein
abgeschlossenes Hoch, das den Namen SCOTT übernahm. Damit nahm das Hoch weiter
Einfluss auf die anhaltende Südwestströmung in Zentraleuropa und die damit
zusammenhängende, zum Teil für die Jahreszeit rekordwarme Luft in weiten Teilen
Deutschlands am 15. November. Hauptverantwortlich war dafür mittlerweile
allerdings das Tiefdruckgebiet ROSWITHA.
Zuletzt war das Hoch SCOTT auf
der Bodenwetterkarte des 16.11. vermerkt und besaß auf dieser einen maximalen
Luftdruck von rund 1025 hPa über Bulgarien und Nordmazedonien.
Im Tagesverlauf glich sich der Luftdruck an die Umgebung an, sodass am Folgetag
kein Hochdruckgebiet mehr auszumachen war.
Insgesamt war das
Hochdruckgebiet SCOTT hauptsächlich über Osteuropa aktiv, sorgte jedoch auch in
Deutschland in Zusammenarbeit mit mehreren atlantischen Tiefdruckgebieten für
eine sehr milde Monatsmitte im November 2020.