Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet  SEBA

(getauft am 23.06.2008)

 

In der Woche vor dem Siebenschläfertag wurde das Wetter in Europa von zwei Drucksystemen in der Höhe dirigiert. Über dem Mittelmeerraum lag ein starker Hochkeil mit warmen tropischen Luftmassen, während über Skandinavien ein ausgeprägtes Höhentief mit polaren und arktischen Luftmassen anzutreffen war. Im Bereich zwischen beiden Systemen befand sich durch diese Druckunterschiede eine kräftige westliche bis südwestliche Höhenströmung, so dass die Hochs und Tiefs in schneller Abfolge über Mitteleuropa hinweg zogen. So lag das Tief NARUPORN am 22. Juni über Großbritannien und beförderte auf seiner Vorderseite noch einmal subtropische Luftmassen bis nach Norddeutschland, die aber schnell von starken Gewittern mit Böen bis Windstärke 11 und Niederschlagsmengen von bis zu 45mm abgelöst wurden. Durch die starke Höhenströmung wanderten die Gewitterlinien aber schnell nach Osten ab, so dass sich das Wetter dahinter wieder beruhigen konnte. Am 23. Juni wurde das Bodenhoch westlich von NARUPORN auf den Namen SEBA getauft und erschien noch am gleichen Tag erstmals auf der Berliner Wetterkarte.

Mit der Gewitterfront verschwanden aber auch gleichzeitig die heißen Temperaturen, denn SEBA war aufgefüllt mit maritimer Polarluft, womit die Höchsttemperaturen vom Landesinneren zu den Küsten hin immer weiter abnahmen. So erreichten zum Beispiel die Maximalwerte am gleichen Tag in Dresden 26,0°C. Auch Berlin war mit 23,0°C noch gut bedient, in Schwerin waren es nur noch 18,0°C und auf Helgoland stieg das Quecksilber gerade mal auf kühle 14,7°C. Dafür verwöhnte uns zumeist die Sonne, die bei nur geringer Bewölkung oder oft wolkenlosem Himmel ungehindert scheinen konnte. So wurden an diesem Tag an unserem Institut in Berlin-Dahlem 15,7 Sonnenstunden gemessen. Während Nord- und Mitteldeutschland von Hoch SEBA sonnenverwöhnt waren, bildeten sich im Süden im Bereich der Luftmassengrenze wieder teils intensive Gewitter aus. Exemplarisch wurden entlang der Donau wieder Niederschlagsmengen von bis zu 31mm erreicht.

Auch am 24. Juni befand sich SEBA noch über der Nordhälfte Deutschlands. Beständiges Wetter sorgte bei viel Sonnenschein für eine Höchsttemperatur von 22,0°C im Berliner Raum, während in Bayern und Baden-Württemberg wieder Gewitter entstanden. An diesem Tag war das Hoch SEBA am stärksten entwickelt mit einem Kerndruck von 1022 hPa auf Helgoland. Zu dieser Zeit entwickelte sich über dem Atlantik schon wieder ein neues Tiefdruckgebiet, welches schon am Folgetag mit Schauern und Gewittern die Antizyklone nach Osteuropa verdrängte. So lag das Hoch in der Nacht zum 26. Juni schon mit seinem Zentrum über Kiew und war an diesem Tag das letzte Mal auf der Berliner Wetterkarte zu sehen, bevor es sich langsam über dem Schwarzen Meer auflöste und den Weg für neue Hochs und Tiefs in Mitteleuropa frei machte.


Geschrieben am 30.07.2008 von Thomas Schubert

Wetterkarte vom 24.06.2008

Pate: Dr. Max Iann