Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet SIEGFRIED
(getauft am 06.11.2016)
Anfang November bildete sich über dem Norden
Skandinaviens ein Hochdruckgebiet aus. Dieses sollte in den folgenden Tagen das
Wetter in Mitteleuropa beeinflussen, sodass dieses Hoch in der Analyse des
06.11.2016 um 00 Uhr UTC, was 01 Uhr MEZ entspricht, auf den Namen SIEGFRIED
getauft wurde. Am Tauftag erstreckte sich das Zentrum mit einem Druckniveau von
etwas über 1025 hPa im Norden von der Zentralen Barentssee bis zum Breitengrad
Trondheims im Süden. Die West-Ost-Ausdehnung reichte von etwa Jan Mayen im
Westen über Skandinavien bis Murmansk. Im nördlichen Skandinavien im Bereich
des Hochs SIEGFRIED herrschten Temperaturen in der Nacht zwischen -6 und -15°C.
Ausnahmen bildeteten Stationen, die entweder
Kältesenken sind, wie beispielsweise Roros mit
-26,7°C als Tagestiefstwert, oder vom Wind profitierten, der zuvor über wärmere
Seegewässer wehte, wie zum Beispiel Jan Mayen mit einer Tiefsttemperatur von
+3°C. Im Norden des europäischen Teils Russlands lagen die Temperaturminima
verbreitet unter -20°C.
Sich kaum verlagernd dehnte sich das Hoch SIEGFRIED
bis zum 08.11.2016 ein wenig ostwärts, bis über Archangelsk hinaus, in Richtung
Ural aus, wobei das Gebiet um das Zentrum einen unveränderten Druck von etwas
über 1025 hPa aufwies. In Verbindung mit der erhöhten Ausstrahlung aufgrund
nicht oder kaum vorhandener Bewölkung stellte sich in Nordrussland zum Teil
strenger Dauerfrost ein, im Raum Archangelsk wurden sogar Rekordwerte für
Anfang November aufgestellt. Dort sank die Temperatur innerhalb einer Woche von
0°C auf unter -22°C. In St. Petersburg wurde die erste Novemberdekade die
kälteste seit 46 Jahren. Dies führte im Zusammenspiel mit dem nordwärts
abgelenkten Tief ILKA II in St. Petersburg zu starken Schneefällen, zeitweise wurden
schneesturmartige Niederschläge beobachtet. In 24-Stunden bis zum Morgen des
Folgetages fielen 19 l/m² an Wasseräquivalenz – das Wasseräquivalent entspricht
der Niederschlagsmenge, die der gefallene Schnee in getauter Form annimmt -
anders ausgedrückt: der Schnee lag bis zum Morgen in St. Petersburg ca. 22 cm
hoch. In Moskau gab es bei Werten um den Gefrierpunkt zeitweise auch
gefrierenden Regen. Noch höhere Schneedecken wurden aus dem Gebiet zwischen St.
Peterburg und Moskau gemeldet, im dort befindlichen Vysnij
Volocek wurden 33 cm Schnee gemessen.
Sich weiter verstärkend, der Druck war auf über 1030
hPa angestiegen, und sich dabei in der Länge weiter zum Ural ausdehnend, reichte
das Hochdruckgebiet SIEGFRIED vom norwegisch-schwedischen Grenzgebiet bis fast zum
Ural. Dabei hatte es ein zweites Zentrum ausgebildet – eins über dem nördlichen
Skandinavien und ein Zentrum über Russland westlich des Urals. Aufgrund der
deutlich wärmeren Ostsee und der damit verbundenen feuchteren Luftmassen konnte
sich aufgrund des sogenannten Meereffektes mehr Schneefall bilden. Dadurch bedingt
wurden in Stockholm innerhalb von 24 Stunden 39 cm Neuschnee registriert.
Bis in die frühen Stunden des 10.11.2016 hatte sich
das östliche Zentrum der Antizyklone SIEGFRIED südwärts ausgerichtet. Das
Einflussgebiet erstreckte sich bei unverändertem Druck von Onega
im Westen bis Perm im Südosten. Das ursprüngliche Zentrum befand sich weiterhin
leicht abgeschwächt mit nunmehr 1025 hPa über Lappland. In Stockholm beispielsweise
konnten keine neuen Schneefälle mehr beobachtet werden.
Im Laufe des Tages begann sich auch das erste Zentrum
südwärts zu verlagern und hatte um 01 Uhr MEZ des 11.11. 2016 das südliche
Skandinavien bei Oslo erreicht. Beide Zentren hatten sich weiter abgeschwächt und
bildeten mit einem stärkeren ungetauften Polarhoch eine Hochdruckbrücke, die
sich von Südskandinavien über die Barentssee bis Tscheljabinsk und über den
Analysebereich der Berliner Wetterkarte hinaus südostwärts erstreckte. Die
kühlen Temperaturwerte blieben Norwegen und Schweden erhalten, in Nikkaluokta sank die nächtliche Tiefsttemperatur auf -24°C,
nur im äußersten Süden wie im schwedischen Väderöarna
mit +4°C Tagestiefsttemperatur oder dem norwegischen Sandane
mit +3,5°C blieben die Temperaturen über dem Gefrierpunkt. Diese Temperaturen
führten auch erstmals in diesem zweiten Halbjahr zur Eisbildung in der Ostsee.
In den ersten Stunden des 12.11.2016 hatte
sich das Hoch SIEGFRIED bis nach Mitteleuropa verlagert. Dabei hatte sich der Zentrumsdruck
von 1025 hPa nicht weiter verändert. Während sich das tags zuvor noch
vorhandene zweite Zentrum ostwärts bis zum Kartenrand des Analysebereichs der
Berliner Wetterkarte verlagert hatte, war eine Hochdruckbrücke mit dem ersten
Zentrum über Frankreich entstanden, welche nur diesen einen Tag bestand haben
sollte.
Am 13.11.2016 hatte das zweite Zentrum des
Hochdruckgebiets SIEGFRIED den Analysebereich der Berliner Wetterkarte
verlassen, sodass einzig das Hoch SIEGFRIED I, das sich bis über Ostdeutschland
bei Berlin verlagert hatte, analysiert wurde. Der Druck im Zentrum lag nach
leichtem Anstieg zwischen 1025 und 1030 hPa und bildete wie tags zuvor mit
einem ungetauften Hoch diesmal im Ostsüdosten eine Hochdruckbrücke. Deren Einflussgebiet
reichte über Ostdeutschland, weiter über Warschau, Minsk, Kiew bis nach Wolgograd.
In Berlin-Dahlem führte dies zu 7,9 Sonnenstunden, infolge dessen die
Tageshöchsttemperatur auf +4,4°C stieg. Die tiefste Temperatur wurde mit -6,4°C
verzeichnet. Aufgrund des sich nordwärts verlagernden Tiefs JULIA wurde das
Hoch SIEGFRIED in seiner Bewegung ostwärts blockiert und befand sich am
14.11.2016 weiterhin über Ostdeutschland und Polen. Das Zentrum, dessen Druck
sich weiterhin verstärkte und einen Wert von über 1035 hPa aufwies, befand sich
dabei direkt über Berlin. Da es in der Nacht verbreitet aufklarte, konnte sich
die ohnehin schon kalte Luft kontinentalen Ursprungs noch weiter abkühlen. In
Berlin-Schönefeld betrug die Tiefsttemperatur bei schwachem südlichem Wind
-7,1°C, in Berlin-Dahlem im Botanischen Garten -6,2°C ähnlich wie in
Berlin-Tempelhof mit -6,3°C und in Berlin-Tegel mit -6,4°C. Vereinzelt konnten
in Kältesenken wie Baruth die Temperaturen noch tiefere Werte mit -9,3°C
annehmen. Das Hoch SIEGFRIED sorgte innerhalb von drei Tagen mit 8,0 Stunden am
14.11. und 7,9 Sonnenstunden am 13.11. sowie 12.11. für insgesamt 23,8
Sonnenstunden. Verglichen mit dem 30-jährigen Mittel entspricht das fast 50%
des für November üblichen Wertes von 52,4 Sonnenstunden.
Am 15.11.2016 hatte sich das Hoch SIEGFRIED mit
unverändertem Zentrumsdruck südostwärts bis zur Hohen Tatra verlagert. In den
Morgenstunden sorgte es dabei von Bordeaux bis Bukarest für sich nur langsam auflösenden
Hochnebel. Dabei sanken in Wien die Tageshöchsttemperaturen am 15.11. in Folge
der Überquerung des Zentrums erstmals unter den Gefrierpunkt mit -0,4°C. Am Tag
zuvor betrug diese noch 4,1°C.
Diese grundsätzliche Verlagerungsrichtung behielt die
Antizyklone SIEGFRIED bei und überquerte langsam den Balkan. Das Einflussgebiet
erstreckte sich dabei von der Adriaküste im Westen bis zu einer Linie zwischen
den östlichen Karpaten und der westlichen Küste des Schwarzen Meeres im Osten.
Dies führte in Budapest, in Kombination mit dem Durchzug der Warmfront des
Tiefs LAURA, nach einer Nacht mit Temperaturen von -2,1°C zu einsetzendem
leichten Schneefall. Dieser brachte bis 19 Uhr MEZ 1,0 l/m² Niederschlag.
Gleichzeitig verursachte dies auch einen Rückgang der Sonnenscheindauer von 7
Stunden am Vortag zu keinen Sonnenstunden an diesem Tag.
Der 17.11.2016 war der letzte Tag, an dem das
Hochdruckgebiet SIEGFRIED auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden
konnte. Das Zentrum erstreckte sich über weite Teile Griechenlands, dem südlichen
Balkan sowie der Türkei und reichte dabei von Ankara im Südosten bis Ptolemaida im Nordwesten. Das Hoch SIEGFRIED hatte sich dabei
leicht abgeschwächt und wies einen Druck im Zentrum von 1025 hPa auf. Am
Flughafen von Thessaloniki wurden über 8 Sonnenstunden verzeichnet. Während die
Luft nachts kräftig auskühlte und 0,2°C als nächtlichen Tiefstwert erreichte,
erwärmte die ungehinderte Sonneneinstrahlung diese tagsüber auf 12,9°C.
Ähnliches wurde auch am Flughafen Ataturk in Istanbul
beobachtet. Während die Tiefstwerte mit 1,9°C leicht höher lagen, stiegen die
Temperaturwerte nach anfänglichem Nebel tagsüber auf 11,7°C.
Bis zum 18.11.2016 schwächte sich das Hoch SIEGFRIED weiter
ab und konnte schließlich nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert
werden.
Geschrieben
am 03.12.2016 von Patrick Ilmer
Berliner Wetterkarte
: 13.11.2016
Pate:
Siegfried von Lauvenberg