Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet SONJA
(getauft am
28.04.2017)
Am 27. April setzte
sich zwischen einem unbenannten Tiefdruckkomplex nahe Island und dem Tief
REINER knapp westlich des Urals zunehmender Zwischenhochdruckeinfluss durch.
Diese Zone hohen Luftdruckes verstärkte sich am 28. April zu einer Antizyklone
mit eigenständiger Zirkulation und wurde von der Berliner Wetterkarte um 01 Uhr
MEZ in der Analyse auf den Namen SONJA getauft.
Das Hochdruckgebiet
SONJA positionierte sich mit zwei miteinander verbundenen Zentren über
Nordschweden und dem Europäischen Nordmeer mit einem Druck von ca. 1022 hPa.
Eine Antizyklone dreht sich im Uhrzeigersinn und sorgt für eine absinkende
Luftbewegung. Diese begünstigt wiederum die Auflösung von Wolken. Das Einflussgebiet
erstreckte sich über weite Teile Skandinaviens und sorgte für einen verbreitet
sehr sonnigen Tag. Dabei zeigte die Temperatur einen ausgeprägten Tagesgang
auf. Am frühen Morgen stellte sich, aufgrund der windstillen und klaren Nacht,
in fast komplett Skandinavien Frost von -1 bis örtlich
-19°C ein. Durch die fehlende Wolkendecke konnte eine ungehinderte Ausstrahlung
stattfinden und damit Wärme in die Atmosphäre abgegeben werden. Einzig die
norwegische Westküste profitierte vom wärmenden Golfstrom und blieb mit Werten
von 1 bis 4°C frostfrei. Tagsüber erwärmte sich die Luft in der bereits Ende
April hochstehenden Sonne auf Werte von 1 bis örtlich 11°C an der norwegischen
Westküste. So vermeldete das nordschwedische Gällivare
ein Maximum von +4,6°C und ein Minimum von -10,8°C sowie das ebenfalls in
Nordschweden gelegene Mierkenis einen Höchstwert von
+0,6°C und einen Tiefstwert von -18,6°C.
Am 29. April
verlagerte sich das Hoch SONJA nach Osten und befand sich knapp westlich des
Weißen Meeres mit einem Druck von etwas über 1030 hPa. Während sich in weiten
Teilen Skandinaviens das sonnige Wetter fortsetzte, bildete sich am südlichen
Rand des Hochs eine scharfe Luftmassengrenze aus. Während Hoch SONJA aufgrund
der Drehrichtung aus Osten bodennahe Kaltluft heranführte, stellte sich
vorderseitig des über der Ukraine liegenden Tiefs TAREK eine südöstliche
Strömung wärmerer Luft ein. Die Folgen waren starke Temperaturgegensätze sowie
durch Aufgleitvorgänge der Warmluft auf die Kaltluft
ausgelöste Dauerregenfälle. Am südlichen Rand von Hoch SONJA stellte sich im
mittleren Finnland bei Werten von 3 bis 5°C sonniges, aber mit Böen bis 50
km/h, was Windstärke 6 nach Beaufort ist, teils windiges Wetter ein. Auf das
südliche Finnland griffen bereits Ausläufer des Tiefs TAREK über. Während am
28. April in Helsinki unter Einfluss von Hoch SONJA 10°C erreicht werden
konnten, gab es am 29. April bei Werten um 0°C 7 cm Neuschnee. Zeitgleich
konnte die Temperatur im Südwesten Weißrusslands auf bis 25°C ansteigen. Aufgrund
des Vordringens von Tief TAREK nach Norden, spaltete sich die Antizyklone SONJA
am Abend des 29. April in zwei Zentren auf.
So analysierte die
Berliner Wetterkarte am 30. April um 01 Uhr MEZ das erste Zentrum, SONJA I,
westlich des Urals nahe der russischen Stadt Perm mit einem Druck von ca. 1037
hPa. Dieses Zentrum blieb bis zum 2. Mai im Gebiet östlich des Urals und
brachte dort dem relativ kleinräumigen Gebiet sonniges Wetter mit milden
Temperaturen. Den größeren Wettereinfluss auf Mitteleuropa nahm aber das zweite
Zentrum von Hoch SONJA. Dieses lag am 30. April um 01 Uhr MEZ bereits über der
polnischen Ostseeküste mit einem Druck von ca. 1023 hPa. Zwischen Tief TAREK
über Südfinnland bzw. Nordestland und dem Tief UTZ knapp südwestlich von Irland
stellte sich in Mitteleuropa eine kühle nördliche Strömung ein. Verbreitet wurden
unter Hochdruckeinfluss in der Nacht zum 30. April frostige Werte in
Deutschland gemeldet. Am kältesten wurde es im sächsischen Hoyerswerda mit
-3,8°C. Auch in Berlin registrierte man leichten Frost bis -1°C, dies stellte
den letzten verbreiteten Frost des Frühjahres dar, einzig am 9. Mai konnte in
den südöstlichen Teilen Berlins vereinzelt nochmals Frost registriert werden.
Von Westfrankreich über die Schweiz, Österreich, dem Westen Tschechiens,
Westpolen bis Dänemark konnte man Sonnenscheindauern von 12 bis 14 Stunden
verzeichnen. Die Höchstwerte zeigten dabei ein Nordost-Südwest-Gefälle. Kap
Arkona auf Rügen verzeichnete maximal nur 8,6°C, Berlin Dahlem bereits 15,0°C,
Gießen 17,8°C und Riegel am Kaiserstuhl sogar 22,4°C. Aufgrund des relativ
starken Gradienten zwischen den steuernden Druckgebieten UTZ und SONJA stellte
sich in ganz Deutschland ein böiger Wind von 50 bis maximal 70 km/h, Windstärke
6 bis 8, ein.
Zum 1. Mai zog das
Hochdruckgebiet SONJA II mit weiterer Verlagerung von Tief UTZ rasch nach Osten
und befand sich um 01 Uhr MEZ mit einem Druck von ca. 1027 hPa über Riga.
Dementsprechend verlagerte sich der Hochdruckeinfluss
und das damit verbundene milde Wetter im Tagesverlauf immer weiter nach Osten.
Von Nordostdeutschland über Polen, die Slowakei bis zu den Baltischen Staaten
konnten erneut zweistellige Sonnenscheinstunden registriert werden. Am wärmsten
wurde es dabei im Osten von Deutschland. Bernburg vermeldete 18,6°C und Potsdam
18,0°C. Weiterhin wehte ein böiger Wind aus östlichen Richtungen, verbreitet
wurde Windstärke 6 bis 7, vereinzelt 8 erreicht. Die stärkste Windböe erreichte
Kiel-Leuchtturm mit 82 km/h gefolgt von Kap Arkona mit 77 km/h. Auch Potsdam
erreichte noch 61 km/h in der Spitze. Der Westen Deutschlands geriet währenddessen
unter den Einfluss von Tief UTZ. Dort blieb es bei Temperaturen von 7 bis 12°C
regnerisch.
Zum 2. Mai
verlagerte sich das Hoch SONJA II nach Norden und erstreckte sich mit einem Druck
von etwas über 1030 hPa von Südnorwegen bis nach Jan Mayen. In einem Streifen
von Südnorwegen, Südschweden, dem äußersten Nordosten Deutschlands bis Ostpolen
setzte sich erneut die Sonne durch und brachte 10 bis maximal 14 Sonnenstunden
mit sich. In Deutschland profitierten nur noch direkt die Küsten vom
Hochdruckeinfluss. So konnten auf Fehmarn und Rügen 10 bzw. 11 Stunden Sonne
verzeichnet werden. Nach Süden nahm die Sonnenscheindauer drastisch ab. Stettin
erreichte beispielsweise nur noch 6 Stunden Sonne, Prenzlau 2 Stunden, Berlin
Tegel nur noch 12 min und in Berlin Dahlem blieb es sogar ganztägig bedeckt.
Die Höchstwerte erreichten meist 9 bis 15°C, in Polen vereinzelt bis 16°C.
Erneut stellte sich in Skandinavien, dem südlichen Finnland und den Baltischen
Staaten am Morgen gebietsweise Frost bei -1 bis -6°C ein.
Vom 3. bis zum 5.
Mai änderte sich an der Lage der Antizyklone SONJA nur wenig. Das nun nur noch
aus einem Zentrum bestehende Druckgebiet verstärkte sich auf etwas über 1040
hPa und verlagerte sich nur sehr langsam von Südnorwegen nach Nordwesten in
Richtung Island. Am 3. Mai reichte das Einflussgebiet der Antizyklone SONJA von
Großbritannien über Dänemark bis Moskau und von Norddeutschland bis
Spitzbergen. In diesen Gebieten wurde verbreitet die maximal mögliche
Sonnenscheindauer erreicht. Die Temperaturen stiegen im südlichen Skandinavien,
Norddeutschland sowie in Großbritannien auf 13 bis 19°C. Im mittleren und
nördlichen Skandinavien blieb es dabei mit Werten von 2 bis 10°C deutlich kühler.
An diesem Tag erreichte die Antizyklone SONJA ihre maximale Ausdehnung. Zum 4.
Mai zog aus dem Alpenraum das Tief VICTOR auf, welches Deutschland,
Nordfrankreich und Südostengland beeinflusste. Einzig an der Nordsee wurden
nochmals 5 bis 7 Stunden Sonne verzeichnet, ansonsten konnte in Deutschland
kaum noch längerer Sonnenschein registriert werden. In den Gebieten unter
Hochdruckeinfluss setzte sich, bei ähnlichen Temperaturen wie am Vortag, erneut
die Sonne durch.
Am 5. Mai um 01 Uhr
MEZ wurde das Hoch SONJA letztmalig von der Berliner Wetterkarte knapp
südöstlich der isländischen Küste mit einem unveränderten Druck von etwas über
1040 hPa analysiert. Der Einfluss reichte von Großbritannien bis in den
Südwesten Skandinaviens. Dort setzte sich abermals die Sonne verbreitet 10 bis
15 Stunden durch. So vermeldete Glasgow bei 15 Sonnenstunden 16,8°C und Belfast
bei 14 Sonnenstunden 16,4°C. Nach Süden nahmen die Sonnenanteile allerdings kontinuierlich
ab. In London konnten deshalb noch 9 Stunden, im äußersten Südosten Englands,
in Manston, nur noch 1 Stunde Sonne verzeichnet
werden.
Am Abend zog die
Antizyklone über Island nach Grönland ab und befand sich somit nicht mehr im
Analysebereich der Berliner Wetterkarte.
Geschrieben
am: 11.07.2017 von Dennis Schneider
Berliner
Wetterkarte: 04.05.2017
Pate:
Karina Weiß