Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
SOPHIE
(getauft
am 24.10.2015)
Über den kanadischen Landesteilen
Neufundland und Labrador bildete sich Anfang der letzten Oktoberdekade in der
mittleren Troposphäre, was einer Höhe von etwa 5,5 km entspricht, ein Höhenkeil,
also ein Vorstoß warmer Luftmassen nach Norden, auf der Rückseite eines
ausgeprägten über dem Nordatlantik liegenden Höhentroges aus. Dieser allerdings
nur leicht ausgeprägte Höhenkeil verlagerte sich im weiteren Verlauf mit der
Höhenströmung ostwärts, so dass sich dazu korrespondierend am Boden ein Gebiet
höheren Luftdruckes vor der Ostküste Neufundlands ausbilden konnte. In den
darauffolgenden Tagen verlagerte sich dieses Hochdruckgebiet ostwärts über den
Nordatlantik und erreichte in der Nacht auf den 24. Oktober die Azoren. Da ersichtlich
war, dass diese Antizyklone, welche Regionen erhöhten Luftdruckes beschreibt, die
durch Absinkprozesse in der Atmosphäre hervorgerufen wird, das weitere Wettergeschehen
in Europa beeinflussen sollte. Daher wurde sie am 24. Oktober auf den Namen
SOPHIE getauft. Das Hoch SOPHIE besaß am Tauftag um 00 Uhr UTC, was 01 Uhr MEZ
entspricht, eine Ausdehnung von etwa 2000 km in Nord-Süd- sowie in
West-Ost-Richtung. Das Hochdruckzentrum mit etwas über 1030 hPa konnte etwa 600
km nordwestlich der Azoren lokalisiert werden. An der Südflanke der Antizyklone
SOPHIE grenzte zum Einen die Kaltfront von dem Islandtief VALENTIN und zum
Anderen die in diese Kaltfront übergehende Warmfront eines noch unbenannten
Tiefdruckgebiets ein paar Kilometer östlich von Neufundland. Bevor das Hoch
SOPHIE am diesem Tag die Azoren passierte, überquerte die Kaltfront des
Tiefdruckgebietes VALENTIN diese. Daher wurde ein erhöhter Bedeckungsgrad und
maximal 3 bis 7 Sonnenstunden mit Höchstwerten von 20°C auf den Inseln Horta und Santa Maria beobachtet.
Zwischen den Frontsystemen von Tief
VALENTIN im Osten und des inzwischen auf den Namen WYMAR getauften
Tiefdruckwirbel im Westen folgte das Hoch SOPHIE bis zum 25. Oktober der
Höhenströmung weiter ostwärts, so dass das Zentrum um 00 Uhr UTC direkt über
der Biskaya vor Westfrankreich mit einem abgeschwächtem Luftdruck im Zentrum
von etwa 1027 hPa analysiert wurde. Da der Höhenkeil im 500-hPa-Niveau
südwestlich des Bodenhochs stärker ausgeprägt war, befanden sich in dieser
Region weitere Hochdruckgebiete im Bodenniveau. In Verbindung mit einem dieser
Hochdruckgebiete bildete das Hoch SOPHIE eine Hochdruckbrücke, also eine Zone
gleichen erhöhten Luftdruckes. Zusammen reichte der Einfluss einige 100 km südlich
der Azoren bis zu den Britischen Inseln. Mit der westlichen Höhenströmung
wurden maritime subpolare Luftmassen nordatlantischen Ursprungs in das
Einflussgebiet von Hoch SOPHIE transportiert. Dennoch sorgten die allgemeine
Absinkbewegung der Luft und deren Erwärmung im Bereich der Hochdruckzone SOPHIE
für Wolkenauflösung und viel Sonnenschein. Als Folge davon lag die
Maximaltemperatur im Süden Großbritanniens und Südirland bei 12 bis 14°C und
die Sonnenscheindauer bei 5 bis 7 Stunden. So wurden z.B. jeweils 13°C am
Flughafen Southampton und in Dublin registriert. Im Norden Großbritanniens
sowie in Nordirland kam es dagegen durch Ausläufer eines westlich gelegenen
Tiefdruckkomplexes zu dichterer Bewölkung mit vereinzelten Regenfällen. Somit
betrugen die Höchsttemperaturen bei einer maximal stündlichen Sonnendauer verbreitet
9 bis 10°C, wie beispielsweise im schottischen Aberdeen. Im Laufe des Tages bildete
sich erneut ein Hochkeil auf der Vorderseite des weiterhin stark ausgeprägten
Troges über dem Nordatlantik aus, dessen Achse sich von den Niederlanden über
die Nordsee bis zur Südostküste Islands erstreckte. Im gleichen Zeitraum wurde
die Hochdruckbrücke der Antizyklone SOPHIE und des unbenannten
Hochdruckgebietes getrennt und Hoch SOPHIE folgte in den folgenden 24 Stunden
der Höhenströmung und dem Höhenkeil ostwärts über Nordfrankreich, Belgien, den
Niederlanden bis nach Deutschland. Allerdings ging dem Hoch eine abziehende und
sich rasch abschwächende Kaltfront des inzwischen nördlich von Spitzbergen angelangten
Tiefs VALENTIN voraus, die besonders in Deutschland für ganztägig bedecktes,
trübes und teils regnerisches Wetter mit geringen Niederschlagsmengen von 0,1
mm z.B. in Leipzig in Cottbus bis 0,6 mm beispielsweise in Augsburg sorgte. Dennoch
überquerte die Kaltfront den Norden Deutschlands rasch, so dass durch das
Zusammenspiel der postfrontalen Aufheiterungszone hinter der Kaltfront und
durch Wolkenauflösung dank Hoch SOPHIE im Norden Niedersachsens,
Mecklenburg-Vorpommerns und in ganz Schleswig-Holzstein noch 5 bis 8 Stunden
die Sonne schien. So wurden beispielsweise in Rostock 6 und in Kiel 8
Sonnenstunden registriert.
Um 00 Uhr UTC des 26. Oktobers befand sich das
Hoch SOPHIE mit gleichbleibendem Druck mit dem Zentrum über Prag. Der
Einflussbereich reichte in der Nord-Süd-Ausdehnung von Dänemark bis zum
nördlichen Balkan und in der West-Ost-Ausdehnung vom Osten der Niederlande bis
zum westlichen Rumänien. Da die Luft antizyklonal, also im Uhrzeigersinn, um das
Hochdruckzentrum SOPHIE am Boden rotierte, wurden damit an der Westflanke der
Antizyklone SOPHIE sehr milde Luftmassen subtropischen Ursprungs aus dem Süden in
Richtung Norden transportiert. Allerdings konnten sich diese Luftmassen kaum
bis zum Boden durchsetzen, so dass sich in dem windschwachen Zentrumsbereich
von Hoch SOPHIE durch Inversionsbildung und die im Herbst länger werdenden
Nächte sowie der insgesamt feuchteren Luft bei anhaltendem Hochdruckwetter in
der Nacht und in den frühen Morgenstundenverbreitet Nebelfelder zum Teil aber
auch nur flacher Bodennebel, der sich tagsüber meist recht bald auflöste,
bildeten. Eine Inversionswetterlage bedeutet, dass aufgrund der Umkehr des
vertikalen Temperaturgradienten die oberen Luftschichten wärmer als die unteren
sind. In Norddeutschland heiterte der Himmel vormittags nach Nebelauflösung
verbreitet auf, im südlichen Deutschland dauerte dies hingegen etwas länger. So
stieg die Temperatur verbreitet auf Maximalwerte zwischen 11 und 14°C, im
Rheintal sogar örtlich über 15°C, wie etwa 17°C in Koblenz und an der Station
Flughafen Köln/Bonn. Wo der Nebel sich bis mittags noch nicht ganz aufgelöst
hatte, wie z. B. im Elbtal, blieb die Mittagstemperatur unter der 10°C-Marke. In
höheren Lagen mit lang anhaltendem Nebel und später dichter Bewölkung wurden z.B.
in Schmücke 8°C und auf dem Marienberg im Erzgebirge 10°C gemeldet, auf dem
Fichtelberg sogar nur 4°C. So wurde an diesem Tag vielerorts im Erzgebirge, im
Thüringer Wald sowie im Schwarzwald keine Sonnenstunden registriert, da dort
der Einfluss der Antizyklone SOPHIE nicht ausreichte um die hochnebelartigen
Strukturen in diesen Regionen aufzulösen. Währenddessen schien beispielsweise
im Norden Deutschlands die Sonne in Schwerin 8 Stunden und in Kap Arkona auf
Rügen 9 Stunden, bei einer jahreszeitlich bedingten Gesamtzeit von etwa 10
Stunden Sonne. Aber auch im Süden Deutschlands wurden ortsweise um die 8 Stunden
Sonne gemessen, wie etwa in Würzburg. Nachts war es in den teils klaren
Gebieten im Norden und Nordosten Deutschlands recht kalt. Einige wenige
Stationen meldeten sogar Hüttenfrost, also Luftfrost in zwei Metern über dem
Boden, wie beispielsweise Faßberg in der Lüneburger
Heide und Barth am gleichnamigen Bodden in Mecklenburg-Vorpommern. In Bodennähe
trat verbreitet leichter Frost in diesen Regionen auf. In Barth und in Faßberg beispielsweise lag das Bodenminimum bei -3°C, in
Berlin-Dahlem waren es immerhin noch -1°C. Dies war der fünfte Tag mit
Bodenfrost an dieser Station im Oktober.
Bis zum folgenden Tag verlagerte sich das Hoch
SOPHIE mit unverändertem Druck von etwa 1027 hPa vom östlichen Deutschland über
Polen etwas weiter nach Osten und blieb wetterbestimmend für Deutschland. An dem
Rand hielt sich über Deutschland eine südöstliche Strömung in der meist auch
heiteres Wetter herrschte, lediglich in der Nacht und am Morgen bildete sich in
großen Teilen Polens und in vereinzelten Gebieten Ostdeutschlands Boden- oder
Hochnebel. Dieser löste sich allerdings im Laufe des Vormittags durch die Sonneneinstrahlung
wieder auf. Aus dem Norden floss entlang der Höhenströmung auf der Vorderseite
des ausgeprägten Höhenkeils mit Achse von Südskandinavien, über Deutschland bis
Süditalien maritime Subpolarluft über Osteuropa ein und sorgte im Osten Polens
für etwas kühlere 9 bis 11°C als Höchsttemperaturen. In Richtung Westen stiegen
die Temperaturen auf 12 bis 14°C an, so dass z.B. in Angermünde 13°C und im
polnischen Breslau 14°C gemessen wurden. Im Westen Deutschlands wurden in
höheren Luftschichten weiterhin sehr milde Luftmassen herangeführt. Dort, wo sich
keine Nebelfelder gebildet hatten, die die Erwärmung deutlich dämpften, stiegen
die Temperaturen bei fast ganztägigem Sonnenschein auf 15 bis 18°C, örtlich wie
z.B. in Aachen sogar auf 20°C an. In der Nacht wurde in ganz Polen bei
vielerorts dichtem Boden- oder Hochnebel Tiefstwerte von 0 bis -3°C
registriert. Vereinzelt wurden -4°C oder sogar teilweise -5°C in kleinen eher
ländlichen Ortschaften gemessen, wo die Ausstrahlung größer ist als in
Großstädten.
Bis zum 28. Oktober um 00 Uhr UTC weitete
sich das Hoch SOPHIE unter Abschwächung weiter nach Osten in etwa in Höhe der
litauischen Hauptstadt Wilna und einige 100 km nach Südosten bis Istanbul aus. Das
Hochdruckzentrum wurde bei unverändertem Druck über den Ostkarpaten analysiert.
Ostdeutschland und der gesamte Einflussbereich von Hoch SOPHIE verblieben unter
nahe ganztägigem Sonnenschein mit morgendlichem Nebel- und Hochnebelfelder. Kalte
subpolare Luftmassen an der Ostseite der Antizyklone SOPHIE flossen in die
Regionen ein, so dass in Litauen, Weißrussland, im Osten der Ukraine sowie in
Ostpolen Maximalwerte von 7 bis 9°C gemessen wurden, die 10°C-Marke wurde in
diesen Landesteilen nur selten überschritten. Zudem sorgte eine über Litauen
hinweg ziehende Kaltfront eines unbenannten Tiefs über der Karasee für dichte
Bewölkung und wenig Sonnenschein. Nach Westen hin nahmen die Temperaturen durch
die südöstliche Strömung und der damit kontinental erwärmten mitgeführten
Subpolarluft um etwa 4 bis 6 Grad zu, so wurden z.B. in Bukarest 15°C
verzeichnet. Bei dichterer Bewölkung in Litauen und Weißrussland war die
Ausstrahlung geringer als bei klarer Nacht in Rumänien. Somit betrugen die
Tiefsttemperaturen in Wilna 2°C, in Lida 4°C und in Bukarest -2°C.
Das Zentrum des neu entstandenen Hochs
TOMOKA verlagerte sich in den folgenden 24 Stunden unter Ausdehnung nach
Weißrussland. Das vormals über dem östlichen Balkan liegende Hochdruckgebiet
SOPHIE war am nächsten Tag nicht mehr als eigenständiges Druckgebilde analysierbar,
da das Hoch in die Zirkulation des Hochdrucksystems TOMOKA aufgenommen wurde.
Daher war der 28. Oktober der letzte Tag, an dem Hoch SOPHIE auf der Berliner
Wetterkarte verzeichnet werden konnte.
Geschrieben
am: 12.12.2015 von Lisa-Marie Schulze
Berliner
Wetterkarte: 26.10.2015
Pate:
Sophie Charlot Weber