Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet STEFAN

(getauft am 08.12.2014)

 

Am Nachmittag des 07.12.2014 bildete sich über der Iberischen Halbinsel ein schmaler Streifen höheren Luftdrucks. Dieser Bereich spaltete sich daraufhin vom umfangreichen Azorenhoch ab und wurde am 08.12. auf den Namen STEAFAN getauft. Das Hoch befand sich in der Nacht um 01 Uhr MEZ dieses Tages mit seinem Zentrum über dem Allgäu. In der Höhendruckfläche von 500 hPa, was etwa 5,5 km Höhe entspricht, konnte zu diesem Zeitpunkt ein schwach ausgeprägter Keil fast direkt oberhalb des Bodenhochs STEFAN analysiert werden. Ein Keil stellt dabei einen Warmluftvorstoß nach Süden dar. Das Hochdruckgebiet STEFAN wies an diesem Tag nur eine geringe Wetterwirksamkeit auf, da es im Bereich der Ausläufer des ausgeprägten Tiefdruckkomplexes ZOE lag. So wurde trotz des höheren Luftdrucks und der absinkenden Luftbewegung an diesem Tag im südlichen Bayern und Baden-Württemberg nur maximal 1 Sonnenstunde gemessen.

Die Antizyklone STEFAN hatte sich bis zum Folgetag um 01 Uhr MEZ nach Nordosten verlagert, sodass sie nun über dem südlichen Polen mit einem Kerndruck von 1024 hPa vorzufinden war. In der Nacht war es im Süden Polens und in Tschechien teils gering bewölkt, teils aber auch neblig. Der Nebel entsteht dadurch, dass die Feuchtigkeit in der Luft, die teilweise im Boden durch vorangegangenen Niederschlag gespeichert ist, während der langen Nächte im Dezember bei abkühlenden Temperaturen kondensiert. Die eingeflossene maritime Polarluft konnte sich bei windschwachen Verhältnissen und geringer Bewölkung auf Tiefstwerte von zum Teil -9°C, wie in Jelenia Gora, abkühlen. In 5 cm über dem Boden wurden dort sogar -12°C registriert, auch im benachbarten Legnica wurden -11°C gemessen. In Tschechien wurden in Usti Nad Orlici am Boden -12°C gemessen. Das Hoch verlagerte sich im Tagesverlauf unter Verstärkung südwestwärts, sodass es sich um 13 Uhr MEZ mit über 1030 hPa über Franken positionierte. Während es in Teilen Bayerns unter dichten nebelartigen Wolken Dauerfrost gab, wie in Wunsiedel-Schönbrunn mit -3°C, schien an der Nordostseite des Hochs teils längere Zeit die Sonne. So wurden auf dem Fichtelberg sowie in Marienberg 8 Sonnenstunden gemessen, in weiten Teilen Sachsens und Brandenburgs waren es noch 7 Stunden Sonnenschein. Die Höchsttemperatur betrug in den sonnigen Gebieten wie Berlin 5°C und in Liberec 6°C.

Da von Westen der Tiefdruckeinfluss über West- und Mitteleuropa durch das Orkantief ALEXANDRA stärker wurde, verlagerte sich das Hochdruckgebiet STEFAN erneut nach Osten. Es wurde am 10.12. um 01 Uhr MEZ über dem Südwesten Polens mit einem Kerndruck von 1032 hPa analysiert. Die Nacht verlief im Osten Deutschlands und in Polen erneut teils neblig, teils gering bewölkt. Während in der Niederlausitz Tiefstwerte von bis zu -6°C, wie in Hoyerswerda, gemessen wurden, registrierte Jelenia Gora nun noch kältere -10°C als Minimum. Auch in Kattowitz ging das Thermometer auf -9°C zurück. Im Osten Polens sowie in Tschechien wurde teilweise ein Eistag erreicht, für den Höchsttemperaturen unter 0°C vorliegen müssen. So z.B. im polnischen Bialystok und in Usti Nad Orlici in Tschechien mit -3°C. Die Ursache für diese niedrigen Temperaturen ist, dass die Sonne im Dezember sehr tief steht und die bodennahe Kaltluftschicht nicht erwärmen kann. Zusätzlich verminderten viele hohe und mittelhohe Wolken der Fronten des Tiefs ALEXANDRA die Sonneneinstrahlung. Trotz dessen wurden im Süden Polens in Kattowitz noch 6 und im slowakischen Nitra insgesamt 7 Sonnenstunden registriert.

Am 11. sowie am 12.12. befand sich die Antizyklone STEFAN mit einem Kerndruck von etwa 1024 hPa quasistationär über Serbien. Das Gebiet der niedrigsten Tiefsttemperaturen verlagerte sich zunehmend ostwärts. Während am 11.12. in Krakau minimal noch -3°C und im slowakischen Sliac noch -4°C gemessen wurden, registrierte man in der folgenden Nacht in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana -6°C und auch das serbische Vrsac meldete minimal -3°C. Die Temperaturen stiegen im Einflussbereich des Hochs über der Balkanhalbinsel außerhalb von Meereseinfluss am 11.12. nur auf Höchstwerte von etwa 2 bis 6°C an. So z.B. im rumänischen Bacau mit nur 2°C oder im ungarischen Budapest mit 5°C. Tags darauf wurden meist 4 bis 10°C erreicht, wie beispielsweise in Dudince in der Slowakei oder auch im mazedonischen Skopje. Während am 11.12. nur wenige Stationen überhaupt Sonnenschein registrierten, wie z.B. das nordbulgarische Vidin mit 7 Sonnenstunden, meldeten dagegen die meisten Stationen im Bereich des Hochs STEFAN am Folgetag 3 bis 7 Stunden. Besonders lange schien die Sonne im nordrumänischen Suceava sowie im ungarischen Szombathely mit 8 Stunden.

Am 13. und 14.12. positionierte sich das Hochdruckgebiet STEFAN mit seinem Zentrum über Bulgarien. Der Einflussbereich reichte dabei über weite Teile Südosteuropas sowie der Türkei. Durch einen kräftigen Kaltluftvorstoß nach Süden, welcher als Trog bezeichnet wird und sich mit seiner Achse bis zu den Kanaren erstreckte, entwickelte sich östlich davon infolge der Heranführung warmer Luft ein Keil, der das Hochdruckgebiet am Boden stützte. In Rumänien wurde es durch einen vielerorts klaren Himmel insbesondere am 13.12. sehr kalt. Die Tiefsttemperaturen lagen dort verbreitet bei -3°C bis -6°C, besonders kalt wurde es in Miercurea Ciuc mit minimal -10°C. Dort stieg das Thermometer am Tag auch nur auf maximal -3°C an, während es in weiten Teilen des Balkans teils bis zu 15°C warm wurde, wie z.B. im bosnischen Tuzla. Im Nordosten von Bulgarien gab es ein kleines Gebiet, wo die Sonne es im Tagesverlauf nicht schaffte die vorhandene hochnebelartige Bewölkung aufzulösen. Dort traten infolgedessen auch nur Maxima um 2°C auf, wie z.B. in der bulgarischen Hauptstadt Sofia. Ansonsten schien die Sonne verbreitet für längere Zeit, 9 Stunden Sonnenschein wurde im bulgarischen Mourgash registriert, auch im rumänischen Constanta gab es 8 Sonnenstunden. In der folgenden Nacht zum 14.12. wurde es vielerorts nicht mehr so kalt. Vor allem auf dem westlichen Balkan flossen warme Luftmassen ein. So fiel im westrumänischen Oradea die Temperatur nicht unter 8°C, während im etwa 300 km südöstlich auf etwa 600 m Höhe gelegenen Miercurea Ciuc noch einmal -8°C als Minimum auftraten. Die Höchstwerte stiegen am Tage z.B. in der serbischen Hauptstadt Belgrad auf 15°C an, während es im südrumänischen Craiova mit 0°C als Maximum deutlich kühler blieb.

Auch wenn sich der Einflussbereich des Hochs STEFAN nicht wesentlich änderte, verlagerte sich sein Zentrum nach Nordosten, wo es am 15.12. um 01 Uhr nördlich des Kaukasus in Südrussland analysiert wurde. Dabei veränderten sich die Position und der Kerndruck von ca. 1031 hPa auch am Folgetag nur wenig. Im Bereich des windschwachen Hochzentrums gab es verbreitet Eistage, so z.B. in Nizhny-Chir mit -4°C. In Novoannenskij fiel das Maximum von 1°C am 15.12. auf -4°C am Folgetag.

Der Kern des Hochdruckgebiets STEFAN befand sich am 17. und 18.12. am östlichen Rand des Analysebereichs der Berliner Wetterkarte, d.h. über dem russisch-kasachischen Grenzgebiet mit einem Kerndruck von ca. 1035 hPa. In den überwiegend bedeckten Gebieten auf russischer Seite wurden Tagestiefstwerte der Temperatur von -6°C bis -9°C erreicht, während es in den nur gering bewölkten Gegenden Kasachstans mit zum Teil -20°C in Aktöbe/Aktjubinsk deutlich kälter wurde. Dort erwärmte die tiefstehende Dezembersonne die Temperatur auch nur auf maximal -9°C. Auch am Folgetag blieb es im Einflussbereich des Hochs unter der hochnebelartigen Bewölkung bei Minima von -6°C bis -10°C. Die Ursache hierfür liegt in der verhinderten Ausstrahlung. Die langwellige Strahlung, die vom Erdboden ausgesendet wird, kann durch die dichten Wolken nicht in höhere Schichten gelangen. Sie wird reflektiert und zum Erdboden zurückgesendet, wodurch dieser zusätzlich erwärmt wird. Bei wolkenarmen Verhältnissen könnte die Wärme leichter abgestrahlt werden und damit der Erdboden stärker auskühlen. In diesen Regionen sank die Temperatur bis auf -17°C im kasachischen Temir oder -19°C an der russisch-kasachischen Grenze in Orsk.

Das Hochdruckgebiet STEFAN verlagerte sich bis zum Folgetag weiter nach Osten, sodass es sich nun nicht mehr auf dem Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte befand.

 


Geschrieben am 23.12.2014 von Dustin Böttcher

Berliner Wetterkarte: 09.12.2014

Pate: Stefan Lehner