Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet  STEFAN

(getauft am 13.06.2012)

 

In den ersten beiden Juniwochen herrschte über Mitteleuropa sehr rege Tiefdruckaktivität vor. Während im Bereich von Grönland und Island sich ein stationäres Hochdruckgebiet etablieren konnte, zogen immer wieder vom Atlantik Zyklonen über Europa hinweg. Nachdem schließlich am 13. Juni das Tief ERIKA über Mitteleuropa nach Osten abzog, weitete sich das bei Island liegende Hochdruckgebiet nach Osten in Richtung Großbritannien aus, sodass sich an der Südostflanke ein weiterer Hochkern entwickelte. Da die Wettervorhersagemodelle auf eine Südostverlagerung dieses kleinen Hochs in Richtung Deutschland hinwiesen, wurde es noch am 13. Juni in der Prognose für den 14. Juni auf den Namen STEFAN getauft. Am frühen Morgen des 14. Juni wurde es in der Berliner Wetterkarte unmittelbar über den Westfriesischen Inseln mit einem Kerndruck von knapp unter 1020 hPa analysiert. Während es zwei Tiefdruckgebiete über Südskandinavien und Mitteleuropa langsam verdrängte, sorgte es bereits in Teilen der Benelux-Staaten und Nordostfrankreich für sonniges Wetter. So stieg z.B. in Maastricht und Eindhoven die Lufttemperatur auf 19°C. Zum Vergleich erreichte der Tageshöchstwert in Maastricht am Vortag lediglich 14°C. Die Antizyklone STEFAN bereicherte aber auch Deutschland mit viel Sonnenschein. Mit bis zu 14 Sonnenstunden und einer höchsten Temperatur von 22°C wurde es in Freiburg am sonnigsten.

Im Tagesverlauf verlagerte sich das Zentrum des Hochdruckgebietes STEFAN mit einem stetig auf bis zu 1020 hPa ansteigenden Kerndruck über Mitteldeutschland hinweg und erreichte in der Nacht zum 15. Juni die tschechisch-polnische. Dabei verdrängte die Antizyklone STEFAN die übrige Bewölkung, die das über den Baltischen Staaten gelegenen Tiefdruckgebietes ERIKA über Deutschland hinterlassen hatte. So begann der Tag insbesondere im Osten und Süden Deutschlands sonnig. Da das Hoch wegen seines Drehsinnes im Uhrzeigersinn für eine süd- bis südöstliche Luftströmung sorgte, stiegen die Höchsttemperaturen besonders in Süddeutschland mit Föhnunterstützung durch die Alpen weiter an. In Bayern stiegen die Temperaturen an mehreren Wetterstationen auf bis zu 28°C, wie z.B. in Landsberg und in München, sowohl am Flughafen als auch in der Stadt. In der Stadt Innsbruck wurden sogar 30°C registriert. Im Bereich der höchsten Temperaturen in Bayern wurden dabei verbreitet bis zu 15 Sonnenstunden gemessen. In Polen, Tschechien und dem Nord- und Mittelteil Deutschlands blieb es dagegen wegen der noch vorherrschenden Meeresluft etwas kühler.

Das Hochdruckgebiet verlagerte sich im weiteren Tagesverlauf zügig nach Südosten, sodass es bereits kurz nach Mitternacht des 16. Juni die ungarisch-rumänische Grenze erreichte. Der Kerndruck blieb stabil bei etwas über 1020 hPa, wobei sich das Hoch deutlich ausgedehnt hatte. Es erfasste die Baltischen Staaten, Weißrussland, Rumänien, sowie den Balkan und Österreich.

Das Zentrum des Hochs blieb bis zum 21. Juni quasistationär über Bulgarien, allerdings änderten sich die Ausdehnung und der Kerndruck im Zentrum des Druckgebildes im Laufe dieser Zeit. So zog sich das Hoch im Tagesverlauf des 17. Juni etwas nach Osten zurück, nachdem das nachrückende Tief GISELA auf Mitteleuropa übergriff. Trotzdem blieb die Antizyklone über dem Südosten Europas bestehen und lenkte im weiteren Verlauf außerdem die Tiefdruckgebiete HEIDI am 18. Juni und Tief INGELORE am 20. Juni nördlich vorbei. Somit konnte sich zwischen dem 16. und 21. Juni über dem Balkan und Rumänien stabiles und äußerst sonniges Sommerwetter durchsetzen.

Aufgrund der geringen Bewölkung in Verbindung mit dem jahreszeitbedingt sehr hohen Sonnenstand erreichten die Tageshöchsttemperaturen teilweise sehr hohe Werte, die Tag für Tag anstiegen. Registrierte man
z.B. am 16. Juni im rumänischem Bukarest „lediglich“ 29°C, so erreichte das Thermometer zwei Tage später bereits 32°C und am 21. Juni schließlich 35°C. In der nur 70 km südlich von Bukarest gelegenen bulgarischen Stadt Russe stieg das Quecksilber sogar von 30°C am 16. Juni auf 37°C am 21. Juni. Spitzenreiter war jedoch der rumänische Ort Iasi. An der dortigen Wetterstation wurden am 21. Juni maximal 38°C registriert. Zumeist blieben die Temperaturen im Einflussgebiet von Hoch STEFAN aber im Bereich von 30 bis 35°C. Nur an der westlichen Küste des Schwarzen Meeres blieb es etwas angenehmer, im bulgarischen Ort Burgas wurde es mit maximal 31°C am 20. Juni dank des Seewindes verhältnismäßig angenehm. Im Verlauf des 19. Juni zeigte das Hoch erste Abschwächungstendenzen. So unterschritt der Kerndruck die Grenze von 1020 hPa, wobei die Ausdehnung des Hochs zunächst erhalten blieb. Erst in der Nacht vom 20. auf den 21. Juni drängte ein Teiltief der Zyklone INGELORE über die westlichen Kaparten nach, sodass der hohe Luftdruck auf der Vorderseite dieses Zyklonensystems abgebaut wurde. Das Hochdruckgebiet STEFAN löste sich schließlich auf, sodass es am Folgetag, den 22. Juni, in der Berliner Wetterkarte nicht mehr analysiert werden konnte. Das sonnenreiche Wetter hielt dennoch bis zum 23. Juni im Bereich seines ursprünglichen Einflussgebietes über Südosteuropa an.

 


Geschrieben am 13.08.2012 von Alexander Bütow

Berliner Wetterkarte: 14.06.2012

Pate: Stefan Rosenow