Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
STEFFEN
(getauft
am 11.05.2014)
Am 11. Mai 2014 erstreckte sich über dem
Nordatlantik südlich von Neufundland bis etwa 100 km westlich von Spanien eine
breite Zone hohen Luftdrucks in der Bodenanalyse der Berliner Wetterkarte. Dieses
Gebiet sollte sich bis zum Tag darauf weiter nach Osten ausbreiten und wurde
daher in der Prognose für den Folgetag auf den Namen STEFFEN getauft.
Am 12. Mai lag das Zentrum der
Hochdruckzone mit einem Druck von ca. 1025 hPa über dem Nordatlantik, etwa am
Schnittpunkt der Länge Reykjaviks und der Breite von Bordeaux.
Im Verlauf bis zum 13. Mai verlagerte sich
das Bodenhoch STEFFEN unter leichter Verstärkung weiter ostwärts und erreichte
die Nordwestspitze der Iberischen Halbinsel. Zwar führte das Hoch STEFFEN
maritime Subtropikluft mit sich, durch das Zusammenspiel mit dem
Tiefdruckkomplex XENA über der Ostsee wurden aber im Übergangsbereich der
beiden Druckgebiete polare und arktische Luftmassen weit nach Süden
transportiert. Durch diese Gegensätze gestalteten sich die Temperaturwerte in
West- und Mitteleuropa sehr unterschiedlich. Durch den direkten Einfluss des
Hochs STEFFEN konnte in Spanien verbreitet ein sogenannter heißer Tag, bei dem
die Höchsttemperatur über 30°C liegt, registriert werden. Am wärmsten wurde es
dabei in Cordoba mit 36,1°C, gefolgt von Sevilla mit 35,7°C und Granada mit
34,8°C. Nachts sank die Temperatur auch nur auf knapp unter 20°C. Dagegen war
es in Deutschland durch den Einfluss der polaren Luftmassen deutlich kühler. In
der Nacht zum nächsten Tag wurde beispielsweise in Kall-Sistig
eine Tiefsttemperatur von 0°C gemessen und in Schneifelforsthaus
in der Eifel trat mit -3°C sogar Bodenfrost auf.
Am 14. Mai lag die Antizyklone STEFFEN mit
einem Kerndruck von über 1030 hPa ungefähr 100 km westlich der Biskaya und zog
weiter Richtung Großbritannien. Der Einfluss des Hochs erstreckte sich nun von
Schottland bis nahe der afrikanischen Mittelmeerküste und von den Azoren bis
zum Rhein. Die Unterschiede vom Vortag blieben auch weiterhin bestehen. Durch
Absinkvorgänge innerhalb der Antizyklone STEFFEN war es im Einflussgebiet
verbreitet trocken und wolkenlos. Im Tagesverlauf verstärkte sich der
Druckgradient zwischen dem Hoch und dem Tief YVETTE über der Adria, wodurch im
Bereich der österreichischen Alpen der Wind auffrischte und teilweise sogar
Orkanstärke erreichte.
Bis zum 15. Mai spaltete sich das
Hochdruckgebiet in zwei Zentren auf. Die Antizyklone STEFFEN I befand sich mit
einem Kerndruck von etwa 1035 hPa über der Keltischen See, während das Zentrum
STEFFEN II mit 1030 hPa über Südnorwegen lag. Durch die Verlagerung und
Aufteilung des Hochdruckkomplexes kam es auch in Teilen Mitteleuropas und
Skandinaviens zu einer Wetterbesserung. In Deutschland hielt sich zwar noch
eine Schicht tiefer Stratocumuluswolken, aus denen es
gelegentlich leicht regnete, allerdings kündigte sich der Wetterumschwung auch
hier bereits an: „Hoch Steffen bringt endlich den Sommer nach Hamburg“ titelte
beispielsweise das Hamburger Abendblatt.
Über den folgenden Tag hinweg weitete sich
die Hochdruckzone STEFFEN weiter aus und umfasste mit seinen zwei Zentren und
unverändertem Druck das Gebiet von Großbritannien über Deutschland, die Ostsee
und Südskandinavien bis nach Russland. In der weiterhin absinkenden und
mittlerweile gealterten, also erwärmten subpolaren Luft bildeten sich kaum noch
Wolken und die Temperatur erreichte verbreitet Werte um 20°C. Im östlichsten
Bereich der Antizyklone STEFFEN II herrschte jedoch noch kalte Luft arktischen
Ursprungs vor, sodass z.B. im russischen Workuta an diesem Tag bei einer
Schneehöhe von 58 cm nur ein Maximum von -1°C gemessen wurde.
Bis zum 17. Mai begannen sich die beiden
Zentren des Hochs STEFFEN voneinander zu entfernen. Die Antizyklone STEFFEN I
blieb nahezu stationär, jedoch verlagerte sich das Zentrum STEFFEN II weiter
nach Osten Richtung Ural. Dabei transportierte es zusammen mit dem Tief YVETTE
trockene Tropikluft nach Südosteuropa, wodurch teilweise bis zu 38°C im Bereich
der unteren Wolga gemeldete wurde.
Im Verlauf des folgenden Tages schwächte
sich das Hochdruckzentrum STEFFEN I durch den zunehmenden Einfluss des Tiefs
YVETTE rasch ab und ließ an Wetterwirksamkeit nach. Auch die Antizyklone
STEFFEN II wurde weiter nach Osten abgedrängt und sorgte nur noch in Russland
für heiteren Himmel und viel Sonnenschein.
Am 19. Mai löste sich das Hoch STEFFEN I
schließlich auf und das verbleibende Hochdruckzentrum, nun wieder als STEFFEN
bezeichnet, verharrte noch zwei weitere Tage quasistationär über Russland,
bevor es nachfolgend in die Zirkulation des Hochs THIS aufgenommen wurde und
daher nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben am 01.07.2014 von Jannick Fischer
Berliner Wetterkarte: 16.05.2014
Pate: Steffen Förster