Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet TANJA
(getauft
am 06.06.2005)
Zu Beginn des Juni 2006 war die Großwetterlage über dem Nordatlantik durch drei Drucksysteme charakterisiert. Dies waren zum einen zwei große, mit kalter Luft angefüllte Tiefdruckwirbel über Neufundland und Jan Mayen und zum anderen ein ausgedehntes Hochdruckgebiet, dass sich vom Nordpol bis zur Südspitze Grönlands ausdehnte. Am 6. Juni setzte sich der hohe Luftdruck am Boden bis nach Island durch und es entstand ein Bodenhoch, dass noch am selben Tag in der Berliner Wetterkarte auf den Namen TANJA getauft wurde.
Schon am ersten Tag ihrer Entstehung
wies TANJA einen Kerndruck von 1024 hPa auf, gemessen
von einem Schiff südlich von Island. Weiter nach Süden konnte sie sich an
diesem Tag noch nicht ausbreiten, da sich über die Britischen Inseln Tief PETER
bewegte und direkten Kurs auf Deutschland genommen
hatte. Durch die wolkenfreie Luft über der See zwischen den Britischen Inseln
und Island konnte TANJA schon am ersten Tage ihres Bestehens auf den
Satellitenbildern von Meteosat7 erkannt werden. Am zweiten Tage ihrer Existenz
konnte sich TANJA deutlich vergrößern und die Britischen Inseln lagen nun
komplett unter der Fläche der 1030 hPa Isobare, in
Edinburgh wurde mit 1034,8 hPa der höchste Kerndruck
gemessen.
Tief PETER war in der Nacht zum 7.
Juni rasch über Mitteleuropa gezogen und auf seiner Rückseite strömte relativ
kühle, aber recht trockene Polarluft
nach Mitteleuropa und die Hochdruckzone TANJA erstreckte sich von den Azoren
bis zu den Shetland Inseln. Dies war jedoch noch nicht der Höhepunkt ihrer
Ausdehnung: Am 07.06. erstreckte sie sich über ganz Nordeuropa, die Alpen und
an der südwestlichsten Spitze bis zu den Azoren. In einem Hochdruckgebiet gibt
es großräumiges Absinken der Luft, so dass sich dort nur selten Wolken bilden
und an diesem Tag registrierte London-Heathrow den höchsten Druck in TANJA mit
über 1039,4 hPa. So blieb das Wetter über
Zentralengland und Wales am 08. Juni ohne ein einziges Wölkchen am Himmel, aber
bei Höchsttemperaturen um 20° konnte dort kein richtiges Sommergefühl
aufkommen.
Am nächsten Tag wurde TANJA von
Norden durch das Tief QUINCY bedrängt und breitete sich so etwas nach Osten
aus. Im Südwesten Europas zogen zwei kleine Tiefs über den Atlantik, die auch
dort dem hohen Luftdruck und dem wolkenfreien Wetter ein Ende setzten. Doch nun
machte sich der Einfluss von TANJA auch in Deutschland bemerkbar und der Himmel
klarte fast überall auf, am 09.Juni blieb er dann wolkenfrei. Die Höchstwerte
stiegen jedoch nur am Oberrhein auf Werte über 20°, sonst blieb es mit 18 Grad
recht kühl.
Etwa zur gleichen Zeit wurde TANJA
über dem Atlantik von Westen von einer neuen Hochdruckzone verdrängt: Hinter
einer langgestreckten Kaltfront, die sich quer über den Atlantik erstreckte
bildete sich rasch die Antizyklone URSULA. Schon am nächsten Tag „pflügte“ sich
diese langgestreckte Front über die Britischen Inseln bis zur Nordseeküste.
Dabei löste sich das Bodenhoch TANJA auf, und nachfolgend konnte sich gleich
das nächste Bodenhoch URSULA an der gleichen Position wie TANJA etablieren.
Innerhalb von einem Tag verschwand wieder ein Druckgebilde in den Weiten
unserer Atmosphäre und damit auch TANJA von der Berliner Wetterkarte.
Geschrieben am 07.08.2005 von Robert Scholz
Wetterkarte: 06. bis 08.06.2005
Pate: Tanja Rösch