Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
TANJA
(getauft
am 11.10.2017)
Vom 08.10.2017 an konnte eine durch
die Wetterlage bedingte Teilung Europas beobachtet werden. Während von der
Mitte Deutschlands bis zum Nordpolarmeer überwiegend tiefer Druck dominierte,
stellte sich weiter südlich höherer Luftdruck mit geringen Gegensätzen ein. Im
Verlauf der folgenden Tage zogen so mehrere Tiefdruckgebiete mit den Namen YAP,
ZACHARIAS und ARKE von West nach Ost über die Nordhälfte Europas. Im Gegensatz
hierzu breitete sich von den Azoren über die Iberische Halbinsel, Frankreich,
die Alpenregion, dem Mittelmeerraum und die Balkan-Halbinsel bis östlich des
Schwarzen Meeres ein weitreichendes Gebiet höheren Druckes von etwas über 1020
hPa aus. Darin eingebettet waren mehrere Hochdruckzentren von denen sich vor
allem eines am 11.10. über dem Alpenraum weiter verstärken und erheblichen
Einfluss auf das Wettergeschehen Europas nehmen sollte, wodurch es noch am
selben Tag auf den Namen TANJA getauft wurde.
Das Hoch TANJA konnte um 01 Uhr MEZ
des Tauftages südwestlich von München mit einem zentrumsnahen Druck von ca.
1024 hPa analysiert werden. Da im Bereich eines Hochdruckgebietes die Luft
großräumig absinkt, sorgt die damit einhergehende Wolkenauflösung für einen
Anstieg in den gemessenen Sonnenscheindauern. So konnten an diesem Tag in der
Alpenregion 8 bis 11 Sonnenstunden verzeichnet werden. Da auch die übrigen
Gebiete der Südhälfte Europas unter Hochdruckeinfluss standen, lagen auch in
der Südhälfte Frankreichs, auf der Iberischen Halbinsel, in Italien und auf der
Balkan-Halbinsel die Sonnenscheindauern bei meist 8 bis 11 Stunden. Mit den
registrierten Sonnenstunden ging jedoch über der Alpenregion keine nennenswerte
Temperaturzunahme einher, da hier weiterhin Luftmassen der gemäßigten Breiten
einflossen, welche bereits zuvor in diesem Gebiet dominierten. Anders verhielt
es sich an der Westflanke der Antizyklone TANJA über dem Osten Spaniens und dem
Süden Frankeichs, wo sich trockene Subtropikluft mehr und mehr etablierte und
nach Norden ausbreitete. Vor allem in Südfrankreich führte dies zu einer
Erhöhung der Höchsttemperatur von mehreren Grad, wie beispielsweise in Saint-Girons an der Nordseite der Pyrenäen, wo nach maximal
22,4°C am Vortag nun 28,0°C als Höchstwert gemessen wurden.
In der Folge entwickelten sich immer
wieder neue Hochdruckzentren im Bereich der geringen Luftdruckgegensätze und
lösten sich wieder auf. Das Zentrum des Hochs TANJA verschob sich dadurch
weiter nach Südwesten und befand sich am 12.10. um 01 Uhr MEZ über dem Golf du
Lion und wies einen Druck von knapp über 1025 hPa auf. Viel Sonnenschein von
verbreitet 9 bis 11 Stunden prägte auch an diesem Tag die Südhälfte Europas. Auch
in der Nordhälfte Deutschlands kam es nach Durchzug der Kaltfront des Tiefs
ARKE zu Auflockerungen und der Hochdruckeinfluss setzte sich leicht mit
verbreitet 3 bis 6, im Westen auch 6 bis 9 Sonnenstunden durch. Die
kontinentale Subtropikluft sorgte gleichzeitig in Spanien und Portugal für
weiter ansteigende Temperaturen. Vielerorts wurden nun zum wiederholten Male
Tageshöchstwerte von über 30°C registriert. Aus Morón
de la Frontera bei Sevilla wurden dabei 35,4°C und aus Cernache
bei Coimbra in Zentralportugal 31,7°C gemeldet. Im Süden Frankreichs wurde die
Zufuhr der Subtropikluft durch die Lage des Hochs TANJA unterbrochen bzw.
abgeschwächt. Da die Zirkulation um ein Hochdruckgebiet im Uhrzeigersinn
verläuft, drehte der Wind in dieser Region auf eher westlichere, zum Teil auch
südöstliche Richtungen. Die Folge war eine deutliche Abnahme in den Höchsttemperaturen.
In Saint-Girons konnten dadurch nur noch 23,4°C
verzeichnet werden. An einem weiter westlich gelegenen Flughafen zwischen den
Städten Tarbes und Lourdes fiel das Maximum gar um
5,7 Grad auf 23,0°C herab.
Das Zentrum des höchsten Druckes im
Bereich des Hochs TANJA befand sich am Folgetag um 01 Uhr MEZ mit einem Druck
von rund 1027 hPa über Korsika. Der Einflussbereich des Hochs dehnte sich dabei
nach Norden aus und sorgte so für einen kurzen Zwischenhocheinfluss in
Deutschland. Während im Süden weiterhin 8 bis 10 Sonnenstunden gemessen wurden,
konnten nun auch im übrigen Teil des Landes 3 bis 7 Stunden verzeichnet werden.
Lediglich in einem Streifen vom südlichen Nordrhein-Westfahlen, Rheinland-Pfalz
und Saarland über Hessen bis nach Nordbayern sorgte eine Luftmassengrenze des
abziehenden Tiefs ARKE für mehr Bewölkung und maximal 3 Stunden Sonnenschein. Der
Süden Frankreichs fiel an diesem Tag wieder unter den Einfluss der
subtropischen Luftmassen, wodurch sich die Temperatur erneut erhöhte. In Saint-Girons wurden 29,5°C und am Flughafen Tarbes-Lourdes
30,2°C gemessen. Auch weiter nördlich setzte sich die warme Luft nun durch und
führte zu einem Anstieg der Tagesmaxima um 2 bis 3 Grad in den übrigen
Landesteilen Frankreichs und von bis zu 5 Grad in England und Wales. Auch im
Westen Deutschlands machte sich dieser Effekt bemerkbar. So konnten in Essen
19,3°C und damit 4,1 Grad mehr als tags zuvor registriert werden.
In den darauffolgenden Tagen dehnte
sich ein Vorstoß warmer Luftmassen in einer Höhe von ca. 5,5 km, welcher auch
als Keil bezeichnet wird, vom Nordwesten Afrikas über Mitteleuropa nach
Skandinavien aus. Eingebettet darin entwickelte sich ein kräftiges Höhenhoch,
welches mit der Antizyklone TANJA im Bodenniveau korrespondierte. Dadurch
konnte sich das Hoch TANJA verstärken, wobei es zwischenzeitlich am 15.10.
einen Zentrumsdruck von etwa 1032 hPa aufwies, welcher auch nachfolgend um 1030
hPa verbleiben sollte. Das Zentrum des Hochs TANJA befand sich dabei vom 14.
bis 16.10. stationär über dem Grenzgebiet zwischen Bayern und Österreich. Der
Einfluss des Hochs reichte somit von der Iberischen Halbinsel bis zur
westlichen Türkei und von Deutschland und Polen bis nach Nordafrika. Dieser
Bereich zeichnete sich aufgrund des weitreichenden Hochdruckeinflusses durch
hohe Sonnenscheindauern von 7 bis 11 Stunden aus. Die Lage des Hochs TANJA begünstigte
dabei die Zufuhr von subtropischen Luftmassen nach England, Mitteleuropa und
Teilen Osteuropas und sorgte dort mit Unterstützung der intensiven
Sonneneinstrahlung für ansteigende Temperaturen. Im Laufe der drei Tage erhöhte
sich dadurch die Temperatur von den Benelux-Staaten über Deutschland und Polen
bis zum Baltikum und die westliche Ukraine um verbreitet 3 bis 6 Grad. Vereinzelt
konnten dabei Tageshöchstwerte von über 25°C und somit nach meteorologischer
Definition ein Sommertag verzeichnet werden. In Aachen-Orsbach
wurden beispielsweise 25,6°C, in Freiburg 26,1°C und in Geilenkirchen nördlich
von Aachen 27,2°C registriert. Weitere Sommertage konnten außerdem aus
Eindhoven und Maastricht mit Maxima von jeweils 25,5°C sowie aus Strasburg mit
26,3°C gemeldet werden.
Die Antizyklone TANJA verblieb mit
ihrem Zentrum und einem Druck von ca. 1028 hPa bis zum 17.10. zwar stationär
über dem Grenzgebiet zu Österreich im Südosten Bayerns, jedoch verdrängten die
Ausläufer des Ex-Tropensturms OPHELIA in Form einer Kaltfront den
Hochdruckeinfluss über dem Westen und Nordwesten Europas. Von Spanien über
Nordwestfrankreich, die Britischen Inseln, die Benelux-Staaten und
Norddeutschland bis nach Südskandinavien führte die einfließende Subpolarluft
hinter der Kaltfront zu einer raschen Abkühlung der durch das Hoch TANJA in
diesen Bereichen erwärmten Luftmasse. Um bis zu 8 Grad sanken die Höchstwerte
dabei herab und erreichten nun Werte von meist 14 bis 19°C. Der Einfluss des
Hochs TANJA erstreckte sich währenddessen von Zentralfrankreich bis zur Türkei
und von Mitteldeutschland bzw. Polen bis nach Nordafrika. In den
Einflussbereich der Antizyklone flossen weiterhin subtropische Luftmassen ein,
welche für Temperaturen von über 20°C sorgten. Durch ein sich neu gebildetes
Hochdruckzentrum mit knapp unter 1030 hPa über dem Norden Bulgariens erwärmte
sich die Luft neben Frankreich auch von der Slowakei, Ungarn und Rumänien bis
nach Griechenland und der Türkei auf über 25°C. Im südwestfranzösischen Dax
wurden beispielsweise 28,4°C gemessen und selbst in Clermont-Ferrand im
Landesinneren verzeichnete man noch 27,7°C. Währenddessen konnten in Hurbanovo in der Slowakei 25,6°C, im rumänischen Arad
26,9°C, in Veliko Gradiste
in Serbien 27,4°C, am Militärflugplatz im griechischen Andravida
29,0°C und im südalbanischen Gjirokastra 30,2°C
registriert werden.
Das Hochdruckzentrum über der
Alpenregion löste sich in der Folge auf, wodurch die Antizyklone TANJA im
Bereich des zuvor östlicheren Zentrums über dem Raum Bukarest analysiert wurde.
Da sich der Keil in der Höhe abschwächte und nach Osten verschob, verlor auch
das Bodenhoch TANJA an Intensität. Um 01 Uhr MEZ am 18.10. wies das Zentrum
noch einen Druck von rund 1025 hPa auf. Der Einflussbereich des Hochs blieb
aber dennoch weitreichend und veränderte sich im Vergleich zum Vortag kaum.
Daraus folgten Sonnenscheindauern von 7 bis 10 Stunden in weiten Teilen
Frankreichs, Deutschlands und Polens sowie im Bereich des Zentrums über
Südosteuropa. Während im nördlichen Mitteleuropa und in Polen die Temperaturen
durch die vordringenden subpolaren Luftmassen weiter sanken, konnten aus dem
Süden Frankreichs und Südosteuropa erneut Sommertage gemeldet werden. Dabei
wurden Maxima von 26,6°C in Perpignan im Südosten Frankreichs, 27,6°C im
bulgarischen Sandanski, 28,4°C in Gjirokastra,
28,5°C im rumänischen Iasi und 29°C im
nordgriechischen Serres registriert. Im Westen der Türkei konnten sogar unter
Einfluss des Hochs TANJA Höchstwerte von über 30°C beobachtet werden, wie in
Akhisar mit 30,6°C oder in Aydin mit 31,0°C.
Die Antizyklone TANJA etablierte sich
in der Folge mit ihrem Zentrum und nur noch wenig über 1020 hPa am 19. und
20.10. über der Schwarzmeerregion und der Türkei. Der Südosten Europas, welcher
nun an der Westflanke des Hochs TANJA lag, zeichnete sich währenddessen durch
geringe Luftdruckgegensätze aus. Weiterhin strömten trockene subtropische
Luftmassen ein, die die Temperatur bei Sonnenscheindauern von verbreitet bis zu
10 Stunden auf über 25°C ansteigen ließen. Nennenswerte Maxima wurden dabei im
serbischen Krusevac mit 27,0°C, in Sandanski mit 27,2°C und in Serres mit 28,6°C gemessen. In
der Türkei konnten erneut Tageshöchstwerte von über 30°C verzeichnet werden,
wie beispielsweise in Adana mit 32,1°C oder in Kilis
in Südostanatolien mit 35,7°C.
Das Hoch TANJA schwächte sich bis zum
Folgetag weiter ab. Am 21.10. konnte es letztmalig mit etwa 1020 hPa über
Rumänien analysiert werden, bevor es sich im Bereich schwacher
Luftdruckgegensätze schließlich auflöste und nicht mehr auf der Berliner
Wetterkarte namentlich verzeichnet wurde.
Geschrieben
am 24.12.2017 von Sebastian Wölk
Berliner
Wetterkarte: 15.10.2017
Pate:
Tanja Katzorke