Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet TATJANA

(getauft am 08.12.19)

 

Ein Ableger des Azorenhochs, der sich zum Ende der ersten Dezemberdekade 2019 auf den Weg nach Europa machte, wurde anhand der Prognosekarte für den 09.12.19 um 13 Uhr MEZ von der Berliner Wetterkarte auf den Namen TATJANA getauft.

Um 01 Uhr MEZ befand sich an diesem Tag der Kern des Hochdruckgebiets knapp 600 km westlich der Iberischen Halbinsel. Dort wurde ein Luftdruck von rund 1033 hPa gemessen. Der Einflussbereich reichte ostwärts bis in den Norden Spaniens und Portugals. Durch morgendliche Nebelfelder waren es aber gebietsweise nur knapp 2 Sonnenstunden in Valladolid oder etwa 3 Sonnenstunden in Madrid. Mancherorts hielt sich der Nebel oder Hochnebel hartnäckig und die Sonne schien fast überhaupt nicht, wie zum Beispiel in Bragança. Dort stieg die Temperatur auch nur auf 5,0°C. Deutlich mehr Sonnenschein gab es in Soria mit 7,75 Stunden und knapp 8 Stunden in Lleida. In erwärmter Subpolarluft wurden 13,5°C in Santander, 14,9°C in Gijón und 11,0°C in Pamplona erreicht.

Das Hoch TATJANA zog als eine Verlängerung des Azorenhochs in Richtung Osten und lag am 10.12.19 um 01 Uhr MEZ mit dem Zentrum über Nordspanien, bei einem Druck von ca. 1033 hPa. Zwischen den Tiefdruckgebilden RUDI I und SIRO reichte der Einflussbereich vom Süden der Britischen Inseln und den Niederlanden im Nordosten bis zur Iberischen Halbinsel im Südwesten. Der meiste Sonnenschein wurde im Osten Spaniens und im Südosten Frankreichs registriert. Zum Beispiel schien in der Nähe von Grenoble die Sonne 7,5 Stunden, 8,25 Stunden in Girona und 9 Stunden in Valencia. Dort, wo sich der Nebel lange hielt, wurden nur beispielsweise 6,1°C in Brive-la-Gaillarde erreicht. Sonst waren die Höchsttemperaturen 21,5°C in Murcia, 21,2°C in Málaga oder 17,5°C in Tarragona. Da sich über der Adria ein kleines Tief befand, entstand an der französischen Mittelmeerküste ein recht lokaler kräftiger Druckgradient. Dies bedeutet, dass es auf kurzer Distanz unterschiedliche Druckniveaus gab. Zwischen Marseille und Montpellier wurden sogar orkanartige Böen gemessen.

Auf der Vorderseite des Orkantiefs SIRO verlagerte sich die Antizyklone TATJANA in den nächsten 24 Stunden nach Nordosten. Der Bereich des höchsten Luftdrucks über Österreich, wo etwa 1028 hPa herrschten, und das Gebiet der großflächigen Absinkbewegung der Luft über dem Alpenraum, dem Norden Italiens und den Karpaten sorgte bei heiterem Himmel für rund 7,5 Sonnenstunden in Udine und 7 Sonnenstunden in Triest. Besonders in Teilen Rumäniens gab es auch Nebel oder Hochnebel. An der Station Iaşi schien zum Beispiel am 11.12. gar keine Sonne. Dort stieg die Temperatur auch nur auf 3,9°C. Ansonsten waren die Höchstwerte mit mehr Sonne auch nicht viel höher, wie in Veszprém mit 4,0°C und 5,0°C in Bozen. An der Adria wurden bis zu 16,1°C in Hvar erreicht.

Mit einer Verlagerung nach Nordosten lag das Zentrum der Antizyklone TATJANA weitere 24 Stunden später um 01 Uhr MEZ am 12.12. knapp 300 km östlich von Moskau. Bei einem unveränderten maximalen Luftdruck erstreckte sich der Einflussbereich des Hochdruckgebietes vom Weißen Meer im Norden bis zu der Ukraine und den Karpaten im Süden. Zudem ragte die Kaltfront des Tiefdruckgebietes RUDI bis in den Kernbereich des Hochs. Teils dichter Nebel oder Hochnebel hielt die Sonnenscheindauer dabei in vielen Gebieten ziemlich niedrig. Nur selten wurden beispielsweise bis zu 6,9 Sonnenstunden in Simferopol erreicht. Bei diesem trüben Wetter betrugen die Höchsttemperaturen lediglich -0,7°C in Kasan, 0,6°C in Saransk und 3,1°C in Kiew.

An den darauffolgenden drei Tagen befand sich der Kern des Hochdruckgebietes TATJANA in der Nähe des südlichen Ural-Gebirges, dieser hatte sich im Laufe dieser Zeit aber immer mehr verstärkt. Am 15.12.19 um 01 Uhr MEZ betrug der maximale Druck knapp 1037 hPa. Zusätzlich waren immer wieder schwache Fronten im Einflussbereich der Antizyklone zu finden. Neben Sonnenschein zogen über dem Westen Russlands auch teils dichtere Wolkenfelder vorüber und wo wenig Luftbewegung herrschte, bildete sich zudem Nebel. Bis zu 6,3 Sonnenstunden in Pensa westlich von Samara oder 4 Stunden in Samara wurden erreicht, wenn zeitweise die Sonne schien. Die Höchsttemperaturen lagen nur bei 0,6°C am 13.12 in Rjasan, -8°C am 14.12 in Kasan sowie -11,4°C am 15.12 in Ufa in subpolarer oder subpolar erwärmter Luft.

Das Hochdruckgebiet TATJANA zog in der Folge weiter Richtung Osten und war ab dem 16.12.2019 nicht mehr im Kartenausschnitt der Berliner Wetterkarte verzeichnet.