Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet THERESE
(getauft am 05.06.2013)
Nachdem sich ein
Trog, was einem Vorstoß kalter Luftmassen nach Süden entspricht, über
Westeuropa in einem Niveau von 500 hPa in einer Höhe von 5,5 km Richtung Osten
verlagert hatte, entstand am 05.06. über dem Nordatlantik eine schmale
Hochdruckzone am Boden, die in der Prognose für den Folgetag auf den Namen
THERESE getauft wurde. Mit einem Kerndruck von 1025 hPa lag die Antizyklone
THERESE am Folgetag bereits nördlich der Britischen Inseln und verlagerte sich
in den folgenden 24 Stunden weiter südwärts, sodass sich der Randbereich der
Hochdruckzone am 07.06. über Großbritannien und Nordirland erstreckte. So blieb
es im Einflussbereich des Hochdruckgebietes THERESE im Norden und Nordwesten Deutschlands
nach der extremen Hochwassersituation meist sonnig und trocken, allerdings
sorgte Tiefdruckgebiet IRA, welches sich von Südwesteuropa Richtung Alpen
verlagerte, noch für weitere Niederschläge in den südlichen Regionen Deutschlands.
So hatte sich in Norddeutschland eine Luftmassengrenze formiert. Am Rande des
weiterhin über Großbritannien liegenden Hochs THERESE gelangte recht kühle
maritime Luft landeinwärts, andererseits strömte feuchtwarme Luft durch die
über Südwestfrankreich gelegene Zyklone IRA nach Norden. Die meisten
Luftmassengrenzen entstehen in der sogenannten Frontalzone in den mittleren
Breiten. Die Frontalzone ist der Übergangsbereich zwischen zwei unterschiedlich
temperierten Luftmassen, je größer die Temperaturunterschiede sind, desto
stärker ist die Front geneigt. Oftmals entstehen dort unwetterartige Gewitter. Im
Grenzbereich beider Luftmassen bildeten sich dementsprechend einzelne, teils
kräftige Schauer und Gewitter, welche allerdings nur punktuell auftraten. Nördlich
von Frankfurt wurden über 25 Liter pro Quadratmeter innerhalb von einer Stunde
registriert.
Die Position des
Zentrums über den Britischen Inseln blieb mit einer Abschwächung des Kernes auf
1020 hPa zum folgenden Tag nahezu stationär. Es herrschte weiterhin recht ruhiges
und freundliches Wetter, in Glasgow stieg die Temperatur auf 21°C, in Edinburgh
erreichte die Höchsttemperatur allerdings nur sommerlich kühle 16°C. Zwischen
Bodenhoch THERESE und dem sich nach Nordskandinavien verlagernden Tief HERRMANN
gelangten mit einer nördlichen Strömung auch nach Norddeutschland kühlere und
stabil geschichtete Luftmassen. An der Nordseeküste zog Stratocumulus,
das heißt tiefe stratiforme Bewölkung, auf, sodass
dort die Temperatur nur auf Werte um 12 bis 13°C anstieg.
Auch am 09.06.
war die markante Luftmassengrenze über Mitteleuropa besonders gut in 850 hPa, was etwa 1,5 km
entspricht, zu erkennen. Über der deutschen Küste erreichte die
pseudopotentielle Temperatur nur Werte unter 30°C, in Süddeutschland nahm sie
dagegen Werte um 48°C an. Die pseudopotentielle Temperatur ist die Temperatur, die
ein Luftpaket annähme, wenn es kondensierend unter ständigem Verlust an
Feuchtigkeit gehoben würde, bis der gesamte Wasserdampf
kondensiert wäre und es anschließend wieder ohne Energieaustausch mit der
Umgebung auf Normaldruck zurückgeführt werden würde.
Im weiteren
Verlauf zog der Höhentrog weiter nach Osten ab und dadurch konnte sich das Hoch
THERESE mit dem Zentrum vom Europäischen Nordmeer am Polarkreis bis nach
Südengland erstrecken. So setzte sich von Norden stabil geschichtete Meeresluft
durch, was zur Folge hatte, dass die Unwettergefahr über Deutschland nachließ. An
der Ostflanke gelangten von Nordwesten Luftmassen subpolaren Ursprungs nach
Norddeutschland, sodass die Temperatur nur auf Werte um 20°C stieg. Auf den
Britischen Inseln lagen die Höchsttemperaturen sogar nur bei 16 bis 18°C.
Zum 11.06.
verlagerte sich die Antizyklone unter Abschwächung auf 1015 hPa nach
Norddeutschland und zu den Niederlanden, wodurch die Zufuhr von Luftmassen
subpolaren Ursprungs weiterhin anhielt und sich diese zunächst nur langsam
erwärmten. Im Bereich des hohen Luftdruckes vom Seegebiet südlich der Azoren bis
über Südwest- und Mitteleuropa mit Hoch THERESE sowie Nordeuropa bis hinweg nach
Grönland herrschte verbreitet sonniges Wetter.
Doch auch am
Folgetag stieg die Temperatur trotz länger anhaltendem Sonnenschein nur wenig
über 20°C. Da Deutschland zunehmend unter dem Einfluss von Hoch THERESE geriet,
welches nahe der deutsch-polnischen Grenze lag, blieb es insbesondere in den
westlichen und nördlichen Landesteilen trocken. In der Nacht kühlte es sich im
Norden erneut stark ab, in Hohn ging die Temperatur dabei auf 3,9°C zurück, in
Leck bis 1°C. Im wenig entfernten Skaydstrup in
Dänemark trat sogar Bodenfrost von -1°C auf. Besonders in der Nacht können die
untersten Bodenschichten bei fehlender Wolkendecke, was unter Hochdruckeinfluss
durch absinkende Luftmassen hervorgerufen wird, stark abkühlen. Die
herangeführte subpolare Luftmasse erwärmte sich nur langsam und entwickelte
sich im weiteren Verlauf zu Festlandsluft. Im Osten und Süden Deutschlands traten
vielfach Sommertage, das heißt die Temperatur lag bei mindestens 25°C, bei mehr
als 10 Stunden Sonnenschein auf. Der Höchstwert in Berlin-Dahlem lag bei
25,5°C.
Im weiteren
Verlauf verlagerte sich das Hoch weiter nach Nordosten und das Zentrum erstreckte
sich am 13.06. über dem Alpenraum, sowie Polen bis nach Weißrussland und sorgte
für windstilles und sonnenreiches Wetter. Dabei wurden Höchsttemperaturen von
25°C registriert, in Budapest stieg die Temperatur sogar auf 28°C.
Im Laufe des
14.06. setzte eine rasche Verlagerung des Hochs THERESE nach Osten ein, sodass
die Antizyklone um 02 Uhr MESZ bereits über dem Nordrussischen Landrücken lag
und es dort sonnig und warm blieb.
Unter
Intensivierung auf 1025 hPa verlagerte sich das Hochdruckgebiet weiter Richtung
Osten und blieb bis zum 17.06. quasistationär westlich des Uralgebirges liegen.
Erst zum
darauffolgenden Tag verschwand das Hoch aus dem Analysebereich und wurde daher am
18.06. auf der Berliner Wetterkarte nicht mehr aufgeführt.
Geschrieben am 14.07.2013 von Natja Ruth Bublitz
Berliner Wetterkarte: 12.06.2013
Pate: Therese Fischer