Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet THODO

(getauft am 15.11.2020)

 

Am 15. November 2020 um 00 UTC, was 01 Uhr MEZ entspricht, konnte das stationäre Hochdruckgebiet über den Azoren mit einem Kerndruck von 1022 hPa verortet werden. Da eine weitere Verlagerung Richtung Europa prognostiziert wurde und somit ein Einfluss in Deutschland auf das Wettergeschehen bestehen könnte, haben die Meteorologen der Berliner Wetterkarte eben jenes Hochdruckgebiet in der Prognose für den Folgetag auf den Namen THODO getauft.

 

Am Tag nach der Taufe verlagerte sich das Hoch wie vorhergesagt Richtung Europa und wurde nun erstmals mit dem Namen THODO auf der Bodenwetterkarte um 00 UTC analysiert werden. Im Kern des Hochs wurde ein Druck von 1024 hPa registriert. Das Zentrum des Hochs zog nun 300 km vor die westliche portugiesische Küste. Das Einflussgebiet bezog sich hier auf Nordspanien, Nordportugal sowie die Grenzregion zwischen Spanien und Frankreich. Durch die maritime Lage der im Norden liegenden Küste von Portugal und Spanien sowie durch die bei Hochdrucklagen typischen schwachen Windverhältnisse bildeten sich Nebelschwaden. Durch den verstärkten Hochdruckeinfluss wurden die Niederschlagsereignisse, ausgehend von der Kaltfront des Tiefs ROSWITHA, nach Osten gedrückt. Der Nebel blieb anhaltend und konnte nun vor allem auf der westlichen Seite der Iberischen Halbinsel verortet werden. Um 12 Uhr MEZ wurde beispielsweise Nebel an der Wetterstation in Castelo Branco und Nebelschwaden- oder Bänke in Santiago Labare gemeldet. An einigen Orten konnte auch feuchter Dunst (Sichtweite unter 8 km, aber über 1 km) als signifikante Wettererscheinung notiert werden, wie in den Orten Madrid und Lissabon. Der feuchte Dunst dominierte dort und auch verbreitet in den südlichen Regionen in der zweiten Tageshälfte. Im Norden der Iberischen Halbinsel konnten Tageshöchsttemperaturen zwischen 13°C und 18°C verortet werden: so wurden 13,5°C in Oueta sowie 15,3°C in Silleda und 18,0°C in Carbello gemessen. Je mehr die Luft vom Mittelmeerraum und Afrika her herantransportiert wurde, umso höher stiegen auch die Tageshöchsttemperaturen. Durch diese Einflüsse konnten bis zu 28°C verzeichnet werden, wie beispielsweise in Alicante mit 27,9°C und 27,5°C in Huércal-Overa in Andalusien. Auch die Tagestiefsttemperaturen verhalten sich nach diesem Strömungskonzept. Während diese im Norden zwischen 2,1°C in Villablino und 8,6°C in Monforte de Lemos lagen, wurden im Süden Tiefstwerte zwischen 16,0°C in Lanjarón und 18,5°C in Castell de ferro gemessen. Der nord- bis südwestliche Wind wehte an diesem Tag eher schwach bei Stärken um 2 bis 4 Beaufort, an exponierten Lagen konnten auch Böen der Stärke 6 registriert werden. Trotz der Nebelschwaden und des feuchten Dunstes konnten 4 bis 8 Sonnenstunden verzeichnet werden: in Santander insgesamt 4,5 Stunden und 7,7 Stunden in Segonia in der Nähe von Madrid. Im gesamten Einflussgebiet wurden innerhalb von 12 Stunden über den Tag verteilt nur wenige signifikante Niederschläge registriert, die aber nie mehr als 2,2 mm brachten.

 

Ab dem 17. November war das Hochdruckgebiet ein eigenständiges Druckgebilde mit einem intensivierten Luftdruck von über 1025 hPa. Das Zentrum lag über der Region rund um Bordeaux. Das Einflussgebiet bezog sich nun auf die Iberische Halbinsel, Mittel- und Südfrankreich, Schweiz sowie westliches Österreich und Südwestdeutschland. Südöstlich begrenzt wurde Hoch THODO von einem unbenannten Tief über Italien und Malta und im Norden vom ehemaligen Tropensturm ETA. Im Gegensatz zum Vortag veränderten sich die Tageshöchsttemperaturen auf der gesamten Iberischen Halbinsel. Dort, wo im Norden am Vortag noch 13 bis 18°C herrschten, konnten nun gebietsweise über 20°C verzeichnet werden, wie z.B. 21,9°C am Flughafen von Bilbao. Grund dafür ist die veränderte Luftmasse: wo tags zuvor noch maritim erwärmte Subpolarluft vorherrschend war, drang nun die für die hohen Temperaturen im Süden verantwortliche Subtropikluft aus Süden in den Norden voran. Nach Süden hin blieben die Temperaturen in etwa auf dem Niveau vom Vortag, nur direkt an der Mittelmeerküste war es bedingt durch eine Kaltfront eines Tiefs bei Italien etwas weniger warm. So vermeldete der Flughafen Murcia-San Javier 23,1°C, wo am Vortag noch 28,5°C gemessen wurden. Auch an diesem Tag zeigte sich die Sonne vermehrt 5 bis 9 Stunden. In La Corma, gelegen an der spanischen Atlantikküste, wurden 7,5 Stunden Sonnenschein registriert, des Weiteren vermeldeten Bragança 7,8, Granada 9,5 und Palma de Mallorca 8,4 Sonnenstunden. Ähnliche Werte kamen auch im übrigen Einflussgebiet von Hoch THODO zustande.

 

Zum 18. November verlagerte sich das Hochdruckgebiet ostwärts und wies nun zwei Zentren auf. Das Hauptzentrum wurde nun über der Steiermark mit einem im Vergleich zum Vortag deutlich angestiegenen Kerndruck von 1037 hPa verortet. Das zweite Zentrum befand sich über der Region rund um Madrid mit einem Luftdruck von 1030 hPa. Das Einflussgebiet erweiterte sich nun zum vorherigen um Süddeutschland, Österreich sowie die nördliche Adriaküste mit den Ländern Kroatien, Slowenien, Bosnien und Herzegowina sowie Nordserbien und Ungarn. An diesem Tag konnten in Österreich Tageshöchsttemperaturen zwischen 4 bis 12°C gemessen werden, so wurden am Flughafen von Klagenfurt am Wörtersee 4,8°C und in Graz 11,8°C registriert. Da bei Hochdruckgebieten oftmals eine Wolkenauflösung einhergeht, konnte der Boden und die Luft in dieser Nacht stark auskühlen, teilweise bildete sich Nebel und die Tiefsttemperaturen lagen somit vermehrt unter dem Gefrierpunkt wie beispielshalber in Radstadt mit -4,0°C und -0,9°C in Bad Aussee. Der Einfluss von Hoch THODO ist auch gut an den Sonnenstunden erkennbar, denn im Süden sowie im Westen Deutschlands lag die Sonnenscheindauer zwischen 4,8 Stunden in Bad Lippspringe und 8,9 Stunden in der Münchener Innenstadt. Je weiter man sich an diesem Tag dem Nordosten Deutschlands näherte, desto geringer wurde der Einfluss.

 

Am folgenden Tag um 00 UTC wurden die zwei Hochdruckzentren von den Meteorologen mit römischen Ziffern gekennzeichnet für eine bessere Identifikation derer. Hoch THODO I konnte mit einem Zentrumsdruck von circa 1030 hPa über Belgrad analysiert werden und nahm Einfluss auf den Balkan und die südwestliche Ukraine. Im Osten von THODO I befand sich ein weiteres unbenanntes Hochdruckgebiet. Das Zentrum von THODO II lag über dem französichen Nationalpark Mercantour mit ebenfalls 1030 hPa. Von THODO II wurde nun das Wetter in den Regionen Südfrankreich, Schweiz und dem italienischen Mittelmeerraum bestimmt. Nördlich begrenzt wurde das Hochdruckzentrum THODO II nun vom ehemaligen Tropensturm ETA und im Westen von einem unbenannten Tief vor der portugiesischen Küste. Aus dem Nordwesten bahnte sich nun das kräftige Hoch UDO mit einem intensiven Druck von 1040 hPa an. Im Gebiet um den Kern des Hochdruckgebiets THODO I war Nebel sowie feuchter Dunst als signifikante Wettererscheinung den Tag über bestimmend. Die Tageshöchsttemperaturen bewegten sich im Bereich von 5,9°C in Foșcani bis zu 13,8°C in Gurahonț. In exponierten Regionen, wie im Bereich der rumänischen Karpaten, lagen diese auch unter dem Gefrierpunkt, wie auf dem Omu mit ‑3,8°C. Die Tiefsttemperaturen unterschieden sich im Gegensatz zu den Höchsttemperaturen nur um maximal 3 Kelvin. Die Temperaturen im Gebiet von THODO II ähnelten denen von THODO I. Der größte Unterschied lag in der Anzahl der Sonnenstunden. Während im Einflussgebiet von THODO I maximal 4 Sonnenstunden registriert wurden, konnten beispielsweise in Montélimar bei lockerer Bewölkung 5,5 Stunden und in Marseille 8,2 Stunden verzeichnet werden.

 

Am letzten Tag, an dem Hoch THODO auf der Bodenwetterkarte namentlich erwähnt wurde, gab es nur noch ein Zentrum und dies konnte über den rumänischen Karpaten mit einem inzwischen deutlich abgeschwächten Luftdruck von 1020 hPa lokalisiert werden. Das ehemalige Hoch THODO I hatte sich mit einem unbenannten Hoch weiter östlich zusammengeschlossen und wurde in der Folge ohne römische Bezifferung weitergeführt. Das Einflussgebiet begrenzte sich nun auf die Balkanländer. Auch am letzten Tag von Hoch THODO veränderte sich das Wetter in Rumänien im Gegensatz zum Vortag nicht stark. Nur die Tiefsttemperaturen im Bereich der Bergregionen konnten nun vermehrt unter dem Gefrierpunkt gemessen werden, dies lag aber vor allem an der exponierten Lage dieser Messstationen.

Zum 21. November um 00 UTC hatte sich das Hochdruckgebiet THODO aufgrund des Voranschreitens der Front von Tief ex-ETA sowie der weiteren östlichen Verlagerung von Hoch UDO aufgelöst.