Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
THOMAS
(getauft am
11.12.2012)
Im
Laufe des 07.12. bildete sich aus zwei kleineren Hochdruckgebieten in einem
Bereich zwischen der Halbinsel Kola und dem Ural ein neues Kältehoch. Dabei
erhöhte sich der Kerndruck von 1025 hPa bzw. 1029 hPa innerhalb von 24 Stunden
auf 1044 hPa. Dieses neue Hochdruckgebiet lag bis zum 11.12. mit seinem Zentrum
über dem Nordural stationär, konnte seinen Kerndruck bis auf 1052 hPa steigern
und schwankte nur wenig um diesen Wert. An diesem Tag wurde das Hoch in der
Prognose für den Folgetag auf den Namen THOMAS getauft. In einer Höhe von 5500
m schob sich zur gleichen Zeit von Osten her ein Höhentief über das Zentrum,
sodass es in dieser Region trotz des kräftigen Hochdruckgebietes leichte Schneefälle
oder Schneeschauer gab.
Am
12.12. hatte sich das Höhentief wieder nach Osten zurückgezogen und so ließen
die Schneefälle nach. Hoch THOMAS sorgte wieder in seinem Einflussbereich für
verbreitet wolkenlosen Himmel und Tiefstwerten zwischen -30 und -40°C, z.B. im
russischen Workuta mit -31,1°C. Da diese Stadt nördlich des Polarkreises liegt
und die Sonne dort nicht mehr aufgeht, erfolgte dort trotz wolkenlosem Himmel
kein Tagesgang mehr. Als Höchsttemperatur wurde nur -30,3°C gemeldet. In der
Großstadt Perm, die westlich des Urals in der Nähe des 58. nördlichen
Breitengrades und damit südlich des Polarkreises liegt, wurde nach einer -22°C
kalten Nacht eine Höchsttemperatur von -14,5°C erreicht.
Mit
der großräumigen Ausdehnung des Höhenhochs über Westrussland konnte sich Hoch
THOMAS am Boden verstärken. Sein Kerndruck erhöhte sich dadurch ebenfalls,
sodass in der Stadt Perm, die sich im Zentrum von Hoch THOMAS befand, am 13.12.
um 11 Uhr Ortszeit ein Luftdruck von 1058,5 hPa gemessen wurde. In der 1150 km
westlich liegenden Hauptstadt Moskau lag der Luftdruck zur gleichen Zeit bei
1031,4 hPa. Hier verhinderte eine dichte Stratocumulusdecke und ein böiger
Südostwind die Ausstrahlung, sodass nur eine Tiefsttemperatur von -10,8°C
registriert wurde.
Die
von Westen heranziehenden Tiefdruckgebiete MARIE und OXANA konnten sich in den
folgenden beiden Tagen nicht gegen das großräumige Kältehoch THOMAS durchsetzen
und wurden auf einer Linie von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer an einer
weiteren Verlagerung gehindert. Hier bildete sich eine Schneefallzone, durch
die sich sämtliche Fronten abschwächten und bis zum 15.12. weitgehend
auflösten.
Am
15.12. wurde mit etwa 1061 hPa der höchste Luftdruck in seinem Zentrum
gemessen, welches sich seit dem 13.12. fast stationär westlich von Perm befand.
Abgesehen von wenigen leichten Schneefällen, war das Wettergeschehen im
Einflussbereich von Hoch THOMAS von dem sogenannten „ruhigen Winterwetter“
bestimmt. Hierbei kühlte es sich bei wolkenlosem Himmel nachts besonders stark
auf deutlich zweistellige Minusgrade ab oder es herrschte eine dichte
hochnebelartige Bewölkung vor, bei der es sich in den Nächten deutlich weniger
abkühlte.
Die
Schneefallzone, welche weiterhin von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer verlief,
hatte aber noch bis zum 17.12. bestand, da der großräumige westeuropäische
Tiefdruckwirbel NICKI mit seinen Ausläufern diese Zone erreichte, aber sich
ebenfalls nicht gegen Hoch THOMAS durchsetzen konnte.
Am
18.12. verlagerte sich das Zentrum von Hoch THOMAS erstmals wieder und lag um
01 Uhr MEZ über dem südlichen Ural. Der Kerndruck reduzierte sich dabei auf
1051 hPa. Dennoch wurden weiterhin in vielen russischen und osteuropäischen
Großstädten Tiefsttemperaturen um -20°C gemessen, wie
z.B. in Archangelsk, Wolgograd, Moskau, Minsk und Kiew. Die Höchsttemperatur
lag in der Küstenstadt Archangelsk am Weißen Meer bei
-19°C. Aber auch in St. Petersburg und Moskau war es mit -15°C nur wenig
wärmer. Der Einfluss von Hochdruckgebiet THOMAS wurde durch ein kleines
Höhentief gestört, welches vom Kaukasus kommend zur Küstenregion der Barentssee
zog und auf dem Weg dort leichten Schneefall brachte, z.B. in Moskau mit 0,2
l/m². Auf den Bodendruck hatte dieses Höhentief keinen Einfluss, sodass dieser
in der Nähe des Zentrums weiterhin über 1050 hPa lag und im Zentrum am 19.12.
sogar wieder auf etwa 1057 hPa ansteigen konnte.
Am
20.12. hatten sich die Ausläufer über der erwähnten Schneefallzone weitgehend
aufgelöst, sodass nun Hoch THOMAS seinen Einfluss nach Mitteleuropa ausdehnen
konnte. Dies zeigte sich an der deutsch-polnischen Grenze, wo der Luftdruck auf
über 1025 hPa anstieg und der Wind auf Südost bis Ost drehte. Dort war
allerdings eine dichte Hochnebelbewölkung oder auch Nebel wetterbestimmend, die
keine Sonne zuließen. Ostdeutschland war zu weit vom Zentrum von THOMAS
entfernt, um von den großräumigen Absinkbereichen mit wolkenlosem Himmel
profitieren zu können.
Am
21.12. beendete Tief PETRA von Westen her den Einfluss von Hoch THOMAS über
Deutschland. Gleichzeitig hatte es seine flächenmäßig größte Ausdehnung erreicht
und erstreckte sich von Skandinavien bis zum Balkan und Kaukasus, sowie von
Polen bis weit nach Westsibirien und Kasachstan. Im Bereich des Zentrums über
und westlich des Urals wurden weiterhin Tiefstwerte um oder unter -30°C
gemessen. Ab diesem Tag begann sich Hoch THOMAS langsam abzuschwächen. Am
Beispiel der Station in Perm zeigte sich ein Luftdruckrückgang von anfangs 1050
hPa um jeweils 10 hPa in den folgenden zwei Tagen auf etwa 1030 hPa. Diese
Abschwächung wurde einerseits begünstigt durch ein Tief zwischen Spitzbergen
und der russischen Insel Nowaja Semlja und andererseits dem Tiefdruckkomplex
PETRA-QUIRINA über West- und Mitteleuropa. Das Zentrum selbst verlagerte sich bis
zum 23.12. zur russischen Region Karelien und wies noch einen Kerndruck von
etwa 1044 hPa auf. In der Stadt Archangelsk, welche sich im nördlichen Bereich
des Zentrums befand, stieg die Tagestemperatur nach eisiger Nacht mit -28°C auf
-13°C an. Hierfür war aber nicht der normale Tagesgang der Temperatur
verantwortlich, da die Sonne in der Nähe des Polarkreises um die
Wintersonnenwende nicht aufgeht, sondern ein kleines Warmluftgebiet eines
Tiefdruckgebietes über Nowaja Semlja, welches bis in die nördlichen Bereiche
von THOMAS hineinreichte.
Am
24.12. wurde Hoch THOMAS von diesem Tief nach Süden abgedrängt, sodass das
Zentrum mit nur noch 1040 hPa über Moskau lag. Dort wurde bei wolkenlosem
Himmel als Tiefsttemperatur -25°C und als Höchstwert -18°C registriert.
Hochdruckgebiet THOMAS dehnte seinen, wenn auch nur noch schwachen, Einfluss
dadurch bis zum Schwarzen Meer aus.
Am
folgenden Tag verlagerte sich Hoch THOMAS mit einem Kerndruck von 1036 hPa durch
den neuen, von Westen heranziehende Tiefdruckkomplex QUIRINA-RITA nach Osten in
Richtung Kasachstan und konnte nach daher 19 Tagen nicht weiter auf der
Berliner Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben am 25.03.2013 von Matthias Treinzen
Wetterkarte: 21.12.2012
Pate: Thomas Braun