Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet TOM
(getauft am 27.09.2018)
Mitte
der dritten Septemberdekade 2018 begann ein Warmluftvorstoß nach Norden in
einer Höhe von 5,5 km, welcher auch als Keil bezeichnet wird, sich von der
Ostküste Kanadas nach Osten über den Nordatlantik zu verlagern. Mit diesem korrespondierte
ein umfangreiches Hochdruckgebiet im Bodenniveau, welches dieser Bewegung
folgte. Am 27.09. befand sich das Zentrum dieses Bodenhochs um 01 Uhr MEZ rund
800 km östlich von Neufundland und ca. 1000 km südlich von Grönland. Da das
Hoch einen signifikanten Einfluss auf das Wettergeschehen Europas nehmen
sollte, wurde es noch am selben Tag in der Analyse auf den Namen TOM getauft.
Mit
einem Zentrumsdruck von etwa 1030 hPa schwächte sich das Hoch TOM im Vergleich
zum 26.09. leicht ab. Auch die Ausbreitung des antizyklonalen Einflusses
verringerte sich, da dieser weiter südlich durch den weiterhin kräftig
ausgeprägten ex-Tropensturm LESLIE eingeschränkt wurde. Hinter der Kaltfront
des Tiefs HELENA konnte sich der Hochdruckeinfluss bereits in den
Nachmittagsstunden in Irland, Nordirland und Schottland durchsetzen. Während dort
tags zuvor nur wenige oder gar keine Sonnenstunden registriert werden konnten,
betrug die Sonnenscheindauer nun zwischen 1 und 5 Stunden. Ein
Temperaturanstieg ging damit jedoch nicht einher, da mit der im Uhrzeigersinn
verlaufenden Strömung um das Hochdruckgebiet kühle arktische Luftmassen
herantransportiert wurden, was vielerorts in 2 bis 3 K niedrigere
Tageshöchsttemperaturen resultierte. Im nordirischen Castlederg
fiel das Maximum sogar von 17,6°C auf 13,2°C.
Mit
fortschreitender Ostverlagerung des Keils in der Höhe und der
korrespondierenden Zugrichtung des Hochs TOM am Boden konnte letzteres mit
seinem Zentrum und einem Druck von rund 1035 hPa am 28.09. um 01 Uhr MEZ etwa
600 km westlich von Irland analysiert werden. Der Einflussbereich reichte zu
diesem Zeitpunkt von Südostengland bis zum zentralen Nordatlantik und von
Island bis nördlich der Azoren. Zwar sorgte die Kaltfront des Wirbels HELENA
noch für dichte Wolken über Mitteldeutschland und den Benelux-Staaten,
andernorts konnten jedoch oftmals Sonnenscheindauern von 9 bis 11 Stunden verzeichnet
werden. Der Zustrom der arktischen Luftmassen erreichte mit Ausdehnung des
Hochruckeinflusses im Tagesverlauf auch den Süden Skandinaviens, Nord- und
Mitteldeutschland, die Benelux-Staaten sowie Nord- und Nordwestfrankreich.
Erneut führte die kühle Arktikluft zu sinkenden Temperaturen, welche im Vergleich
zum Vortag meist zwischen 5 und 9 K niedriger ausfielen. In Belm
bei Osnabrück fiel das Maximum beispielsweise von 22,6°C auf 15,3°C, in
Saint-Brieuc in der Bretagne von sommerlichen 26,8°C auf 18,6°C und im
ostenglischen Wainfleet gar um 9,3 K von 23,6°C auf
14,3°C.
Das
Zentrum des Hochs TOM befand sich am Folgetag, dem 29.09., um 01 Uhr MEZ über
dem Süden Irlands und wies einen Druck von ca. 1034 hPa auf. Der
Hochdruckeinfluss dehnte sich dabei weiter gen Osten aus und reichte nun von
den Britischen Inseln bis nach Polen sowie von Mittelschweden bis zu einer
Linie von den nordwestlichen Karpaten über den Alpenraum bis nach Bordeaux. In
der Nacht blieb der Himmel vielerorts gering bewölkt oder sogar wolkenlos.
Dadurch konnten sich bodennahe Luftschichten stark abkühlen, was einerseits zu
sinkenden Tiefsttemperaturen führte und andererseits mitunter in leichten Frost
resultierte. Im walisischen Sennybridge betrug das
Tagesminimum mit -1,8°C 7 K weniger als noch am Vortag. Auch in Deutschland
sanken die Temperaturen so stark, dass vereinzelt Frost auftrat. So zum
Beispiel in Göttingen mit -1,2°C, in Carlsfeld mit
-1,5°C, in Holzdorf mit -1,6°C und in Faßberg zwischen Celle und Lüneburg mit
-2,1°C. Am Tage schien dann wieder verbreitet die Sonne bei 9 bis 11
Sonnenstunden, wobei die arktischen Luftmassen vor allem an der Südflanke des
Hochs für einen Temperaturfall um bis zu 5 K sorgten. Weiter nördlich verblieb
die Temperatur auch aufgrund sich erwärmender Luftmassen auf einem ähnlichen
Niveau wie tags zuvor. In Deutschland wurden beispielsweise meist 13 bis 17°C,
in Rheinstetten auch bis zu 18,8°C erreicht.
Mit
zunehmendem Einfluss des Wirbels INGE über Nordeuropa wurde das Hoch TOM bis
zum 30.09. weiter nach Osten gedrängt, wobei es sich mit seinem Zentrum rasch bis
über den Südosten Polens verlagerte. Dabei schwächte sich die Antizyklone leicht
ab und wies nur noch einen zentrumsnahen Druck von rund 1025 hPa auf. Durch den
andauernden Hochdruckeinfluss fielen die nächtlichen Temperaturen nun auch in
Polen und der Slowakei unterhalb des Gefrierpunktes, wie zum Beispiel in Zamosc oder in Presov mit -2,6°C
bzw. -2,3°C. Auch in Deutschland blieben die Tagesminima vereinzelt im
Frostbereich. So wurden -0,9°C in Baruth, -1,5°C in Neuhütten im Spessart und
-2,2°C in Bamberg gemessen. Im Tagesverlauf setzte sich im Osten und Südosten
Europas sowie auch in Deutschland – mit Ausnahme des Nordwestens des Landes –
die Sonne durch und es konnten erneut bis zu 11 Sonnenstunden vermeldet werden.
Die anhaltende Erwärmung der Luftmassen über Mitteleuropa ließ vor allem in
Deutschland die Temperaturen leicht ansteigen. Dies hatte zur Folge, dass vor
allem im Südwesten und Süden des Landes wieder Maxima von über 20°C verzeichnet
werden konnten. In Mannheim wurden dadurch 20,1°C, in Kempten 21,9°C, in
Freiburg 22,8°C und in Lahr 22,9°C erreicht.
Die
zügige, ostwärts gerichtete Verlagerung des Hochs TOM blieb auch bis zum
Folgetag bestehen, wodurch sich das Zentrum der Antizyklone mit rund 1028 hPa
bis 01 Uhr MEZ des 01.10. bis nördlich von Wolgograd im Süden Russlands
verlagerte. Sein Einflussbereich reichte zu diesem Zeitpunkt noch von
Griechenland sowie der Adriaküste Kroatiens bis nach Westsibirien und vom Raum
Moskau bis zum Kaukasus. Mit Vorstoß der Ausläufer des Tiefdrucksystems INGE
wurde der Hochdruckeinfluss im Tagesverlauf immer weiter nach Osten verdrängt. Über
Russland sorgte Hoch TOM mit einer westlichen Strömung dennoch für den Zustrom
von zum Teil bereits erwärmter subpolarer Luft, welche die Temperaturen
nochmals leicht um rund 4 K auf Werte um 14°C anstiegen ließ.
Im weiteren Verlauf behielt das Hoch TOM seine ostwärtige Zugrichtung bei und befand sich mit unverändertem Kerndruck am 02.10. im Bereich des südlichen Uralgebirges. Sich etablierender tiefer Luftdruck über Russland drängte die Antizyklone TOM bis zum Folgetag nach Westsibirien, wodurch es den Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte verließ und auf jener nicht mehr namentlich verzeichnet werden konnte.