Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
TRAUDE
(getauft am
21.11.2013)
Am
20.11. dominierten in der mittleren Troposphäre, d.h. in ca. 5,5 km Höhe, über
dem Nordatlantik zwei Höhenhochs mit Zentren südwestlich der Azoren und
südwestlich von Island. Dazwischen befand sich ein kleinräumiges Höhentief,
welches sich bereits abschwächte und somit die Verstärkung des nördlichen
Höhenhochs ermöglichte. Die Hauptströmung im Bereich der Berliner Wetterkarte
verlief von Neufundland über Grönland, Island, Großbritannien, Finnland und
Nordwestrussland zum Ural. Unter dem nördlichen Höhenhoch bildete sich im
Bodenniveau im Laufe des Tages ein neues Hochdruckgebiet. Der Kerndruck wurde
mit etwa 1025 hPa analysiert.
Während
sich am 21.11. das südliche Höhenhoch abschwächte, konnte sich das nun zwischen
Südgrönland und Irland liegende Höhenhoch verstärken und flächenmäßig
vergrößern. Das zugehörige Bodenhoch verstärkte sich ebenfalls und wurde mit
einer unveränderten Lage des Zentrums auf den Namen TRAUDE getauft. Von der
Antizyklone TRAUDE wurden an diesem Tag Irland und der Nordwesten Schottlands
beeinflusst. Beispielsweise meldeten Dublin und Shannon Höchstwerte von 7°C. In
der Nacht gab es an beiden Stationen mit einem Minimum von -1°C leichten Frost.
Am
folgenden Tag verlagerte sich das Höhenhoch etwas nach Südwesten und befand
sich ebenso wie Hoch TRAUDE etwa 800 km westlich von Irland. Der Kerndruck lag
weiterhin bei etwa 1025 hPa. Das Hoch TRAUDE war bis auf den Durchzug eines
schwachen Ausläufers von Tief SYLVESTER mit Zentrum über dem Europäischen
Nordmeer wetterbestimmend für Irland und Großbritannien. Nach Tagesmaxima von 5
bis 9°C gab es in der Nacht bei gering bewölktem oder klarem Himmel verbreitet
leichten Frost, z.B. in Glasgow mit -2°C und Dublin mit -3°C.
Nach
dem Abzug des Tiefausläufers konnte sich das Hochdruckgebiet TRAUDE am 23.11.
weiter südostwärts bis zu einer Linie Südschweden-Spanien ausbreiten. Zwischen
Dänemark und Frankreich meldeten die Wetterstationen meist heiter bis wolkigen
Himmel. Nur unter dem Hochnebel zeigte sich die Sonne nicht, wobei hier
vereinzelt leichter Sprühregen registriert wurde. Die Tageshöchstwerte lagen erneut
meist bei 5 bis 9°C. In Spanien und Portugal ließ die eingeflossenen polare
Meeresluft Höchsttemperaturen von verbreitet 12 bis 17°C zu, wobei die höheren
Werte im Süden Spaniens gemessen wurden.
Mit
einem weiteren Ausläufer von Tief SYLVESTER gelangte von Norden her arktische
Meeresluft in den östlichen Teil von der Antizyklone, sodass sich die Luft z.B.
im Norden Großbritanniens und dem Süden Norwegens noch weiter auskühlen konnte.
Manchester meldete eine Tiefsttemperatur von -4°C, Oslo von -9°C.
Am
24.11. konnte sich das Hochdruckgebiet TRAUDE weiter verstärken und profitierte
dabei von einem Ableger des Grönlandhochs. Das Zentrum erreichte dabei die
Westküste Irlands. Der Kerndruck wurde mit knapp 1034 hPa verzeichnet. Durch
den nach Südosten abziehenden Tiefausläufer war das Hoch nur über Irland,
Großbritannien und der Iberischen Halbinsel wetterwirksam. Während in Glasgow
nur ein Tagesmaximum von 2°C gemessen wurde, waren es in Manchester 7°C, in
Dublin 8°C, in Madrid 12°C und in Malaga 19°C. Hierbei schien insbesondere über
Portugal und Spanien länger anhaltend die Sonne. Neben erneut leichtem Frost im
Norden Großbritanniens gingen die Werte auch in Spanien deutlich zurück. In
Madrid wurde 2°C als Tiefstwert gemessen, in Sevilla, Barcelona und Valencia
waren es ebenfalls nur 4 bis 5°C.
Die
Antizyklone TRAUDE verlagerte sich bis zum 25.11. mit einem weiter
angestiegenen Kerndruck über Irland. Damit gelangten auch wieder die Regionen
von Südnorwegen über Frankreich bis zum westlichen Mittelmeer unter
Hochdruckeinfluss. Über den Benelux-Staaten und Frankreich hielt sich teils
dichter Hochnebel, aus dem vereinzelt etwas Sprühregen fiel. Das Hoch TRAUDE
beeinflusste an diesem Tag erstmals auch ganz Deutschland, wobei sich über
Nordrhein-Westfalen und dem südlichen Niedersachsen ein dichtes Hochnebelgebiet
festgesetzt hatte, welches keinerlei Sonnenschein zuließ und aus dem sogar leichter
Sprühregen oder Regen fiel. In den restlichen Landesteilen konnte die Sonne
nach Nebelauflösung 5 bis 8 Stunden lang scheinen. In Sachsen, Thüringen und
Bayern blieb es trotzdem bei Höchstwerten von 0 bis 3°C und in den
Mittelgebirgen herrschte meist Dauerfrost. In den Küstenregionen der Nordsee
wurde als Tagesmaximum knapp 8°C registriert. Die folgende Nacht brachte fast
überall leichten Frost bis -6°C, nur auf den Nord- und Ostseeinsel blieb es
frostfrei.
Am
26.11. erreichte das Hochdruckgebiet TRAUDE die flächenmäßig größte Ausdehnung.
Das Hoch erstreckte sich von Schottland und Südschweden bis nach Marokko und
Algerien, sowie von den Azoren bis zum Baltikum und dem Balkan. Der Kerndruck
wurde mit knapp 1044 hPa analysiert. Das dichte Wolkengebiet hatte sich von
Nordrhein-Westfalen über die Benelux-Staaten zurückgezogen, sodass nun
beispielsweise im Ruhrgebiet 4 bis 7 Sonnenstunden verzeichnet wurden. Bis auf
den Süden Bayerns und die Grenzregionen zu den Niederlanden gab es
deutschlandweit ähnlich hohe Sonnenscheindauern. In der von Norden
eingeflossenen arktischen Meeresluft erreichten nur die Küstengebiete dank der
noch milden Nord- und Ostsee die Höchstwerte des Vortages. Im übrigen
Deutschland lagen die Tagesmaxima 1 bis 3 Grad unter denen des Vortages, was
für Südbayern und einige Teile Sachsens Dauerfrost bedeutete.
Die
Kaltluft gelangte außerdem weit nach Süden, sodass nicht nur in Spanien
Höchstwerte von 12 bis 18°C verzeichnet wurden. Auch in Algier und Casablanca
war es mit 15 bzw. 18°C nicht wärmer.
Irland
und Großbritannien gelangten dagegen in den nördlichen Bereich von Hoch TRAUDE,
bei der die Luft im Uhrzeigersinn vom Atlantik herantransportiert wurde.
Dadurch meldeten Stornoway und Glasgow jeweils ein
Tageshöchstwert von 11°C. In der folgenden Nacht ging die Temperatur dort kaum
zurück und wurde mit 10°C registriert.
In
Deutschland gab es südlich einer Linie Emsland-Rügen leichten, von Brandenburg
bis Bayern mäßigen Frost mit Tiefstwerten bis -10°C. Dazu war der Himmel meist
sternenklar und es wehte nur leichter Wind.
Am
27.11. wurde das Höhenhoch über die Antizyklone TRAUDE von einem kräftigen
Höhentief über Island langsam nach Süden geschoben. Dadurch verlagerte sich das
Zentrum des Bodenhochs TRAUDE zur Bretagne und schwächte sich etwas auf 1041
hPa ab. Im Laufe des Tages überquerten Ausläufer des Tiefdruckkomplexes TILMAN
die nördlichen Regionen des Hochs,
sodass trotz hohen Luftdruckes vereinzelt leichter Regen fiel, z.B. über den
Benelux-Staaten und dem Norddeutschen Tiefland. Dementsprechend konnte die
Sonne anfangs noch über den Mittelgebirgen, später aber nur noch über
Baden-Württemberg und Bayern bis zu 8 Stunden scheinen. Die höchsten
Tagestemperaturen wurden erneut in den Bundesländern an der Nord- und
Ostseeküste gemessen, z.B. auf Helgoland mit 10°C und in Kiel mit 9°C. Trotz
Sonnenscheins blieb es südlich der Schwäbischen Alb und des Bayerischen Waldes
meist bei leichtem Dauerfrost.
Am
folgenden Tag spaltete sich das Hochdruckgebiet in zwei Teile auf, wobei sich
der westlichere Teil wieder auf den Nordatlantik verlagerte. Hoch TRAUDE
dagegen zog mit einem Kerndruck von knapp 1035 hPa über Frankreich und den
Süden Deutschlands. Statt Sonnenschein wurde hier aber nur hochnebelartige
Bewölkung beobachtet, aus der leichter Sprühregen fiel. Im Norden Deutschlands
zog Tief UWE mit seinen Fronten durch, wodurch das Hoch TRAUDE dort keinen
Einfluss mehr hatte.
Vom
29.11. bis zum 01.12. verlagerte sich Hochdruckgebiet TRAUDE von den Alpen über
Bulgarien zur Türkei. Der Kerndruck schwächte sich dabei von 1033 hPa bis auf
etwa 1030 hPa ab. Im Bereich des Zentrums hielt sich weiterhin dichte, tiefe
Bewölkung, die erst über Bulgarien Lücken bekam und Sonnenschein zuließ.
Dadurch kühlte es sich beispielsweise in Sofia in der Nacht zum 30.11. auf -7°C
ab, nachdem dort zuvor ein Tagesmaximum von 2°C verzeichnet wurde. Im Laufe des
01.12. verließ das Hoch TRAUDE nach einer Lebensdauer von 12 Tagen den Bereich
der Berliner Wetterkarte ostwärts.
Geschrieben
am 03.02.2014 von Matthias Treinzen
Berliner Wetterkarte:
26.11.2013
Pate:
Traude Kalla