Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet TRAUDL
(getauft am 26.10.2005)
Zwischen den
ostwärts ziehenden Tiefs HEIDO und INNOCENTIUS bildete sich am 26.10. über
Südnorwegen das Hoch TRAUDL, welches sich rasch über ganz Nordeuropa
ausbreitete und bei seiner folgenden Verlagerung nach Osteuropa zunächst auf
1044 hPa verstärkte. Dabei verband es sich mit dem über dem Alpenraum und der
Adria befindlichen Hoch SABINE, was zu einer blockierenden Antizyklone führte,
die das Tief INNOCENTIUS nach Norden abdriften ließ. Zeitgleich baute sich in
der Höhe von etwa 5000 m ein kräftiger Höhenkeil auf, der sich ähnlich zur
Bodendruckzone vom Alpenraum bis nach Schweden erstreckte und als Ursache für
die Verschmelzung beider Hochdruckgebiete
anzusehen ist.
In diesem Zusammenhang
gelangte mit Unterstützung des Tiefs INNOCENTIUS noch einmal sehr milde Luft
nach Deutschland, wobei der Jahreszeit entsprechend ungewöhnlich hohe
Tagestemperaturen gemessen wurden. In manchen Orten übertrafen sie die
bisherigen Rekordmarken der letzten Oktoberdekade (in Trier 23°C und sogar in
Norwegen nahe Alesund bis 21°C).
An der Ostflanke
des Hochs TRAUDL kam es dagegen zu einem Kaltluftvorstoß in südöstlicher
Richtung, so dass es in Moskau schon am 28.10. nach einem nächtlichen Minimum
von -10°C Dauerfrost gab. Die trockene Kaltluft sickerte bodennah bis nach
Polen, wo es im Osten des Nachts ebenfalls frostig kalt wurde (in Bialystok
-6°C). Da auch der Osten Deutschlands allmählich unter den Einfluss der
Kaltluft gelangte, gab es am 29.10. in der Uckermark nur noch Höchstwerte von
13°C während die Temperatur am Rhein und weiter westlich noch einmal auf 22 bis
23°C anstieg. Auch bei den nächtlichen Minima zeigte sich ein deutliches
Ost-West-Gefälle, welches von nahe 0°C an der Oder bis 14°C in Essen reichte.
Derweil führte der
noch immer kräftige Einfluss von Hoch TRAUDL dazu, dass die regenreichen
Ausläufer des nun über dem Nordatlantik befindlichen ehemaligen Hurrikans
ex-WILMA von Deutschland ferngehalten wurden. Letztendlich drückten diese aber
das Hoch weiter nach Osten ab, wo es sich allmählich abschwächend bis zum Ural
ausbreitete und den Einfluss auf Mitteleuropa verlor. Während der südwärtige
Kaltluftvorstoß bis an die Südküste der Türkei vordrang, gelangte über die
Westseite von TRAUDL wieder mildere Luft nach Osteuropa, weshalb in Moskau am
5.11. wieder ein Maximum von +10°C erreicht wurde. Im Bereich des Nordurals
dagegen sank die Temperatur des Nachts schon auf extreme -30°C.
Über Mitteleuropa
bildete sich unterdessen als Verlängerung des Azorenhochs die Hochdruckzone UTE
– VERENA, welche sich rasch dem osteuropäischen Block TRAUDL anschloss und am
7.11. als eigenständiges Hochdruckgebiet ablöste.
Geschrieben am 07.12.2005 von Richard
Löwenherz
Wetterkarte: 29.10.2005
Pate: Fritz Weiboltshamer