Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet UDO

(getauft am 18.11.2020)

 

Gegen Ende der zweiten Novemberdekade war das Wetter in Nordeuropa sowie im Mittelmeerraum größtenteils von Tiefdruckgebieten beeinflusst worden. Lediglich das Hochdruckgebiet THODO brachte in Mitteleuropa ruhigeres Wetter, verbunden mit Wolkenauflösungen, mit sich. Zum 18. November war aufgrund der Höhenströmung eine Verlagerung des Azorenhochs gen Osten abzusehen. Die Meteorologen der Berliner Wetterkarte sahen voraus, dass sich vom Azorenhoch ein Gebiet mit hohem Druck abspalten und gen Mitteleuropa ziehen würde. In Prognose auf den Folgetag tauften sie das Hochdruckgebiet an diesem Tag auf den Namen UDO.

Das erste Mal auf der Wetterkarte zu sehen, war Hoch UDO also am 19. November zum 00 UTC Termin, was 01 Uhr MEZ entspricht. Es lag zu diesem Zeitpunkt mit einem maximalen Druck im Zentrum von über 1040 hPa über dem östlichen Nordatlantik und sein Einflussbereich erstreckte sich bis nach Island und erreichte knapp die Westküste Irlands. Aufgrund der Zirkulation von Hochdruckgebieten, auch Antizyklone genannt, welche auf der Nordhalbkugel im Uhrzeigersinn verläuft, wird bei dieser Lage des Hochs rückseitig von ihm warme Luft gen Norden transportiert und vor dem Druckgebilde kalte Luft gen Süden gedrückt. Dies konnte man gut anhand der Tageshöchsttemperaturen auf Irland und in Großbritannien sowie auf der Iberischen Halbinsel erkennen. Gab es am 18. November auf den Britischen Inseln in maritimer Subtropikluft noch verbreitet 10 bis 17°C, so brachte die durch die Drehrichtung von Hoch UDO einen Tag später aus Norden einströmende maritime Arktikluft eine deutliche Abkühlung herbei, was besonders im Norden Schottlands sichtbar und fühlbar wurde. Dort konnten am 18. November vermehrt zweistellige Maximalwerte gemessen werden, wohingegen am 19. November nur noch einstellige Werte zustande kamen. In Edinburgh kühlte es sich von dem ein auf den anderen Tag um 7 Kelvin ab (18.11.2020: 14,4°C, 19.11.2020: 7,3°C). In den Highlands gab es sogar Luftfrost, wie z.B. auf der 1237 m hoch gelegenen Bergkette Cairngorm mit  -4,1°C, wo tags zuvor noch Plusgrade bei 6,1°C herrschten. An der Ostflanke von Hoch UDO konnten die kühlen Luftmassen sogar bis nach Spanien vordringen. Wo an der Nordküste am 18. November noch 21 bis nahe 26°C vermeldet wurden, wie z.B. in San Sebastián mit 25,5°C, eine Stadt am Golf von Biskaya im bergigen Baskenland Spaniens, traten tags darauf nur noch Höchstwerte von 11 bis 17°C auf. In San Sebastián kam es somit zu einem Temperatursturz von 10 Kelvin.

Zum Folgetag, dem 20. November, verlagerte sich die Antizyklone gen Osten und gelangte weiter Richtung Europa. Im Norden war das Hoch UDO von Tief SARAH über dem zentralen Nordatlantik begrenzt und im Osten von den Ausläufern von ex-ETA. Die Vorsilbe „ex-“ bedeutet, dass es sich bei diesem Druckgebilde um einen ehemaligen Hurrikan handelt, welcher bis in unsere Breiten vordrang, allerdings in abgeschwächter Form. Bei Hochdruckgebieten kommt es aufgrund des hohen Druckes zu Absinkbewegungen von Luftmassen, welche dadurch erwärmt werden und mehr Wasser aufnehmen können. Dadurch resultierend lösen sich die Wolken oft auf. Dies ist sehr gut anhand der Sonnenstunden im Norden Spaniens zu sehen. Gab es am Vortag wegen einem kleinräumigen Tiefdruckgebiet nicht eine einzige Minute am ganzen Tag, kamen an diesem Tag bis zu 9 Sonnenstunden zusammen. Beispielsweise im Nordwesten des Landes nahe Viveiro, wo sich an der Station Estaca de Bares, welche den nördlichsten Punkt Spaniens und der Iberischen Halbinsel markiert, am Vortag die Sonne gar nicht zeigte, konnten dort am 20. November knapp 8 Sonnenstunden registriert werden.

Am 21. November um 00 UTC war das Hochdruckgebiet komplett über Mitteleuropa zu verorten. Sein Zentrum lag mit einem Druck von über 1035 hPa über Deutschland. Allerdings war sein Einflussbereich enorm geschrumpft, so reichte die Nord-Süd-Ausdehnung nur noch einige 100 km weit, etwa von Dänemark im Norden bis zum nördlichen Teil des Adriatischen Meeres im Süden. Hoch UDO war sowohl im Norden als auch im Süden von Tiefdruckgebieten begrenzt. Auch im Westen grenzten ihn an diesem Tag Ausläufer von Tief ex-ETA ein. Mit den Wolkenauflösungen bei Hochdruckgebieten geht auch weniger Niederschlag mit einher. Gab es in Deutschland verbreitet vor Eintreffen des Hochs noch 12-stündige Niederschlagswerte im mittleren einstelligen Bereich, im Süden sogar bis zu 17 l/m², so regnete es am 21. November im Großteil des Landes kaum noch. Einige kleine Schauer gab es allerdings noch durch den großen Temperaturunterschied in bodennahen Luftschichten und der höhenkalten Luft, zumeist im Norden des Landes. Diese lagen jedoch unter 2 l/m². Auch die Windgeschwindigkeiten sinken innerhalb von Hochdruckgebieten. So gab es vor Eintreffen des Hochs UDO im Norden des Landes an den Küsten Windgeschwindigkeiten von über 103 km/h, was Stärke 11 auf der Beaufort-Skala entspricht. Am 20. sowie am 21. November beruhigte sich der Wind allerdings wieder und es waren nur maximale Böen von unter 50 km/h zu messen. Etwas weiter im Landesinneren, wie beispielsweise an der Station in Brake, einer Station im Nordwesten von Bremen, gab es sogar teilweise nur Böen von 28 km/h.

 

Innerhalb der folgenden beiden Tage schwächte sich das Hochdruckgebiet UDO etwas ab, zog aber trotzdem weiter gen Osten. Es lag am 23. November um 00 UTC mit einem Druck im Zentrum von über 1030 hPa westlich des Schwarzen Meeres etwa über Belgrad. Sein Einflussbereich erstreckte sich über das Schwarze Meer und über Griechenland. Bei Hochdruckeinfluss entsteht oft Nebel, wie auch an diesem Tag. So wurde beispielsweise an der Station Sjenica, einer Kleinstadt in Serbien 15 Stunden Nebel registriert. Er begann gegen 22 Uhr des 22. Novembers und ging bis 13 Uhr des 23. Novembers. Ebenfalls wurde verbreitet im Einflussbereich feuchter Dunst beobachtet. Bei feuchtem Dunst herrscht eine Sichtweite von unter 8 km, bei Nebel sogar nur eine von unter 1 km. Abschließend brachte Hoch UDO seinem Einflussbereich noch ein letztes Mal viel Sonne, dies allerdings nur dort, wo sie den Nebel durchdringen konnte. So beispielsweise an den Stationen auf dem Kopaonik, einem Gebirge in Südserbien, wo knapp 8 Stunden, an der Station in Sarajevo, wo knapp 6 Stunden, oder in Belgrad, wo 5 Stunden gemessen wurden.

Aufgrund der Höhenströmung, welche das Hochdruckgebiet immer weiter nach Osten drückt und des Anwachsens von Hochdruckgebiet VALENTIN im Westen nahe Stuttgart, war die Antizyklone UDO am 24. November nicht mehr auf dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte ersichtlich und wurde deshalb folgend nicht mehr auf ihr verzeichnet.