Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
ULRIKE
(getauft
am 06.11.2015)
Am 06.11.2015 bildete sich über dem
westlichen Alpenraum südlich der Frontenausläufer der Tiefdrucksysteme ZIAD und
ALBERT ein Gebiet hohen Luftdruckes aus, welches von den Meteorologen der Berliner
Wetterkarte auf den Namen ULRIKE getauft wurde. Dieses entwickelte sich im
Verlauf des Tages zu einem Hochdruckgebiet mit einem Kerndruck von knapp über
1027 hPa.
Bis 01 Uhr MEZ des 07.11. hatte sich das
Hoch ULRIKE weiter verstärkt und ausgedehnt. Es reichte vom östlichen Spanien
über Südfrankreich und Norditalien bis nach Ungarn. Das Gebiet höchsten Druckes
befand sich mit über 1030 hPa weiterhin über dem Alpenraum. An der Westseite
wurden dabei mit einer südlichen Strömung warme maritime Luftmassen
subtropischen Ursprungs nordwärts bis in den Südwesten Deutschlands geführt, in
den Süden Frankreichs war sogar eine maritime Luftmasse tropischen Ursprungs
herangeführt worden. Diese sorgten im Zusammenspiel mit dem fast ungetrübten
Sonnenschein dafür, dass am 07.11. in diesen Regionen für November ungewöhnlich
warme Tageshöchsttemperaturen erreicht wurden. Entlang des Oberrheins wurde um
20°C gemessen, der Höchstwert mit 23,2°C auf dem Flugplatz in Freiburg. Im
französischen Brive erwärmte sich die Luft auf
25,6°C, wodurch selbst zu dieser Jahreszeit nochmals ein Sommertag registriert
wurde, für den die Maximaltemperatur mindestens 25°C betragen muss.
Im Folgenden verlagerte sich das Zentrum
des Hochdruckgebiets ULRIKE langsam nach Nordwesten und befand sich mit einem
Kerndruck von knapp unter 1030 hPa am 08.11. um 01 Uhr MEZ im Bereich der
Vogesen. Der Einflussbereich hatte sich mittlerweile auf den gesamten
westlichen und mittleren Mittelmeerraum sowie Frankreich und Süddeutschland
ausgeweitet. Auch im 500-hPa-Niveau, was einer Höhe von etwa 5,5 km über dem
Erdboden entspricht, war das Hochdruckgebiet im südwestlichen Europa sehr
ausgeprägt vorzufinden. Mit der Südströmung auf der Westseite des
Hochdruckgebiets ULRIKE wurden nach wie vor warme und trockenere Luftmassen
subtropischen Ursprungs nach Frankreich und weiter nordwärts geführt. Entlang
des Oberrheins wurden 7 bis 8 Sonnenstunden registriert und Tageshöchstwerte
von über 20°C erreicht. Entlang des Golfs von Biskaya wurden sogar bis zu 10
Sonnenstunden gemessen und Temperaturen von bis zu 29,0°C im französischen Socoa und 30,0°C im nordspanischen Santander erreicht.
Während vom Nordwesten her
Tiefdruckausläufer vom Atlantik über Mitteleuropa wieder verstärkt das
Wettergeschehen beeinflussten, verstärkte sich das Hochdruckgebiet ULRIKE im
westlichen Mittelmeerraum deutlich und erreichte in seinem Zentrum, welches
sich zwischen den Balearen und Sardinien befand, am Morgen des 09.11. einen
maximalen Luftdruck von über 1032 hPa. Zudem hatte sich das Hoch ULRIKE weiter über
das östliche Mittelmeer ausgedehnt, weshalb der 09.11. im gesamten
Mittelmeerraum ein ausgesprochen sonniger Tag wurde. Lediglich im Umfeld der
Pyrenäen und bei auflandigem Wind in Nordspanien schaffte es die Sonne kaum,
den in der Nacht zuvor gebildeten Nebel und Hochnebel aufzulösen. Dort, wo die
Sonne den gesamten Tag scheinen konnte, stieg die Temperatur oftmals auf über
25°C. Im spanischen Cordoba erwärmte sich die Luft auf 26,5°C, im
süditalienischen Marina di Ginosa auf 28,2°C und im
griechischen Lamia sogar auf 28,9 °C.
Im Tagesverlauf des 09.11. verlagerte sich
das Gebiet höchsten Druckes von knapp 1033 hPa in Richtung spanisches
Festland. Dabei bildete sich in der Nacht und in den Frühstunden des 10.11.
erneut teils dichter Nebel entlang der spanischen, portugiesischen und
südfranzösischen Küste sowie im Bereich der Pyrenäen aus. Diesen schaffte die Sonne
vor allem im französisch–spanischen Grenzgebiet und an den nordspanischen
Küsten im Tagesverlauf nicht aufzulösen. Dort stiegen dementsprechend die
Temperaturen auf nicht mehr als 16 bis 20°C an, während weiter südlich in
Cordoba mit 26,9°C erneut Tageshöchsttemperaturen von über 25°C gemessen wurden.
In der Nacht zum 11.11. zog das Zentrum des
Hochs ULRIKE zum westlichen Alpenraum, schwächte sich dabei jedoch leicht ab,
der Luftdruck im Zentrum betrug noch ca. 1031 hPa. Auf dem spanischen Festland,
wo es die Nacht über oftmals sternenklar blieb, sanken die Temperaturen stark
ab. In Molina de Aragon, einem Ort ca. 100 km nordöstlich
von Madrid, wurden Tiefstwerte von -1,6°C gemessen, obwohl dort tags zuvor noch
Höchstwerte von 22,7°C erreicht wurden. Dahingegen bildete sich über Frankreich
flächendeckend teils dichter Nebel aus, wobei die
Sichtweiten in den Tälern der Garonne, der Rhône, der
Loire und der Seine nur wenige hundert Meter betrugen. Am Tage wurde dieser
jedoch besonders im südlichen Bereich rasch aufgelöst, weshalb es erneut von
Spanien über das südliche Frankreich bis in den westlichen Alpenraum viele
Sonnenstunden mit Höchsttemperaturen um und über 20°C gab.
Bis zum 12.11. hatte sich das
Hochdruckgebiet ULRIKE kaum verlagert, wodurch sich in den Regionen, in denen
in der Nacht zuvor schon Nebel aufgetreten war, erneut welcher entstand. Mit
einem zentrumsnahen Luftdruck von unter 1030 hPa hatte sich das Hoch ULRIKE jedoch
weiter abgeschwächt. Im Verlauf des 12.11. schwächte sich das Hoch ULRIKE immer
weiter ab, sorgte in den gleichen Regionen wie tags zuvor für viel
Sonnenschein, jedoch fielen die Tageshöchstwerte geringer aus.
Bis zum Morgen des 13.11. hatte sich das
Hochdruckgebiet ULRIKE soweit abgeschwächt, dass die Antizyklone ULRIKE auf den
Analysekarten der Berliner Wetterkarten an diesem Tag nicht mehr analysiert
werden konnte.
Das Hoch ULRIKE hatte insgesamt über eine
Woche lang das Wettergeschehen im südwestlichen Europa beeinflusst und dabei
für viel Sonnenschein und vor allem in Frankreich und dem südwestlichen
Deutschland für diese Jahreszeit ungewöhnlich hohe Temperaturwerte gesorgt.
Geschrieben
am 14.12.2015 von Maximilian Steinbach
Berliner
Wetterkarte: 10.11.2015
Pate:
Ulrike Bieritz