Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet ULRIKE

(getauft am 12.05.2015)

 

Hochdruckgebiete sind die Bereiche in der Atmosphäre, in welchen die Luftmassen Absinkprozessen unterworfen sind. Solche Druckgebilde erreichen im Durchmesser ca. 1000 Kilometer und können somit großflächige Regionen beeinflussen. Da sich die Luft beim Absinken erwärmt, lösen sich die Wolken innerhalb des Hochdruckgebietes meist auf, so dass über der betroffenen Region ein sonnenscheinreiches, heiteres Wetter herrscht.

Am 12.05. bildete sich über dem Ostatlantik ein Hochdruckgebiet, welches das europäische Wetter bestimmen sollte. An demselben Tag wurde das Hoch auf den Namen ULRIKE getauft. Der Luftdruck im Hochdruckzentrum betrug zu diesem Zeitpunkt über 1020 hPa und befand sich ca. 400 Kilometer nördlich von Galicien, der nordwestlichsten Region Spaniens. Dabei entstand eine Hochdruckbrücke, bei der die Antizyklone ULRIKE mit dem über Osteuropa liegenden Hoch TINA verbunden war. In dieser Nacht brach die Wolkendecke über Südeuropa vermehrt auf, an machen Orten wurde auch Nebel registriert. Dabei liegt die warme Luftschicht über einer kalten Luftschicht und blockiert den Aufstiegsprozess. Das Phänomen der Nebelbildung findet dabei oft in den Nacht- und Morgenstunden statt, da die in der unteren Schicht festgehaltene Feuchtigkeit dank der absinkenden Temperatur kondensiert.

Am Tage meldete die meteorologische Station in Brüssel eine Temperatur von maximal 20°C bei wolkenlosem Himmel, in Madrid wurde eine Höchsttemperatur von 34°C verzeichnet und nur wenige Wolken am Himmel registriert. So ein Temperaturanstieg ist recht ungewöhnlich – die durchschnittliche Maximaltemperatur für diesen Monat in Madrid liegt nur bei 21,4°C.

Weiterhin verlagerte sich die Antizyklone mit der Strömung ein wenig nach Nordosten und erreichte am 13.05. um 00 UTC, was 01 Uhr MEZ entspricht, mit ihrem Zentrum den Ärmelkanal. Der Druck im Zentrum blieb stabil und das Hoch ULRIKE war mit zwei anderen namenlosen Zyklonen über dem westlichen Mittelmeer und der Antizyklone TINA über dem Balkan verbunden. So verdrängte das Hochdruckgebiet ULRIKE die Zyklone BENEDIKT weiter nach Nordosten und gewann somit an Einfluss über weiten Teilen Westeuropas. Die meteorologische Station am Dubliner Flughafen meldete tags zuvor eine geringe Sonnenscheindauer von nur  0,6 Stunden, bedingt durch die Ausläufer des Tiefs BENEDIKT. Am 13.05. brachte das Hoch ULRIKE Wolkenauflösung mit sich und im Laufe des Tages wurden fast 10 Sonnenscheinstunden über der Irischen Hauptstadt registriert. Die Temperatur stieg jedoch nicht erheblich an, nur auf knapp 15°C, da die vom Norden im Urzeigersinn transportierte maritime Arktikluft in die Region herangeführt wurde.

Die weitere Verlagerung des Hochs ULRIKE nach Norden bis zum 14.05. brachte insbesondere Skandinavien und weiten Teilen vom Europäischen Nordmeer einen heiteren Witterungsabschnitt. Die Höhenwetterkarte für 500 hPa, die die Druckverteilung im Niveau von ca. 5,5 Kilometer widerspiegelt, zeigte einen gut ausgeprägten Höhenkeil. Dieser Vorstoß der warmen Luft drängte sich weit nach Norden vor.

Die Antizyklone ULRIKE erstreckte sich in den nächsten zwei Tagen von Spitzbergen quer über Westeuropa bis nach Frankreich. In den einfließenden Luftmassen arktischen Ursprungs wurden in Tórshavn 6°C, in Edinburgh 11°C und in London 10°C als Höchsttemperatur am 14.05. gemessen.

Beispielweise bescherte die Antizyklone ULRIKE am 14.05. und 15.05. der regenreichsten Stadt Europas Bergen sonnenscheinreiches und heiteres Wetter mit maximal 14°C. Bereits ab dem 16.05. kehrte in die zweitgrößte Stadt Norwegens das gewöhnliche Wetter mit vielen Niederschlägen und hohem Bewölkungsgrad zurück. Im Laufe des 15.05. wurde das Hoch ULRIKE, das sich kurzzeitig in zwei Zentren mit einem stabil bleibenden Druck von 1020 hPa aufgeteilt hat, von der Zyklone DIETHELM weiterhin Richtung Nordosten getrieben. So befand sich das Hochdruckgebiet mit seinem leicht abgeschwächten Zentrum in der Nacht zum 16.05. ca.   200 Kilometer nordwestlich von der norwegischen Stadt Tromsø. Der Einflussbereich des Hochs ULRIKE verringerte sich und verschob sich noch mehr in Richtung Norden, so dass sich die Wolkendecke über dem Norden Skandinaviens auflöste.

In der Nacht zum 17.05. lag das Zentrum der Antizyklone ULRIKE mit einem auf über 1015 hPa gesunkenen Druck nicht weit weg von dem nördlichsten Punkt der Skandinavischen Halbinsel. Der Norden der Region profitierte davon in hohem Maße. Kirkenes befand sich von 17.05. bis 20.05. im Einflussbereich des Hochs. Im Laufe dieser Zeit erwärmte sich die Luft in Kirkenes dank kontinuierlicher Sonneneinstrahlung von ca. 2°C am 17.05. bis auf 13°C am 20.05.

Unter weiterer Verlagerung nach Nordosten befand sich die Antizyklone ULRIKE am 17.05. über dem Europäischen Nordmeer. Die Hochdruckbrücke, die das Hoch ULRIKE und ein namenloses Hoch über Spitzbergen erzeugten, beschränkte sich auf die weiten Teile von Nordwestrussland, dem Barentssee, des Europäischen Nordmeeres und Grönlandsee. In der am Weißen Meer liegenden Stadt Archangelsk stieg die Temperatur nach Durchgang einer Warmfront auf milde 23°C, tags zuvor wurde als Höchsttemperatur nur 18°C registriert. Die nordrussische Stadt Narjan Mar meldete am 18.05. um 01 Uhr MEZ Nebel, der für Hochruckgebiete typisch ist. In Murmansk stieg die Maximaltemperatur um 2 Grad auf 5°C im Vergleich zum Vortag.

In der Nacht zum 19.05. befand sich das Hoch ULRIKE über der nordrussischen Karasee mit einem leicht auf 1020 hPa gestiegenen Luftdruck.

Im Laufe des Tages verlagerte sich der Hochdruckwirbel ULRIKE so weit nach Nordosten, dass die Antizyklone ULRIKE nicht mehr als eigenständiges Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte aufgeführt werden konnte.

 


Geschrieben am 10.08.2015 von Anastasia Karb

Berliner Wetterkarte: 12.05.2015

Pate: Ulrike Kipka