Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet URS

(getauft am 24.05.2014)

 

Im Tagesverlauf des 24.05. bildete sich hinter der Kaltfront des Tiefdruckkomplexes ZEYNEP ein Zwischenhoch aus, welches in der Prognose für den Folgetag auf den Namen URS getauft wurde. Um
14 Uhr MESZ lag das Zentrum der Antizyklone mit einem Kerndruck von ca. 1018 hPa über den Vogesen. Die Wetterwirksamkeit des Hochs erhöhte sich erst im Tagesverlauf. Während zunächst Teile Ostfrankreichs, der Schweiz und Süddeutschlands von Wolken bedeckt waren, lockerten sie zusehends auf. Somit schien die Sonne z.B. in Genf 12 Stunden lang. In Besancon registrierten die Messgeräte noch 10 Stunden Sonnenschein, ebenso am Flughafen in München. In Deutschland wurde es in der eingeflossenen kühlen Meeresluft trotz des Sonnenscheins nicht wärmer als 25°C, was die Station Regensburg-Oberhub als Höchstwert meldete. In Ingolstadt erhöhte sich die maximale Temperatur im Vergleich zum Vortag von 17°C auf 21°C.

Am Folgetag um 02 Uhr MESZ lag das Zentrum der Antizyklone URS mit einem Kerndruck von ca. 1022 hPa über dem Norden Bayerns. Die Nacht verlief in Teilen Deutschlands teils klar, was in der kühlen Meeresluft zu für Ende Mai sehr kalten Tiefsttemperaturen führte. Bad Königshofen in der Rhön meldete 3°C als Minimum, im belgischen Elsenborn nahe der deutschen Grenze wurden sogar 2°C gemessen. Trotz dessen, dass der Boden im Sommer nicht so stark auskühlt wie im Winter wurde im ostfranzösischen Nancy 0°C in 5 cm Höhe über dem Erdboden registriert. Abgesehen von wenigen Ausnahmen schien die Sonne an diesem Tag 10 bis 15 Stunden lang. Besonders viel Sonnenschein wurde an den Stationen Kap Arkona, Potsdam oder auch Prag registriert. Durch die starke Einstrahlung der Sonne erwärmte sich die ehemals kühle Meeresluft zum Teil auf sommerliche Höchsttemperaturen. Besonders stark war dieser Effekt in Nürburg, wo die Temperatur um 6 Grad auf 21°C anstieg. Einen Sommertag, wofür die Temperatur mindestens 25°C betragen muss, durfte die brandenburgische Station Lindenberg mit 26°C vermelden, während am Vortag dort auch nur 21°C gemessen wurden. Dass diese Erwärmung durch den Einfluss der Bodenbeschaffenheit ausgelöst wurde, kann man an dem deutlich geringeren Ansteigen der Maximalwerte auf den Berggipfeln erkennen. Auf dem Feldberg erhöhte sie sich von 10°C auf 13°C und auf der Zugspitze sogar nur um 1 Grad auf 4°C. Dies sieht man auch anhand der Temperatur in etwa 1,5 km Höhe, die gerne zur Bestimmung der Art der Luftmasse herangezogen wird, weil sie nicht mehr von den bodennahen Temperaturen abhängt. Dort konnte man erkennen, dass diese Temperatur zum Beispiel in der Region Lindenberg bei etwa 8°C gleich blieb, während es am Boden 5 Grad wärmer wurde, als am Vortag. Damit vergrößerten sich  auch die Temperaturgegensätze mit der Höhe, was einer zunehmenden Labilisierung der Atmosphäre gleichkommt.

Das Hoch URS hatte sich bis zum 26.05. um 02 Uhr MESZ weiter nach Norden verlagert, wo es zu diesem Zeitpunkt mit ca. 1023 hPa über Jütland lag. Der Einfluss des Hochs weitete sich dabei auch auf Südschweden und Polen aus. Die Nacht verlief deutlich milder als jene zuvor, was vor allem an den höheren Tageshöchsttemperaturen und der stärkeren Bewölkung im Umfeld der Tiefs ZEYNEP und ANNETRAUT lag. Trotz dessen betrug im dänischen Billund die minimale Temperatur 7°C. Das Wetter gestaltete sich in Deutschland an diesem Tag sehr unterschiedlich. Während im Norden und Nordosten die Sonne bis zu 16 Stunden lang schien, was zu dieser Zeit das maximal astronomisch mögliche ist, schien sie im Westen und Südwesten wegen des Tiefdruckeinflusses der Zyklone ANNETRAUT kaum. Auch in Teilen Polens und des Baltikums wurden von den Messgeräten einige Sonnenstunden registriert, im polnischen Elblag sogar 15 Stunden. Während in Seehausen 27°C als Höchstwert gemessen wurde, führte der Seewind an der noch kühlen Ostsee zu deutlich niedrigeren Temperaturen wie z.B. 18°C am Kap Arkona. An der Südspitze Norwegens in Lindesnes wurde sogar nur 12°C als Höchsttemperatur gemessen, da hier die umliegenden, kühlen Wassermassen des Skagerraks Einfluss nahmen.

Schon im Verlauf dieses Tages wurde das Hoch URS in das Zirkulationssystem des deutlich stärkeren Hochs VINKO über dem Nordmeer aufgenommen, sodass es am nächsten Tag nicht mehr als eigenständiges Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 

 

Geschrieben am 18.07.2014 von Dustin Böttcher

Berliner Wetterkarte: 25.05.2014

Pate: Urs Würsch