Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
UTA
(getauft
am 24.04.2011)
Am
22.04. konnte über der Nordostküste der USA ein neues Hochdruckgebiet auf der
Bodendruckkarte der Berliner Wetterkarte analysiert. Das Hoch hatte bereits
einen Kerndruck von 1028 hPa und verlagerte sich mit der Höhenströmung ostwärts
über den Atlantik. Durch die antizyklonale, also im Uhrzeigersinn verlaufenden,
Drehung von Hochdruckgebieten, wurde ein Gebiet wärmerer Höhenluft über den
Bermuda-Inseln herangeführt. Im Laufe des 24.04. lag das Hoch mit seinem bis
dahin höchsten Kerndruck von etwa 1035 hPa südlich von Neufundland. Am gleichen
Tag wurde dieses Hochdruckgebiet in der Prognose für den nächsten Tag auf den
Namen UTA getauft. Am folgenden Tag lag die Antizyklone UTA mit einem Kerndruck
von 1030 hPa südlich von Grönland über dem mittleren Nordatlantik. Zwischen dem
nach Osten vorauslaufenden Trog und einem sich über den Azoren entwickelten
Kaltlufttropfen verlangsamte sich die Höhenströmung und es konnte sich ein zum
Wirbel UTA zugehöriges Höhenhoch ausbilden. In dem von Hoch UTA beeinflussten
Bereich über dem Nordatlantik sorgte großräumiges Absinken der Luft dafür, dass
dort kaum Wolken vorhanden waren. In der Nacht zum 26.04. erreichte das Hochdruckgebiet
UTA Irland und die Britischen Inseln. Trotz des verbreitet sonnenscheinreichen
Wetters waren die Tageshöchsttemperaturen mit Werten zwischen 12 und 19°C
vergleichsweise kühl. Der Grund hierfür liegt in der mitgeführten Luftmasse, nordatlantische
Subpolarluft, die kaum höhere Temperaturen zugelassen hat. In der folgenden
Nacht weitete der Wirbel UTA seinen Einfluss bis über den skandinavischen Raum
aus. Dabei sanken die Temperaturen aufgrund der verbreitet ungehinderten
Ausstrahlung und bei fast Windstille deutlich in den einstelligen Bereich. In
Dublin und Glasgow trat mit einer 2m-Temperatur von 2°C, sowie in Edinburgh mit
0°C sogar leichter Bodenfrost auf. Am 28.04. bildete sich über der Nordsee in
der Höhe ein neues kräftiges Höhenhoch aus. Damit konnte sich Hoch UTA mit seinem
Zentrum über Skandinavien endgültig etablieren und sich der nun weiter nördlich
verlaufenden West-Ost-Strömung entziehen. Die Subpolarluft, die auch schon über
den Britischen Inseln das Wetter bestimmte, sorgte nun auch in Norwegen,
Schweden und Finnland für ähnliche Temperaturen. Beispielsweise stiegen die
Tageshöchstwerte in Göteborg, Uppsala, Bergen und Oslo auf 17 bis 20°C und
sanken in der Nacht sehr stark ab. Mit Tiefstwerten um oder sogar leicht unter
dem Gefrierpunkt in 2 Meter Höhe trat auch hier verbreitet leichter Bodenfrost
auf. Am gleichen Tag gelangte auch ein Bereich von Schleswig-Holstein bis
Usedom in den Einflussbereich von Hoch UTA. Hier schien die Sonne 10 bis 12
Stunden, während die Sonnenscheindauer im Rest des Landes durch die
langgezogene Kaltfront eines Tiefs mit Zentrum über dem Ural mit 4 bis 8
Stunden sehr unterschiedliche Werte erreichte. Durch den von der noch kühlen
Ostsee her wehenden Nordostwind, erreichten die Höchstwerte auf Rügen und
Usedom nur 9 bis 10°C. Weiter in Richtung Schleswig-Holstein und ins
Landesinnere lagen die Höchstwerte mit 17 bis vereinzelt 24°C deutlich höher. In
den folgenden Tagen verlagerte sich das Zentrum des Wirbels UTA von Norwegen
über die norwegische Küste zum Nordkap. Am 01.05. erreichte die Antizyklone
ihre größte Ausdehnung. Sie erstreckte sich im Norden von Spitzbergen bis in
den Süden nach Weißrussland und im Westen von Irland bis in den Osten zum Ural.
In diesem großräumigen Gebiet gehörten Kiew mit 23°C, sowie London und
Bournemouth mit je 22°C zu den wärmsten Stationen. Auch die Nordhälfte
Deutschlands wurde weiterhin durch das Hoch UTA mit einer Sonnenscheindauer von
13 bis 14 Stunden und Höchsttemperaturen bis 20°C beeinflusst. Die inzwischen
zu einer Subpolarluft umgewandelte wärmere Luftmasse ermöglichte diese höheren
Tagestemperaturen. Mit einem sich schon abschwächenden Kerndruck von etwa 1031
hPa verlor das Hochdruckgebiet UTA langsam an Einfluss auf das nordeuropäische
Wettergeschehen. Vom Europäischen Nordmeer verlagerte sich das Hochzentrum bis
zum 04.05. wieder nach Süden zur Nordsee und beeinflusste erstmalig ganz
Deutschland. Trotz eines zwischenzeitlich tieferen Kerndruckes von 1024 hPa
konnte sich das Hoch UTA mit der Verlagerung von Mitteleuropa nach Südosteuropa
nochmals auf 1029 hPa verstärken. Die Luftmasse innerhalb von Hoch UTA wurde
nun als erwärmte Festlandsluft eingestuft. Auf der wärmeren Westseite stiegen
die Höchsttemperaturen z.B. in Florenz und Bozen bis auf 26°C, auf der kälteren
Ostseite nur bis zu 19°C, wie z.B. in Zagreb und Ljubljana. Im Laufe des 08.05.
verlagerte sich das Zentrum von Hochdruckgebiet UTA über die Adria zur
Mittelmeerküste Libyens und tauchte dort mit einem Kerndruck von nur noch 1021
hPa und einer langen Lebensdauer von 17 Tagen letztmalig auf Analysekarte der
Berliner Wetterkarte auf.
Geschrieben am 09.06.2011 von Matthias Treinzen
Berliner Wetterkarte: 27.04.2011
Pate: Uta Ramme-Stolz